Anja Sack aus Jena hat schon während ihrer Schulzeit im Wettbewerb „Jugend forscht“ 2019 zwei Sonderpreise für ihr Projekt „Ein Leben mit Kleben“ gewonnen. Nun studiert sie Pharmazie an der Uni Leipzig und unterstützt gleichzeitig in einem Forschungspraktikum an der HTWK Leipzig die G² Gruppe Geotechnik.
Text: Marie Nowicki
Schon in den Sommerferien 2017 hat Anja Sack in einem Forschungspraktikum am Fraunhofer Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena begonnen, ihr eigenes Projekt zu entwickeln – da war sie noch Gymnasiastin: Sie beschäftigte sich mit geklebten optischen Baugruppen am Beispiel von Kameraobjektiven. Normalerweise sind Linsen in Kameraobjektiven mit verklebten Fassungselementen befestigt. Anja Sack testete, ob man die Linsen auch direkt mit Klebstoff und ohne Fassungen fixieren könnte, um Material zu sparen und in der Folge Fertigungsaufwand zu reduzieren. Auf den Untersuchungsansatz ist sie selbst gekommen, als sie einmal ihre Koffer für einen Urlaub packte und überlegte, warum Kameraobjektive eigentlich so schwer sind.
Während der Untersuchung war die wichtigste Frage für sie, ob der Klebstoff zwischen den Linsen über längere Zeit und Temperaturschwankungen hinweg stabil bleibt. Mehr als neun Monate lang testete Anja Sack mit Unterstützung des Fraunhofer Instituts Jena ihre Baugruppen und konnte zum Schluss ein positives Ergebnis verbuchen: der getestete Kleber bleibt bei kleinen Objektiven, wie sie in Handys oder Lesegeräten für CDs verbaut werden, auch auf Dauer stabil.
Von „Jugend forscht“ zum Forschungspraktikum an die HTWK Leipzig
Mit dem abgeschlossenen Projekt bewarb sie sich beim „Jugend Forscht“ Wettbewerb 2019 im Fachgebiet Physik. „Mein Ansatz war 'einfach mal mitmachen und probieren‘, ich habe nicht damit gerechnet, in den Wettbewerbsrunden weiter- und sogar bis ins Bundesfinale zu kommen“, so Anja. Doch schließlich brachte sie der Wettbewerb sogar bis nach China. Denn in der Bundesrunde gewann die Jungforscherin einen Sonderpreis, der ihr die Teilnahme am „China Adolescents Science & Technology Innovation Contest“ in Macao ermöglichte. Dort konnte sie ihr Projekt einer internationalen Jury präsentieren. Auch ein halbes Jahr später ist Sack noch begeistert von der Reise: „Für mich war das ein großartiges Erlebnis, so viele interkulturelle und zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Ich tausche mich bis jetzt immer wieder mit den Menschen aus, die ich auf der Reise kennengelernt habe.“
Nach dem Wettbewerb konnte Anja Sack dank eines weiteren Sonderpreises aus der Landesrunde Sachsen-Anhalt ein Forschungspraktikum an einer Hochschule beginnen. „Ich hatte keinerlei Vorgaben, also habe mich auf die Suche gemacht und mich gefragt: Was klingt spannend und wo könnte ich reinschauen?“
So ist sie auf die HTWK Leipzig gestoßen und war schnell fasziniert von der G² Gruppe Geotechnik. In ihrem Praktikum unterstützt sie nun die Projektgruppe um Doktorand Alexander Knut, die sich mit der Bestimmung von Bodendichte in einer bestimmten Tiefe beschäftigt. Besonders spannend findet Anja Sack, dass hier Bereiche erforscht werden, die zwar allgegenwärtig sind, die man aber im Alltag meist gar nicht wahrnimmt – wie der Boden unter unseren Füßen.
Alexander Knut hat ein Verfahren entwickeln, mit dem Sand und Boden stabilisiert werden können – und auch hier wird tatsächlich mit Klebstoff gearbeitet. Die mit Kleber fixierten Bodenproben werden in Plättchen zerschnitten, fotografiert und auf dem Computer-Bildschirm auf ihre Dichte untersucht. „Ein Problem dabei: Da die Körner in den Plättchen nicht immer genau in der Mitte durchgeschnitten werden können, ergibt sich eine Ungenauigkeit in den Querschnitten, die es zu bestimmen gilt“, so Alexander Knut.
Pharmazie, Chemie, Stereologie
Direkt neben dem Versuchsaufbau wertet Anja Sack seit Dezember 2019 einmal pro Woche die Messwerte aus und hilft, die Daten zu untersuchen. Den Rest der Zeit studiert sie an der Universität Leipzig Pharmazie im ersten Semester. Auch hier kommt ihr weites Interessensgebiet zum Vorschein: „Ich wollte gerne etwas Naturwissenschaftliches machen, aber mich nicht auf reine Chemie oder Biologie festlegen. Also habe ich mich für Pharmazie entschieden, in der von beidem viel vorkommt.“
Dazu ein Praktikum im Bereich der Stereologie – also der räumlichen Interpretation von Schnitten? „Ein Sprung ins kalte Wasser waren die ersten Tage schon“, gibt Anja Sack zu. „Andererseits macht es gerade Spaß, ohne Vorkenntnisse in die Thematik reinschauen zu können und von der Forschungsgruppe so herzlich aufgenommen zu werden.“
Und auch die Gruppe ist von der Nachwuchswissenschaftlerin angetan: „Sie konnte sich sehr schnell ins Thema reindenken und ist ziemlich clever. Durch ihre Mitarbeit wurde sogar klar, dass unsere Methodik so nicht ganz klappen kann“, erzählt Alexander Knut. Das Praktikum ist zeitlich nicht begrenzt und entwickelt sich mit dem Projekt. Während Anja Sack sich momentan ganz auf ihre Prüfungsphase an der Uni konzentriert, forscht die Gruppe an einer neuen Methodik, die zwischen Februar und März entwickelt sein soll – und dann ist auch Anja wieder dabei.
Ihr „Leben mit Kleben“ geht also weiter.