Fortbildungsreihe für Lehrerinnen und Lehrer, akademische Beraterinnen und Berater an der HTWK Leipzig
Birgit Uhlich, Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Gustav-Hertz-Gymnasium Leipzig, steht gemeinsam mit den anderen Fortbildungsteilnehmenden im Grundlagenlabor Elektrotechnik und hält einen Stab fest (den einen oder die andere könnte er an einen überdimensionierten Selfiestick erinnern), der in der Hand das Drehmoment eines so genannten Newtonmeter erzeugt. Mit diesem soll dessen Wirkung direkt erfahrbar gemacht werden.
Was sich hinter einem Newtonmeter verbirgt
Das Newtonmeter ist für die meisten zunächst nur eine abstrakte Maßeinheit. Laboringenieur Dr. Sebastian Guttke betont, wie wichtig vor allem auch die praktische Erfahrung für die Studierenden abseits von Formeln an der Tafel ist. „Im Labor haben sie unter anderem die Möglichkeit, selbst zu erleben, wie viel Muskelkraft, das heißt, mechanische Leistung zum Aufbringen für einen Newtonmeter benötigt wird“, so Guttke. Mit Hilfe des Stabes wird die Brücke zur Elektrotechnik geschlagen, indem bei einem gleichzeitig festzuhaltenden Elektromotor die Antriebsleistung so weit erhöht wird, bis eine Kraft von einem Newtonmeter an der Motorwelle spürbar ist. Der Zusammenhang von Elektrizität und mechanischer Wirkung wird somit deutlich.
Herzschrittmacher, Hochspannung & Co.
Das Grundlagenlabor ist die erste Station auf dem Rundgang durch die Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik der HTWK Leipzig. Die Stationen sind so verschieden wie die Facetten dieser Fakultät.
„Wie kann ich mir das Studium der Elektro- und Informationstechnik vorstellen?“ Studierende und Lehrende der Fakultät haben einen Blick in den Studienalltag und hinter die Kulissen geboten, damit Lehrerende und akademische Berater und Beraterinnen Schülerinnen und Schülern bei der beruflichen Orientierung besser unterstützen können. Birgit Uhlich zum Beispiel bietet für ihre Schülerinnen und Schüler auch Kurse zur Berufsorientierung an.
„Dafür müssen die Lehrenden jedoch selbst erst einmal wissen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt. Der Arbeitsmarkt und die Auswahl an Studiengängen ist groß und bietet eine nahezu unüberschaubare Fülle von Chancen für die Zeit nach dem Schulabschluss. Doch wer die Wahl hat, der hat bekanntlich auch die Qual“, erklärt Claudia Bothe von Studifit. Sie ist Ansprechpartnerin an der HTWK für das Thema Studienorientierung - Schwerpunkt Schule und koordiniert mit Ihrer Kollegin Christin Flux Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler an der HTWK sowie direkt in den Schulen.
Ganz konkret wird das sonst so abstrakt scheinende Studium, als Birgit Uhlich und die anderen im Labor der Medizintechnik einen Herzschrittmacher in der Hand halten oder im Hochspannungslabor zuschauen, wie sich 600.000 Volt Hochspannung vor ihren Augen in grellen Blitzen entladen. Im Labor der Automatisierungstechnik kann die Gruppe einigen Studierenden beim Programmieren eines Roboters über die Schulter schauen. Und ein paar Schritte weiter lässt Masterstudent Christian Rickert sie durch seine Virtual-Reality-Brille schauen: Auf einem Beamer können die Teilnehmenden sehen, wie er den Raum durch diese Brille wahrnimmt - den Raum, in dem sie alle in diesem Moment stehen. Wenn Rickert beispielsweise die Teilnehmenden anschaut, dann sehen sich alle auf dem Beamer selbst. Mithilfe von Hologrammen und seiner Brille schafft Rickert es auch noch, Gegenstände im Raum auf dem Beamer erscheinen zu lassen. Neben den Anwesenden steht nun eine große Topfpflanze, die – wenn die Lehrerinnen und Lehrer und Beraterinnen und Berater im echten Raum neben sich schauen – in Wahrheit gar nicht da ist.
Mit Lötkolben und Platine - so einfach kann Elektrotechnik sein!
Bei der Veranstaltungsreihe „EinBlick in die HTWK Leipzig“ können die Teilnehmenden jedoch nicht nur einen Einblick in den Studienalltag unterschiedlichster Studienfachrichtungen erhalten. Sie haben außerdem die Chance, genau diesen Alltag tatsächlich selbst zu erleben.
Und so sitzt Birgit Uhlich am Ende des Fakultätsrundgangs im Unterricht von Laboringenieur Jan Dossin und merkt, dass Elektrotechnik gar nicht so schwer sein muss, wie sie dachte. Nach etwa einer halben Stunde mit Lötkolben und Platine steht ein batteriebetriebener „Wasserwächter“ vor ihr. Das kleine Kästchen auf drei Beinen kann bei Kontakt mit Wasser einen Alarm auslösen, der zum Beispiel - hinter einer Waschmaschine platziert - so manchen Hausbesitzer oder -besitzerin im Fall des Falles warnen (retten) könnte.
Austausch zwischen Schule und Hochschule
Neben dem ersten Kontakt bietet die Veranstaltung vor allem auch eine Schnittstelle zwischen Schule und Hochschule, an der sich alle Beteiligten austauschen oder interessante Aspekte aus der jeweiligen Sicht des Anderen in Erfahrung bringen können und damit die gemeinsame Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler letztendlich besser beraten, verstehen und auch einschätzen zu können.
Am Ende der Fortbildung sind die Teilnehmenden sich einig: Der Studiengang ist für sie vor allem konkreter geworden. Für Birgit Uhlich ist klar: „Dieser Bereich ist unsere Zunkuft. In nahezu allen Gebieten unseres Lebens wird dieser Fachbereich eine große Rolle spielen.“ Ihren Schülerinnen und Schülern wird sie daher raten, offen und neugierig zu sein. Sie ist nach diesem Herbsttag überzeugt: „Elektor- und Informationstechnik sind wärmstens zu empfehlen!“
Nach dem Programm bestätigt auch Katja Böhme, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit in Leipzig: „Wir können jetzt rausgehen und sagen, hier ist es cool.“
Hintergrund
Die fachspezifische Fortbildung „Studienmöglichkeiten Elektrotechnik und Informationstechnik“ am 24. Oktober war der Auftakt die Veranstaltungsreihe „EinBlick in die HTWK Leipzig“. Künftig soll jedes Semester eine Fakultät oder einzelne Studiengänge vorgestellt werden. Eine weitere Veranstaltung im Sommersemester 2019 befindet sich gerade in der Planung.
Die Weiterbildungen werden im Online-Fortbildungskatalog der LaSuB gelistet.
Text: Helene Streffer
Fotos: Richard Funke