„Playful Design“: HTWK-Alumnus Etienne Duval gestaltet ein Kartenspiel fürs FAS-Fakultätsfest im Mai – und verbindet Spiel, Experiment und Gestaltung auch sonst ganz gern
Etienne Duval ist zu Besuch an seiner alten Hochschule, mal wieder. „Moien!“ begrüßt er auf luxemburgisch das Publikum, das am 9. Januar zu seinem Vortrag in der Architekturetage des Lipsius-Baus gekommen ist.
In der Reihe „Positionen – proudly presented “ der Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften stellt er „Yo.Studio“ vor – seine Kreativagentur mit Sitz in Luxembourg, ein knappes Jahr alt: „Es ist noch eine ‚One-Man-Show‘“! „Yo.Studio “ fokussiert auf Architektur- und Kommunikationsdesign: „Whatever the challenge, our solutions are clear & playful“ heißt es auf der Webseite.
Etienne Duval ist Franzose, er stammt aus Woippy bei Metz. Nach seinem Architekturstudium in Nancy kam er für seinen Master an die HTWK Leipzig - erst zwei Semester via ERASMUS, dann hängte er noch drei Semester an. „Am besten gefiel mir hier die Vielfalt im Architekturstudium. Ich wurde nicht in eine Richtung gedrängt, sondern konnte meinen eigenen Weg finden“, so Duval. Kreative Freiheit ist ihm wichtig, bis heute. Zehn Jahre liegt das Studium jetzt zurück. Doch er ist immer noch regelmäßig in Leipzig, pflegt Freundschaften und auch Arbeitsbeziehungen, zum Beispiel zum „OCTAGON Architekturkollektiv “, das zum Teil auch aus Alumni der HTWK besteht.
Warum er im „Osten“ studiert hat? „‘Osten‘ klang interessant, anders als alles, was ich bis dato kannte, also wollte ich es kennenlernen.“ Er wohnte in einer WG und hat sich dadurch in der Stadt schnell heimisch gefühlt. „Und ich wurde an der HTWK sehr gut betreut. Vor allem das Mentorenprogramm des Akademischen Auslandsamtes und der Deutschkurs haben mir sehr geholfen, hier anzukommen und die Sprache zu lernen“. Nach seiner Leipzig-Zeit hat Duval sich erst einmal ausprobiert: Luxembourg, Brüssel, Kopenhagen sind einige seiner beruflichen Stationen. Er entwarf alles. Von Gebäuden über Spielplätze bis zur temporären Sauna „Sweat together“ auf einer Brache in Luxembourg. So unkonventionell wie seine Ideen, die er im Vortrag vorstellte, war seine Video-Bewerbung für einen Job im dänischen Architekturbüro Bjarke Ingels Group. Sie wurde zum youtube-Hit.
Natürlich haben sie ihn genommen.
Ein Stadt-Spiel für Leipzig
Jetzt also Yo.Studio. Etienne Duval beschäftigt sich mit allen denkbaren Aufgaben, vom analogen Stadtspiel als Instrument der Reflexion bis zum digitalen Gamedesign. „Playful Design“, das Spielerische, ist sein roter Faden. Eine spielerische Seite könne man überall entdecken, so Duval. „Meine Mutter hat in einer Ludothek in Woippy gearbeitet und mich als Kind öfter mitgenommen, vielleicht liegt es daran…“, begründet Etienne Duval seine Vorliebe.
„Etiennes transdisziplinäre und experimentelle Arbeit haben wir auch nach seinem Masterabschluss weiter verfolgt“, erklärt Dekanin Prof. Annette Menting, „in ihr werden die Aspekte unserer Fakultät sehr gut reflektiert.“ Es ist also nur konsequent, das die Fakultät AS ihn gefragt hat, ob er einen Beitrag zum fünfjährigen Fakultätsgeburtstag leisten möchte. „Bei dem Stadt-Spiel PLEY, also der Kombination von ‚play‘ und Leipzig, finden sich Spieler und Spielerinnen aus beiden Fakultätsdisziplinen zusammen. Durch die gemeinsame Beobachtung von Menschen und Stadträumen wird der interne Austausch und die Fakultätsdiskussion intensiviert“, so die Dekanin. „Etienne Duval kennt die Stadt und hat dazu Karten-Paare entwickelt, die den Rahmen vorgeben: Studierende in der Thomaskirche, Touristen in Connewitz oder Familien am Cospudener See – oder auch ganz anders gemischt. Das wird spannend.“
Zum Fest am 8. Mai 2019 im Werk 2 werden die Ergebnisse des „Stadt-Spiels“ präsentiert. Zum Vortrag Anfang Januar gab es schon einen ersten Vorgeschmack darauf: Unter den Stühlen der Besucher waren „PLEY“-Karten versteckt. Es galt an dem Abend, probeweise ein erstes Pendant zu finden - Duval wollte auf diese Weise das Publikum im „Creative Club“ spielerisch miteinander in Kontakt bringen. Und der Probelauf hat ausgezeichnet funktioniert. Weiter geht’s zu Beginn des Sommersemesters, wenn heißt: „PLEY“!
Hintergrund
In der „POSITIONEN“-Vortragsreihe berichten namhafte regionale sowie internationale Architekten, Künstler, Theoretiker und Wissenschaftler über ihre Arbeit. Wechselnde Aspekte zu Architektur, Stadt, Kultur und Landschaft werden seit mehr als 20 Jahren mittwochabends thematisiert. Der Eintritt für die öffentliche Vortragsreihe Positionen im Hörsaal Li 415 auf der Architekturetage im Lipsius-Bau HTWK Leipzig ist kostenfrei. Im Anschluss an den Vortrag gibt es Gelegenheit zur Diskussion mit den Referenten und zu informellen Begegnungen mit Studierenden, Lehrenden sowie interessierten Gästen im Creative Club.