Gabi Rödel gewann 2019 beim 43. Leipzig Marathon für die HTWK den Halbmarathon im Inlineskaten – die sportliche Bauingenieurin ist auch beim Stadtradeln 2019 für die HTWK dabei
Am 14. April 2019 war das Wetter eher schlecht. Kälte und Regen setzten den Aktiven beim diesjährigen Leipzig Marathon zu. „Genau beim Startschuss fing es an zu regnen. Wir schlitterten über die Straßen, es war gefährlich. Alle sind sehr vorsichtig gefahren. Aber der Lauf insgesamt war nicht so anstrengend, weil wir ja automatisch langsamer gefahren sind. Ich war am Ende nicht ausgepowert. Das Fahren bei Regen hatte ich sogar zuvor einmal am Cospudener See getestet und fühlte mich deshalb recht sicher, bin mein Tempo gefahren. Mit knapp 59 Minuten brauchte auch ich rund zehn Minuten länger als üblich für die 21,0975 Kilometer“, erinnert sich Gabi Rödel. Das bescherte ihr den Gesamtsieg – überraschend für sie, denn zuerst bekam sie davon gar nichts mit: „Es war unglaublich kalt und ich war komplett durchnässt. Aus meinen Inlinern konnte ich das Wasser ausschütten. Deswegen bin ich nach dem Lauf nur noch nach Hause und in die Badewanne.“ Als Gabi Rödel dann die Ergebnisse recherchierte, fand sie ihren Namen auf Platz 1.
Die Freude war groß: „ich wollte einmal auf dem Treppchen stehen, da bin ich schon ehrgeizig“, gibt sie zu. In ihrer Altersklasse war sie schon des Öfteren erste, in der Gesamtwertung aber landete sie meist auf einem undankbaren 5. Platz. Was sie besonders am Leipzig Marathon mag: „Das Gruppengefühl ist vor allem beim Inlinern gut – man ist nicht so allein wie beim Rennen. Mal fährt der eine schneller und zieht die anderen mit, mal ist jemand anderes der ‚Hase‘. So kann man sich seine Kräfte gut einteilen.“
Sportliche Familie
Der Sport zieht sich durch ihr Leben. Gabi Rödel wuchs in einer sportbegeisterten Familie im erzgebirgischen Oelsnitz auf. Vor allem Vater und Bruder teilen die Leidenschaft für die Leichtathletik, sie selbst war bis zur 8. Klasse als Leichtathletin im Leistungssport aktiv. Mit 16 legte sie ihre Trainerlizenz für Gymnastik, Aerobic und Fitness ab. „Powerfitness“ - ein hochintensives Intervalltraining mit einem Wechsel von Aerobicteilen mit intensivem Muskeltraining - und das Laufen bzw. Rollen oder „Inlinern“ sind heute für die 44-jährige Ausgleich zum Alltag. 1994 war sie zum Bauingenieurwesen-Studium an die HTWK Leipzig gekommen. Ein Aufbaustudium, einen Job und zwei Söhne später kehrte Gabi Rödel 2008 an die Hochschule zurück, wo sie seitdem in der Fakultät Bauwesen in verschiedenen Projekten – z. B. Studifit und im Forschungsmanagement der G² Gruppe Geotechnik - tätig ist. Und seit nunmehr 25 Jahren, also schon seit Studienbeginn, ist sie Übungsleiterin für Aerobic beim HTWK-Hochschulsport.
Ihre Trainingseinheiten absolviert sie meist am Cospudener See, wo sie mit ihrer Familie wohnt – was liegt da näher, als das Gewässer regelmäßig zu umrunden? Die 25 Kilometer – zwei Runden ums Wasser - gönnt sie sich einmal die Woche. „Dann fühle ich mich frei, kann meinen Gedanken nachhängen“, so Rödel. Mit dem Laufen ging es los – bis ihr Mann ihr vor ein paar Jahren zum Geburtstag Inlineskates schenkte. Seitdem rollt sie am liebsten, inzwischen auf sogenannten Speed-Skates (die Einordnung hängt vom Durchmesser der Rollen ab – üblich sind 85 Millimeter, bei der Speed-Variante 100 Millimeter oder auch 110mmm und teilweise nur drei Rollen sowie ein kurzer Schaft). Da ist es nur konsequent, dass sie auch beim Leipzig Marathon nicht mehr läuft, sondern rollt.
Auf zu neuen Ufern
Ihren ersten Lauf über zehn Kilometer vor gut zehn Jahren absolvierte Gabi Rödel noch klassisch, 2014 dann erstmals im Starterfeld der Inlineskater und –skaterinnen. Beim Breitensport rollen Männer und Frauen gemeinsam – immerhin rund 400 Teilnehmende sind alljährlich in Leipzig am Start. Dass sie ihren Sportsgeist mit ihrer Familie teilt, verwundert wohl nicht. Ihr Mann - den sie übrigens beim Studium an der HTWK kennenlernte - war in seiner Jugend aktiver Geher, ihr jüngerer Sohn besucht die Sportschule, auch er ein Leichtathlet.
Übrigens – der Cospudener See ist für Gabi Rödel natürlich nicht nur zum Umrunden da. Fast das ganze Jahr über schwimmt sie auch regelmäßig vor der eigenen Haustür. Saisonstart war dieses Jahr im Februar, bei sechs Grad Celsius Wassertemperatur. „Da schmeckt der Kaffee zum Sonntagsfrühstück gleich nochmal so gut!“
Auf zu neuen Ufern – das ist ab Mitte September auch beruflich ihr Motto. Sie verlässt die Hochschule und fängt als Projektleiterin bei einem international tätigen Softwareunternehmen an. Dem HTWK-Sport will sie aber treu bleiben, macht beim diesjährigen Stadtradeln im Hochschulteam mit und wird auch 2020 beim Leipzig Marathon wieder in den Startlöchern stehen.
Fotos: Robert Weinhold