Was hat eigentlich die EU mit einer Pizza zu tun? Die Frage kam neulich in Brüssel auf. Mitten im Sommer hatte das Studium generale nach Belgien eingeladen. Unterstützt von der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) ging es unter dem Motto „Wie wir wurden, wer wir sind“ für 22 Reisende per Zug in die „Hauptstadt“ der EU. Wie es dort so war? Erfahren wir jetzt von HTWK-Studentin Elisabeth Prosch (22).
Es hatte sich eine interessante Reise-Konstellation eingefunden. Die eine Hälfte bestand aus uns: HTWK-Studierenden. Der Rest der Gruppe waren „normale“ Bürger aus Sachsen. Das Arrangement ermöglicht hatte unser „Reisepartner“, die SLpB, die auch einen ihrer Referenten als Begleiter an Bord geschickt hatte.
„Superzungen“ schaffen sprachliche Einheit im EU-Parlament
In Brüssel eingetroffen, führte uns der erste Weg gleich ins EU-Parlament. Bei einer Führung war zu erfahren: Bei den noch 28 Mitgliedsstaaten gibt es insgesamt 24 Amtssprachen. Dies bringe einen enormen Übersetzungsaufwand mit sich – und führte zur Frage, wie viel davon eigentlich richtig in die jeweilige Sprache übersetzt wird. Laut Besucherdienst ergab eine Analyse, dass 97 Prozent des Gesagten auch richtig herüberkommt. „Superzungen“, sagt man zu den vielen Dolmetschern dort. „Vielfalt geeint“ ist das Motto des Europäischen Parlaments. Und da müssen immer wieder neue Brücken gebaut werden, damit ein friedvolles Europa existieren kann.
Gänsehautmomente im Haus der europäischen Geschichte
Die nächste Brücke führte uns dann ins Haus der europäischen Geschichte. Wie entstand Europa? Was zeigt uns die Geschichte? Ausgestattet mit interaktiven Tablets „liefen“ wir von den Anfängen der Antike bis in die Gegenwart. Beim Passieren der Vitrinen wurden die jeweiligen Informationen eingespeist. Und durch die multimediale Ausstattung kam es zu einigen Gänsehautmomenten. Als wir einen dunklen Raum betraten, startete automatisch ein Video über den 2. Weltkrieg. So eine Ausstellung macht Geschichte lebendig.
Waterloo – Napoleons letzte Schlacht
Ein weiteres Großereignis der europäischen Geschichte war, unweit von Brüssel, die Schlacht bei Waterloo. Dort angekommen, erklärte der mitgereiste Studium-generale-Historiker Dr. Thomas Kirstein den Ablauf der Schlacht. Der Blick vom Löwenhügel auf die Felder und Wälder hatte etwas Groteskes. Hier waren an weniger als einem Tag fast 50.000 Soldaten aus sieben verschieden Ländern gefallen. In solchen Momenten wird umso mehr bewusst, wie wichtig ein friedliches Europa ist.
Ein Europaabgeordneter spricht über seinen Alltag
Dem Blick in die Vergangenheit der europäischen Geschichte folgte der Blick in die Zukunft. Und zwar aus den Augen von Dr. Peter Jahr. Beim Treffen mit dem Europaabgeordneten aus Sachsen antwortete der auf die Frage nach dem Zustand der EU in zehn Jahren eher vorsichtig: Man müsse die EU zunächst einmal „am Laufen“ halten, kleine Schritte gehen. „Was dann weiter geschieht und ob es einmal die Vereinigten Staaten von Europa geben wird, ist dann Sache der nächsten Generationen.“
Noch auf dem Programm, unter anderem: das Flämische Parlament, eine historische Stadtbesichtigung, der Besuch des königlichen Palastes (König laut Flagge anwesend!). Und natürlich blieb am Abend immer noch genug Zeit für Stadterkundung auf eigene Faust, zum Beispiel im ältesten Jazzclub von Brüssel. Studenten und Nicht-Studenten aus verschiedenen Nationen kamen ins Gespräch, manch eine europäische Frage wurden bis spät in die Nacht diskutiert. Die Mischung der eigenen Gruppe war ein großer Gewinn: Studenten im Gespräch mit Berufstätigen – allseits bereichernd!
Und was hat dies alles mit Pizza zu tun? Nun, so wie die unterschiedlichen Länder der EU kommen die Zutaten für eine Pizza oft aus unterschiedlichen Regionen Europas. Zusammen bilden sie ein großes Ganzes. Wer das aber genau wissen möchte, der sollte die Sonderausstellung „Interaktion“ im Haus der europäischen Geschichte in Brüssel besuchen.
Text und Fotos: Elisabeth Prosch