]]>HTWK > MagazinHTWK > Magazin > #forschungsstarkHTWK > Magazin > #internationalHTWK > Magazin > Studium&LehreHTWK > Magazin > ForschungHTWK > Magazin > Menschennews-3398Tue, 08 Sep 2020 12:48:00 +0200Der erste HTWK-Honig ist fertig! Ein Jahr mit Bienenhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/der-erste-htwk-honig-ist-fertig-ein-jahr-mit-bienenSeit mehr als einem Jahr schwirrt neben Studierenden und Lehrenden noch eine weitere fleißige Gruppe über den HTWK-Campus: 75.000 Honigbienen

Einmal die Woche macht sich eine Gruppe Studierender in professioneller Imkerkleidung auf zum Dach des Föppl-Baus, um nach ihren tausenden Schützlingen zu schauen. Dies ist Routine, seit Jochen Holdt, Mitarbeiter an der Fakultät Bauwesen und Hobby-Imker, und Simon Hauser, Betriebswirtschafts-Student im Juni 2019 ein wildes Bienenvolk einfangen und auf den HTWK-Campus umsetzen konnten. Mittlerweile leben zwei Völker mit jeweils 35.000 und 40.000 Bienen hier auf dem Dach und das studentische Imker- und Imkerinnen-Team ist auf sechs Mitglieder gewachsen. Seit Mai sind auch Annik Helzel, die Soziale Arbeit studiert, und Julian Warnke, Wirtschaftsingenieurswesen-Student, dabei. „Ich hatte gar keine Erfahrung, ich hatte nur super Lust mitzumachen“ erzählt Julian. 

Seitdem haben sie gelernt, mit den Bienen umzugehen und waren bei dem gesamten Prozess der Honiggewinnung dabei. Auch Simon ist glücklich mit der Bilanz aus dem ersten Jahr: „Wir haben ein engagiertes, ungemein vielfältiges Team aufgebaut, bei dem alle einen großen Mehrwert stiften.“ Für die Zukunft wünscht er sich, das studentische Imkern in der Hochschule fest zu verankern, damit auch über seine Studienzeit hinaus „über Jahrzehnte Studierende an das Imkern herangeführt und zu verantwortungsvollen Imkern und Imkerinnen ausgebildet werden.“

Im Winter 2019 jedoch war zunächst ein Rückschlag zu verschmerzen, das Projekt drohte zu scheitern: Das erste, wilde Volk schaffte es nicht über die kalte Jahreszeit, und das Imker-Team musste über eine Bienentauschbörse im Internet zwei neue Völker bestellen. Die circa 10.000 bis 20.000 Bienen kosteten mit Versand rund 370 Euro und wurden – so ist es durchaus üblich - mit der Post verschickt. Seitdem haben sie sich gut eingelebt. Als es im April dann wieder wärmer wurde, begannen sie auszufliegen und Nektar und Honigtau zu sammeln. In der „Beute“ – dem Kasten, in dem das Volk lebt – stellen sie daraus den Honig her und lagern ihn in Waben ein.
Die Beute ist zweistöckig aufgebaut; die Stockwerke sind mit einem Gitter abgetrennt: Da die Brut unten bei der Königin heranwächst, lagert oben ausschließlich der Honig. Dank dieses Aufbaus kann der obere Raum einfach geöffnet werden, ohne dass Brutzellen zwischen die Honigwaben geraten.

Fleißige Bienen: Neun Kilogramm HTWK-Honig im ersten Jahr

Im Juli brachten die Studierenden den vollen sogenannten „Honigraum“ in die Imkerei von Jochen Holdt und machten sich an die Arbeit: Zuerst müssen die Waben „entdeckelt“ werden, denn die Bienen versiegeln die Öffnungen mit einer Wachsschicht. „Dieses Wachs wird später eingeschmolzen für Kerzen oder Wachsplatten – wir wollen alles verwenden, was entsteht“, betont Annik Helzel. Sind die Waben offengelegt, kommen sie mitsamt der Rahmen in eine Schleudermaschine. Hier werden sie geschleudert, bis die Zentrifugalkräfte den Honig aus den Zellen lösen und er in ein Sammelgefäß tropft. Zum Schluss gilt es noch, die Konsistenz und den Wasseranteil zu kontrollieren, und schon kann der Honig in die Gläser gefüllt werden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Neun Kilogramm Honig haben die HTWK-Bienen in ihrem ersten Jahr produziert: Das sind 36 Gläser á 250 Gramm. Viele der Gläser gingen als Dankeschön an die Unterstützer und Unterstützerinnen des Bienenprojekts, die restlichen sollen bei besonderen Anlässen an der HTWK verschenkt werden.

Der Wasseranteil liegt mit 16 Prozent laut Jochen Holdt im idealen Rahmen – überhaupt sei er überrascht, wie gut der Honig für das erste Mal geworden ist. Anhand der Farbe könne man sogar ein Stück weit nachvollziehen, wo sich die Bienen herumgetrieben haben: „Die dunkle Farbe spricht für Waldblütenhonig, also waren sie wahrscheinlich viel im Auwald unterwegs“, erklärt Annik. Normalerweise fliegen Bienen in einem Umkreis von zwei Kilometern, die häufigsten Stationen in einem urbanen Umfeld wie Leipzig sind Balkone und Gärten.

Den restlichen Sommer über sammeln die Bienen für sich selbst: Sie bauen ihren Wintervorrat auf, der sie über die kalten Monate versorgen soll. Auch das wird von den Imkerinnen und Imkern beobachtet und notfalls unterstützt: „Falls sie nicht genug aus der Umgebung sammeln, füttern wir mit Zuckerwasser zu.“ Denn im Winter bleiben die Bienen zuhause. In einer engen Traube scharen sie sich um ihre Königin und vibrieren mit den Flügeln, um Wärme zu erzeugen. „In der Traube kann es bis zu 40 Grad Celsius warm werden!“ sagt Annik und klingt dabei selbst ganz beeindruckt.

Studentisches Imkern: Bienenpflege, Sozialstudien und Völkerverständigung

Bis dahin gibt es für das Team aber noch mehr zu tun: Einmal pro Wochen kontrollieren einige Mitglieder, wie es den Bienen geht. „Wir schauen, wie das Volk drauf ist, ob die Bienen sanftmütig oder aggressiv sind, und prüfen, wie viel Honig, wie viel Brut und wie viel Pollen wir sehen,“ zählt Julian auf. Hierfür gibt es eine Liste zum Abhaken, aber das Team ist auch mit Herzblut für seine Völker da: Bei der Stippvisite werden Wespen verscheucht, die in die Beute eindringen wollen und müde Bienen, die auf der Imkerkleidung landen, werden behutsam nach Hause getragen. Eine torkelnde Biene sofort besorgt beobachtet und gefilmt. Annik erklärt: „Das schicken wir an eine befreundete Imkerin, um auszuschließen, dass sie krank ist oder einen Milbenbefall hat.“

Monarchiekrise im Bienenvolk

Ein weiterer Punkt auf der Liste ist die Gesundheit der Königin, die zentral für die Balance im Volk ist. „Wenn die Arbeiterinnen unzufrieden sind, können sie ihre Königin vertreiben oder sogar auffressen“, erzählt Julian. Erst Anfang des Jahres habe eines der Völker seine Königin umgebracht und stand somit für längere Zeit ohne Nachwuchs da. „Wir haben dann ein bisschen nachgeholfen“, ergänzt Annik schmunzelnd. „Königinnen schlüpfen aus speziellen Weiselzellen. Wir haben eine eingesetzt, die im anderen Volk gebaut worden war und daraus haben die Bienen eine neue Königin herangezogen. Seitdem geht es ihnen besser.“ Trotz der engen Nachbarschaft gibt es ansonsten keinen Austausch zwischen den Völkern. Wächter passen am Eingang auf, dass nur heimische Bienen in die Beute kommen. Ihr eigenes Zuhause erkennen die Bienen am speziellen Geruch. „Sie zeigen aber auch keine Rivalität“, sagt Julian. „Manchmal haben wir uns schon gefragt, ob sie befreundet sind.“

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news-6454Wed, 15 Jul 2020 00:00:00 +0200„Wir entwickeln ein Exoskelett fürs Treppensteigen“https://magazin.htwk-leipzig.de/exoskelett-treppensteigenMax Böhme und Felix Weiske im Portrait von „Dr. Who? Promovieren an der HTWK Leipzig“Viele Menschen haben im fortschreitenden Alter Probleme mit dem Treppensteigen. Ihnen wollen Max Böhme (26) und Felix Weiske (28) mit ihrer Forschung helfen. Gemeinsam entwickeln sie ein Exoskelett, das Menschen mit Maschinenkraft und künstlicher Intelligenz dabei unterstützt, Treppen hinaufzugelangen. Wie das Ganze funktioniert, erklären die beiden im Video.

In der Videoreihe „Dr. Who? Promovieren an der HTWK Leipzig“ stellen sich Doktorandinnen und Doktoranden der HTWK Leipzig vor.

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news-3308Fri, 10 Jul 2020 15:30:00 +0200„Architektur ist Kommunikation“ https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/architektur-ist-kommunikationRonald Scherzer-Heidenberger, Professor für Städtebau und Regionalplanung über das Leben in Städten, Bürgerbeteiligung und Gärtnern auf Brachflächen Prof. Ronald Scherzer-Heidenberger lehrt seit 25 Jahren an der HTWK Leipzig Städtebau und Regionalplanung – mit engem Bezug zur Praxis. So unterstützt er jedes Jahr mit Studierenden den Landeswettbewerb „Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen“: Die Architektur-Fachleute der HTWK Leipzig stiften seit 2016 einen eigenen Preis - die wissenschaftliche Begleitung eines Projekts zur Belebung einer als Preisträgerin ausgewählten sächsischen Kommune.


Bei der City-Offensive geht es darum, die Zentren mittlerer und kleiner sächsischer Städten (wieder) zu beleben, weil viele von ihnen stagnieren. Sie stiften als Preis „wissenschaftliche Begleitung“ mit Studierenden. Wie kam es dazu und was ist das Ziel?
RSH: Zum einen beschäftige ich mich mit dem Kernthema des Wettbewerbs, also den Problemen der Innenentwicklung vor allem von Klein- und Mittelstädten, schon allein aufgrund meiner Professur an der HTWK Leipzig. Zum anderen bin ich seit Beginn der City-Offensive in engem Kontakt zum Initiativkreis und der Projektorganisation, die von der IHK Leipzig geleistet wird, war Referent bei Veranstaltungen und Jurymitglied. So lag es nahe, aus der sporadischen Mitarbeit eine kontinuierliche Unterstützung werden zu lassen.

Wie darf man sich die „wissenschaftliche Begleitung“ vorstellen?
RSH: Wir stellen der jeweiligen Kommune unsere Expertise für eine Projektbegleitung zur Verfügung. An einem Projekt arbeiten zwischen zehn und zwanzig Bachelor- oder Master-Studierende. In Einzel- und Gruppenarbeiten werden meist Entwürfe für ein stadträumliches Themenfeld erarbeitet. Dem voraus gehen Ortsanalysen und Gespräche zu Nutzungsmöglichkeiten. In der Regel werden die Projekte ein Semester lang bearbeitet. Sie sind Lehrgegenstand, z.B. im Masterwahlfach Planung: Kommunizieren, Moderieren. Die Studierenden fahren in dieser Zeit teilweise mehrmals in die jeweilige Stadt, um dort mit den Verantwortlichen, Einwohnerinnen und Einwohnern ins Gespräch zu kommen, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Workshops zu moderieren. Ein Aspekt ist mir besonders wichtig: Angehende Architekten und Architektinnen erarbeiten die Inhalte ihrer stadträumlichen oder architektonischen Arbeit mit denen, die sie später nutzen werden. Auf der anderen Seite ist es ein entsprechender Gewinn für die beteiligten Kommunen, konkrete Vorschläge für den Umgang mit Problemfeldern ihrer Innenstadtentwicklung zu erhalten.

Können Sie das an einem konkreten Beispiel erklären?
RSH: Jüngstes Beispiel ist ein Projekt für die Stadt Zittau. Unter dem Motto „Zittau gärtnert“ beteiligte sich die Stadt mit einem Konzept zur intensiven Begrünung der „steinernen“ Innenstadt und Wiederbelebung der langen gärtnerischen Tradition am Wettbewerb „Ab in die Mitte“ und wurde dafür von der Jury mit dem Unterstützerpreises der HTWK im Jahr 2018 ausgezeichnet. Während des Folgejahres konzipierten wir gemeinsam mit der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft, der Stadtplanung und Wirtschaftsförderung den Inhalt für ein Studienprojekt des Masterstudiums Architektur. Zugleich nahm ich Kontakt zur dortigen HAW, der Hochschule Zittau/Görlitz, auf und fand in der Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften eine interessierte Partnerin für eine Semesterkooperation. Als Planungsgegenstand wurde die Reaktivierung einer unansehnlichen Innenstadtbrache, wenige Meter vom historischen Marktplatz entfernt und gegenüber des Jugendtreffs der Stadt gelegen, identifiziert. Ziel sollte es sein, diese Brache zu einer wirkungsvollen Freizeitfläche mit hoher ökologischer Wirksamkeit zu entwickeln. Nach einer gemeinsamen Vor-Ort-Analyse wurden im Dezember 2018 Gestaltungsansätze erarbeitet und dann im Januar 2019, bei einem weiteren Workshop, der von den HTWK-Studierenden konzipiert und moderiert wurde, mit der Stadt und Beteiligten der Jugendarbeit weiter vertieft. Die Ergebnisse wurden in einer Dokumentation festgehalten und der Stadt übergeben.

Wie funktioniert dann die Bürgerbeteiligung vor Ort tatsächlich, wenn die Studierenden ihre Entwürfe vorstellen?
RSH: In der Stadtplanung und vor dem Hintergrund stetig wachsender Bedeutung von Bürgerbeteiligung muss Architektur Akzeptanz erzeugen. Nur „schöne Bilder“ zu malen genügt schon lange nicht mehr. Die Architektin, der Architekt, muss den Entwurf, seine ästhetischen und funktionalen Qualitäten auch gegenüber Nichtfachleuten kommunizieren, das heißt, erklären können. Da geht es um Diskussionsfähigkeit und Moderationskompetenz. Mit der jahrzehntelang geübten Arroganz des fachlichen Wissensvorsprungs gegenüber der Welt der ingenieurtechnischen Laien in der Kommunalpolitik ist in den Debatten heutiger Stadtgesellschaften kein Blumentopf mehr zu gewinnen. In Distanz zwischen Planenden und Gesellschaft entsteht nicht zwangsläufig gute Architektur. Im Gegenteil: Architektur ist Kommunikation – und das heißt, Bedürfnisse erkennen, Interessen ausgleichen, Praxisvorgaben erfüllen, und das alles durch überzeugende gestalterische und atmosphärische Qualitäten zu erreichen. Hierin liegt für mich die „Kunst“ guter zeitgenössischer Architektur. Und als Stadtplaner ist man automatisch immer auch Teil der Kommunalpolitik.

Wie ist das für die Studierenden – dieser enge Kontakt zur Praxis gleich im Studium ?
RSH: Es erdet sie und macht sie praxistauglich. Sie haben mit echten Menschen und echten Problemen zu tun. Wir sind eine Hochschule Angewandter Wissenschaften, das heißt, gesellschaftliche Prozesse sind auch Studieninhalt, und die Studierenden müssen in der Lage sein, sich damit auseinanderzusetzen. Sie entwickeln sich dadurch auch persönlich weiter. Um diese Qualifikationen im Architekturstudium einzubauen, habe ich im Jahre 2000 das Fach Planung: Kommunizieren, Moderieren konzipiert, das nach der Abschaffung der Diplomstudiengangs nun im Masterstudium als Wahlpflichtfach weiter von mir angeboten wird. Aus der Zusammenarbeit mit der Cityoffensive und dem engen Kontakt zu Kommunen ergeben sich aber auch noch andere Möglichkeiten für unsere Studierenden. So haben Architekturstudierende, die ich den Kommunen quasi „vermittelt“ habe, in Torgau und Kamenz die Projektbeiträge für den Wettbewerb „Ab in die Mitte“ wesentlich miterarbeitet und in eine professionelle Gestaltung übersetzt. Beide Städte waren mit diesen Projekten Preisträgerinnen im Wettbewerb. Das ist natürlich eine ganz besondere Auszeichnung für unsere Studierenden. Der Berufsstand der Architekten lebt vom Wettbewerb, und so ist es die höchste Auszeichnung, schon als angehender „Profi“ beweisen zu können, dass man in der harten Wettbewerbsrealität ganz vorne mithalten kann.

Was möchten Sie Ihren Studierenden mit auf den Berufsweg geben ?
RSH: Sie sollen vor allem zuhören und sich verständlich machen können. Sie sollen sich als Dienstleister bzw. Dienstleisterinnen in der Gesellschaft begreifen. Sie sollen im Team arbeiten können und schauen, wie sie ganz unterschiedliche Interessen zusammenbringen können. Übrigens: Je konkreter die Vorgaben sind, umso besser für den Architekten bzw. die Architektin. Denn dann kann ganz genau nach diesen Vorgaben gestaltet werden. Das bedeutet natürlich, dass sich der Auftraggeber selbst darüber im Klaren sein muss, was er will. Dies ist übrigens erstaunlich oft nicht der Fall. Hier hilft es den Architektinnen sehr, wenn sie aufgrund ihrer Kommunikationskompetenz zwischen laienhafter Aufgabenbeschreibung und planerischer Fachsprache „übersetzen“ können.

Die Fragen stellte Franka Platz.
(Alle Fotos: HTWK Leipzig, wenn nicht anders vermerkt.)

Wettbewerbs-Impressionen

Impulse und Anregungen für die Kommunen - das sagt das Organisationsteam

„Der „Ab in die Mitte!“-Wettbewerb überzeugt nicht zuletzt durch die vielfältigen architektonischen Ideen zur Stadtraumgestaltung. Neue, kreative Ansätze treffen auf den realen architektonischen Anspruch. Dies unter einen Hut zu bekommen ist stets eine große Herausforderung und macht den Wettbewerb interessant und spannend. Die Partnerschaft mit der HTWK Leipzig ist gerade diesbezüglich sehr wertvoll. Die städtebaulich-architektonische Kompetenz sowie die verschiedenen individuellen Ideen und Sichtweisen mit starkem Praxisbezug – oftmals auch durch Studierende eingebracht – geben Impulse und Anregungen für die kommunalen Akteure und passen mithin hervorragend zum Anspruch von ‚Ab in die Mitte!‘, unsere Innenstädte attraktiver zu gestalten.“

Hintergrund der sächsischen Cityoffensive „Ab in die Mitte“

Der Wettbewerb „Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen“ wurde im Jahr 2004 erstmals durchgeführt. Seitdem haben sich mehr als 120 Städte und Gemeinden daran beteiligt, mehr als 330 Projekte wurden eingereicht. Jährlich wird ein neues Motto ausgerufen – 2019 war das z.B. „Kreatives Handeln in Erlebnis wandeln“, 2020 heißt es „Stadt gemeinsam stärken: Handeln, Teilen, Mitentscheiden…“

„Ab in die Mitte!“ entstand 1999 als Public Private Partnership (PPP) in mehreren Bundesländern. Inzwischen sind nur noch Hessen, Berlin und Sachsen aktiv. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Erlebnisqualität und Verweildauer in deutschen Innenstädten zu erhöhen, sie attraktiver zu machen und mit Bürgerbeteiligung nachhaltige Entwicklungsstrategien zu entfalten. Alljährlich werden dafür rund 100.000 Euro Preisgelder ausgereicht.
„Ab in die Mitte!“ wird in Sachsen durch einen Initiativkreis von ca. 15 Beteiligten betrieben, in dem unter anderem die Staatsregierung vertreten ist, außerdem zahlreiche Sponsoren und drei sächsische Hochschulen, darunter die HTWK Leipzig.

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news-2890Tue, 19 May 2020 00:00:00 +0200Geschichte zeitgemäß erforschenhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/geschichte-zeitgemaess-erforschenWelchem Muster folgten Professoren-Karrieren in der Frühen Neuzeit? Um diese Frage zu beantworten, forschen Informatiker und Historikerinnen gemeinsamAutorin: Katrin Haase

In Bibliotheken, Archiven und Museen in aller Welt lagern Dokumente, die von früheren Zeiten berichten. Vieles davon wurde inzwischen digitalisiert. Der digitale Datenschatz könnte neue Erkenntnisse über unsere Vergangenheit enthüllen – wenn er über klug aufgebaute Datenbanken erschlossen wird. Historikerinnen und Informatiker arbeiten dafür zusammen.

Wollen Historikerinnen und Historiker herausfinden, welche Umstände im Europa des 16. bis 18. Jahrhunderts darüber entschieden, wer Karriere an einer Universität machte, müssen sie zeitgeschichtliche Berichte aufspüren, Einzelschicksale vergleichen und daraus Rückschlüsse ziehen. Doch wie viele Quellen in wie vielen europäischen Bibliotheken können sie sichten? Bei ein paar hundert Dokumenten und einer Handvoll Archiven muss wohl Schluss sein – der Mensch hat nur begrenzte Kapazitäten.

Für einen Computer hingegen ist es ein Leichtes, riesige Datensätze zu durchsuchen und dabei auch noch Muster zu erkennen. Um mithilfe digitaler Daten geisteswissenschaftliche Forschungsfragen lösen zu können, müssen Historikerinnen und Informatiker ihre Kompetenzen und Methoden kombinieren.

Was das bedeutet, lässt sich derzeit im interdisziplinären Forschungsprojekt „PCP-on-Web“ an der Herzog August Bibliothek (HAB) Wolfenbüttel und der HTWK Leipzig beobachten. Dahinter verbirgt sich der Titel „Professorale Karrieremuster der Frühen Neuzeit. Entwicklung einer wissenschaftlichen Methode zur Forschung auf online verfügbaren und verteilten Forschungsdatenbanken der Universitätsgeschichte“.

Die Herausforderung: unterschiedliche Datenbanken mit Lebens- und Karrieredaten von Professoren sinnvoll verknüpfen. Die Lösung: Datenbanken, die Grammatik verstehen. 

Rückblende: Vor 400 Jahren

Hermann Conring war ein wissbegieriger Junge. 1606 in einem ostfriesischen Pfarrerhaushalt geboren, machte er sich in der Lateinschule als besonders lernwillig bemerkbar. Der Helmstedter Professor Cornelius Martini wurde schließlich auf den damals 14-Jährigen aufmerksam, holte ihn als Stipendiat nach Helmstedt und ließ ihn bei sich wohnen. Nach Martinis Tod unterstützte Professor Georg Calixt den jungen Conring und sorgte dafür, dass dieser an der Universität Leiden forschen und seine ersten wissenschaftlichen Aufsätze drucken konnte.

Dann bekam Conring das Angebot seines Lebens: Er sollte die Söhne des braunschweig-lüneburgischen Kanzlers Arnold Engelbrecht erziehen. Für diese Position kehrte er als 22-Jähriger in die Nähe von Helmstedt zurück – mit Aussicht auf eine Professur in Naturphilosophie, da die Stelle gerade vakant geworden war. In Engelbrechts Haus kam Conring mit politischen Amtsträgern in Kontakt und bewarb sich offiziell auf die Professur. Regierung und Universität stimmten zu, er wurde Professor.

Hermann Conring

(1606–1681) machte an der Universität Helmstedt eine beispielhafte Karriere als Professor und Universalgelehrter

 

© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. CC BY-SA

Fortan widmete er sich intensiv der Lehre, veröffentlichte diverse Schriften und erwarb zwei Doktorgrade: in Medizin und Philosophie. Außerdem heiratete er die Tochter des Celler Vizekanzlers, womit sein Vermögen und sein sozialer Aufstieg gesichert waren. Im Alter von 31 Jahren wurde Conring Professor für Medizin und Leibarzt der Königin Christina von Schweden. Dreizehn Jahre später wurde er zusätzlich Professor für Politik. Conring prägte die Fächer Rechtsgeschichte, Staatenkunde, Politik, Medizin und Theologie und starb 1681 als wohlhabender Mann und angesehener Gelehrter mit eigener Bibliothek, Münzkabinett und Güterbesitz.

Ehemalige Universität Helmstedt

Die „Academia Julia“ wurde 1576 von Herzog Julius, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, als protestantische Universität gegründet. Mit 559 Immatrikulationen war sie im Jahr 1616 die drittgrößte Universität im deutschsprachigen Raum. Mit der Eingliederung des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel  in das Königreich Westfalen wurde die Universität Helmstedt 1810 geschlossen.

Muster erkennbar?

Der starre Karriereweg zur Professur, wie wir ihn heute kennen – erst Studium, dann Doktortitel, Habilitation und schließlich die Berufung – war damals noch nicht etabliert. Zugänglich war eine akademische Karriere nur Männern.

„Die frühneuzeitliche Professorenschaft kann als intellektuelle Elite gelten. Professoren waren kulturelle Wissensvermittler, politische Weisungsgeber und wirkten quasi nebenberuflich als praktizierende Ärzte, Anwälte, Prediger und Autoren“, erklärt die Historikerin Jennifer Blanke von der HAB Wolfenbüttel. Insofern beinhalte die Frage nach Karrieremustern auch die Frage danach, wem derart attraktive Positionen in der Gesellschaft überhaupt zugänglich waren.

Viele deutschsprachige Universitäten haben in den vergangenen Jahren ihre Archive digitalisiert und in Form sogenannter Professorenkataloge als Datenbanken verfügbar gemacht. Doch dabei handelt es sich um unverknüpfte Einzellösungen, Recherchen über mehrere Kataloge hinweg sind bislang nicht möglich. Die ungebändigten Datenbanken mit Professorenlebensläufen nutzen die Informatiker der HTWK Leipzig als Futter, um neue Methoden und Algorithmen zu entwickeln.

„Unser Ziel ist, geisteswissenschaftliche Fragestellungen mithilfe von digitalen Technologien beantwortbar zu machen. Wir sind überzeugt, dass Online-Datenbanken zeit- und kostenintensive Recherchen verkürzen und neue Forschungserkenntnisse zutage fördern können“, so Informatik-Professor Thomas Riechert von der HTWK Leipzig.

Genaugenommen geht es also um zwei Forschungsfragen: die Frage nach universitären Karrieremustern einerseits und die Frage nach geeigneten Methoden zur Verknüpfung von Geschichtsdatenbanken andererseits – Neuland in der Methodik geisteswissenschaftlicher Forschung. Dafür werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 2017 bis 2020 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Weblinks mit Bedeutung

Wenn Historikerinnen und Informatiker gemeinsam forschen, dann nutzen sie Begriffe aus der Linguistik: Sie sprechen von Subjekt, Prädikat und Objekt und meinen damit das Semantic Web. Das Internet basiert auf Textdokumenten, die mithilfe von Links verbunden sind. Im herkömmlichen Netz sind diese Verbindungen nicht bewertet oder begründet. Beim Semantic Web ist die Grundidee, Informationen im Netz zueinander in sinnvolle Relationen zu setzen und so Zusammenhänge herzustellen.

Wir alle kennen es aus der Wikipedia: Suchen wir dort den Begriff „Leipzig“, ist Leipzig das Subjekt. Am Ende des Textes finden wir die Kategorie „Deutsche Universitätsstadt“ – das Objekt. Verknüpft sind beide über das Prädikat „ist Teil der Gruppe“. Diese Grundeinheit nennt sich Tripel. Um Tim Berners-Lee, Erfinder von World Wide und Semantic Web, zu zitieren: „Das Semantic Web ist eine Erweiterung des bestehenden Netzes, in der Informationen mit eindeutigen Bedeutungen versehen werden, um die Arbeit zwischen Mensch und Computer zu erleichtern.“ Als Standardsprache hat sich dafür RDF (Resource Description Framework) etabliert. Auch Thomas Riechert nutzt diese Sprache, um die Professorendatenbanken miteinander zu verknüpfen.

Die Methodik

Riechert kam bereits während seiner Promotionszeit mit der Geschichtswissenschaft in Kontakt. Damals baute der Informatiker den Leipziger Professorenkatalog auf, eine auf dem Semantic Web beruhende Datenbank, in der alle Professoren verzeichnet werden sollen, die in Leipzig wirkten. Diese Datenbank verbindet er für das PCP-on-Web-Projekt mit den Professorenkatalogen der Universitäten Helmstedt, Bamberg und Kiel. Für Projekte wie diese hat er das Heloise Common Research Model entwickelt – „ein methodischer Vorschlag, der die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen erleichtern und die Verknüpfung unterschiedlicher Datenbanken ermöglichen soll“, so Riechert.

Dabei wird zwischen der Ebene der Datenbanken, der Ebene der Anwendungen und der Ebene der Schnittstellen unterschieden. Bei PCP-on-Web beispielsweise verknüpft Riechert die Datenbanken der verschiedenen Professorenkataloge, während sein Mitarbeiter Edgard Marx gemeinsam mit der Geschichtsforscherin Jennifer Blanke an der Schnittstelle zwischen Mensch und Computer arbeitet. Sie entwickeln einen Suchalgorithmus, der geschichtswissenschaftliche Forschungsfragen so übersetzt, dass die Datenbanken darauf antworten können.

Der Zwischenstand

Ein abschließendes Ergebnis ist erst Ende 2020 zu erwarten, doch Tendenzen sind bereits erkennbar. „Ein Professor musste gut situiert und hervorragend sozial vernetzt sein. Insofern ist die Karriere des Universalgelehrten Hermann Conring, der schon früh Begabung, Unterstützer und ein mächtiges Netzwerk hatte, mustergültig und beispielhaft für die Frühe Neuzeit“, erläutert Jennifer Blanke und ergänzt: „Jedoch ist wichtiges, aufschlussreiches Quellenmaterial noch nicht digitalisiert und fließt somit nicht in dieses Forschungsprojekt ein. Daher können wir bisher zwar Tendenzen ausmachen, aber die Frage nach Karrieremustern nicht abschließend beantworten.“

Das Forschungsprojekt zeigt deshalb auch: Für moderne Geschichtsforschung mit zuverlässigen Ergebnissen müssen noch zahlreiche weitere historische Dokumente mit einem gut durchdachten und semantisch verknüpften System digitalisiert werden. Auf die Frage nach einer neuen Methode zur Verknüpfung und Auswertung von Geschichtsdatenbanken haben die Informatiker der HTWK Leipzig allerdings bereits jetzt eine umfassende Antwort parat: in Form von dokumentierten Algorithmen und Handbüchern. Forscherinnen und Forscher in aller Welt können die Informationen in Zukunft frei nutzen und ihre Projekte auf diesen Wissensstand aufbauen.

Prof. Dr. Thomas Riechert

(*1973) ist seit April 2014 Professor für Informationssysteme und Datenmanagement an der HTWK Leipzig. Zuvor forschte und promovierte er am Informatik-Institut der Universität Leipzig. 2006 baute er die Forschungsgruppe „Agile Knowledge Engineering and Semantic Web“ mit auf.

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news-3112Wed, 22 Apr 2020 00:00:00 +0200Heute sehen, was morgen krank machthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/heute-sehen-was-morgen-krank-macht-1Welche Arbeitsabläufe können langfristig zu Schmerzen führen? Das analysiert ein videobasiertes System der HTWK Leipzig

Die Autokarosserie fährt lautlos heran, ein Mechaniker beugt sich herab, montiert die Motorhaube, die nächste Karosserie fährt heran, der Mechaniker beugt sich wieder herab, montiert eine Motorhaube …

Viele Male am Tag die gleichen Handgriffe, Bewegungen, Belastungen. Auf Dauer kann das im wahrsten Sinne des Wortes auf die Knochen gehen. Muskel-Skelett-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in der Arbeitswelt. Sie verursachen in Deutschland rund ein Fünftel aller Arbeitsunfähigkeitstage und mehr als 30 Milliarden Euro an Krankheitskosten pro Jahr. Einem besonderen Risiko sind Personen ausgesetzt, deren Arbeitsplatz durch monotone und wiederkehrende Bewegungen geprägt ist. So führen hockende und kniende Positionen häufig zu Knieschmerzen, gebückte Positionen zu Rückenschmerzen und Arbeiten über Kopf zu Schulterschmerzen.

Im Leipziger BMW-Werk schulen deshalb Gesundheitsexpertinnen und -experten jährlich mehrere hundert Vorarbeitende und Führungskräfte. Sie vermitteln ihnen darin, wie wichtig es ist, die Bewegungsabläufe bei der Arbeit regelmäßig zu variieren und bestimmte Bewegungen zu vermeiden. Dabei unterstützt sie ein System der Forschungsgruppe Laboratory for Biosignal Processing (LaBP) an der HTWK Leipzig: Humen Dynamics. „Humen“ ist ein Akronym aus „human engineering“, dem englischen Begriff für Ergonomie.

Ergonomie von grün bis rot

Humen Dynamics wertet anhand von Videoaufnahmen aus, wie körperlich belastend die gefilmten Arbeitsabläufe sind. Das Besondere ist: Für die Analyse muss keine spezielle Laborsituation geschaffen werden, die arbeitende Person kann mit einer handelsüblichen Kamera gefilmt werden – inzwischen reicht selbst ein Smartphone aus.

Die Software erkennt in den Videos automatisch Schultern, Rücken und Knie, erfasst die Winkel der Gelenke im Bewegungsverlauf und gleicht die Ergebnisse mit aktuellen Ergonomie-Leitlinien wie dem RULA-Verfahren (Rapid Upper Limb Assessment) ab. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Person seitlich oder frontal im Bild zu sehen ist und ob sich ihre Position während der Aufnahme verändert. Auf dem Monitor werden die verschiedenen Körperregionen mit einem Ampelsystem von ‚grün – unbedenklich‘ bis ‚rot – überlastet‘ eingefärbt. So ist in Echtzeit ersichtlich, bei welchen Bewegungen an welchen Stellen Belastungen auftreten.

Patrick Frenzel (*1984) forscht seit 2011 in der Arbeitsgruppe „Laboratory for Biosignal Processing“ an der HTWK Leipzig zur Bewegungs- und Biosignalerfassung. Er studierte Elektrotechnik und Informationstechnik an der HTWK Leipzig.

Patrick Frenzel ist der Entwickler hinter Humen Dynamics. Der Elektrotechnik-Ingenieur beschäftigt sich seit 2011 mit der Bewegungs- und Biosignalerfassung. „Ich kenne viele Leute, die regelmäßig ins Fitnessstudio gehen und penibel darauf achten, wie sie die Hanteln anheben, aber bei der täglichen Arbeit überhaupt nicht auf ihre Bewegungsabläufe achten. Dabei sind es oft schon kleine Veränderungen, die Bewegungsabläufe gelenkschonender machen. Mit unserem System können wir das veranschaulichen“, so Frenzel.

Kooperation mit BMW

Den Vorgänger von Humen Dynamics entwickelte Frenzel als Mitglied der HTWK-Nachwuchsforschungsgruppe METEORIT, Praxispartner war das Leipziger BMW-Werk. Hier lief bereits parallel ein Forschungsprojekt mit der Universität Leipzig, in dem der Sportwissenschaftler Franz Mätzold Konzepte zur Gesundheitsförderung an Montagearbeitsplätzen erarbeitete.

Frenzel und Mätzold arbeiteten fortan zusammen: Frenzel entwickelte unter dem Namen „Ergonomics in Motion“ eine Software, die mithilfe der Kamera Kinect von Microsoft dreidimensional Körpergelenke erfasste, Mätzold erarbeitete dazu ein Bewertungsschema auf Grundlage aktueller Ergonomie Richtlinien. BMW setzt das System seitdem in verschiedenen Generationen als Teil seiner betrieblichen Gesundheitsförderung in Werken auf aller Welt ein.

„Das System hilft uns dabei, im gesamten Konzern für Ergonomie am Arbeitsplatz zu begeistern. Beispielsweise nutzen wir es viel, um gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern passende Strategien zur Entlastung des Rückens zu finden – denn das hat sehr viel mit der richtigen Beinstellung zu tun“, so Mätzold, der mittlerweile bei BMW als Gesundheitsmanager arbeitet.

Frenzel hingegen blieb an der HTWK Leipzig und befasste sich weiter mit der Bewegungserfassung: „Die Kinect-Kamera, die wir für ‚Ergonomics in Motion‘ verwendeten, war aus Entwicklersicht ziemlich spannend – aber ursprünglich wurde sie für die Videospielkonsole Xbox entwickelt. Hier fand sie nicht genügend Zuspruch, daher stellte Microsoft die Produktion ein. Schnell wurde uns klar, dass wir uns aus solchen Abhängigkeiten befreien mussten. Also entwickelten wir in den folgenden Jahren am Forschungs- und Transferzentrum der Hochschule Schritt für Schritt ein neues System, das ohne spezielle Kameratechnik funktioniert.“

Bewegungsanalyse mit künstlicher Intelligenz

Gerold Bausch ist Stiftungsprofessor für Eingebettete Systeme und Signalverarbeitung an der HTWK Leipzig und begleitet die Entwicklung von Anfang an aus strategischer Perspektive. Er erzählt: „Im Entwicklungsverlauf ist es uns gelungen, die Software so intelligent zu machen, dass sie Bewegungen in Videos erkennt, die mit herkömmlichen Kameras, also in 2D aufgenommen wurden. Dafür nutzen wir eine Methode der künstlichen Intelligenz: Die Software lernt anhand von vorgegebenen Bilddaten selbst.“

Gerold Bausch (*1979) wurde 2019 auf die Stiftungsprofessur für Eingebettete Systeme und Signalverarbeitung an der HTWK Leipzig berufen. Der promovierte Elektrotechnik-Ingenieur forscht seit 2013 in der Arbeitsgruppe „Laboratory for Biosignal Processing“.

Als Lernmaterial dienen ein digitales Modell des menschlichen Skeletts sowie viele Stunden 3D-Videomaterial, das eine Person bei verschiedenen Bewegungen zeigt. Anders als in den Aufnahmen, anhand derer später Bewegungsabläufe analysiert werden sollen, trägt die Person in den Lernvideos zusätzlich Trackingmarker. Für die Aufnahme solcher Videos stellen sich die Ingenieure im Labor des HTWK-Forschungszentrums oft selbst vor die Kamera.

Aktuell erkennt die Software sicher die vielfältigen Bewegungsabläufe, die in verschiedenen Berufen üblich sind. Aber manche Bewegungen – beispielsweise überwiegend kniende Tätigkeiten wie beim Fliesenlegen – hat das System noch nicht so oft gesehen. „Möchte ein Kunde derartige Bewegungen analysieren, dann geht selbstverständlich auch das – aber wir müssen erst mehr entsprechende Videos ins Lernprogramm der Software aufnehmen. Das Anlernen selbst dauert ungefähr eine Woche“, so Frenzel.

Aus der Forschung in den Markt

Mit der Zeit wurde Humen Dynamics immer bekannter, dabei gab es anfangs noch nicht einmal einen professionellen Vertrieb. So nutzt beispielsweise das österreichische Verpackungsunternehmen Gigant das System, um Arbeitsplätze mit händischen Packprozessen zu analysieren und besser an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen.

Im April 2019 stellte Gerold Bausch das System auf dem „Tag der Ergonomie“ in Mannheim vor. Dabei ergab sich ein Kontakt, der sich als folgenreich erweisen sollte: Christian Brunner vom Institut für Gesundheit und Ergonomie (IGR) in Nürnberg nutzte die Messe, um sich die Technologie anzuschauen. „Davon gehört hatte ich bereits bei Kundenbesuchen – nun wollte ich mir selbst ein Bild machen“, erzählt Brunner. Das auf Ergonomieberatung spezialisierte Unternehmen hat ein ähnliches Produkt entwickelt: „Humen Arbeitsplatzanalyse“, eine Software, die Büroarbeitsplätze auf Grundlage eines Fotos analysiert und die Ergebnisse in Ampelfarben darstellt.

Viele Pläne mit Humen Dynamics

Die Wissenschaftler der HTWK Leipzig und das IGR wurden sich schnell einig: IGR übernimmt ab Herbst 2019 den Vertrieb und bietet das System sowohl als Dienstleistung als auch als Hard- und Software-Paket an. „Das Leipziger System mit seinem Fokus auf dynamische Arbeitsprozesse ist wirklich eine exzellente Ergänzung unseres bisherigen Angebots“, erklärt Brunner. Nach dem bisherigen Kundeninteresse gefragt, zieht Brunner wenige Wochen nach dem Vertriebsstart eine positive Bilanz: „Es laufen bereits Gespräche mit mehreren potenziellen Käufern, der erste Vertrag über eine größere Stückzahl ist so gut wie unterzeichnet.“

Die Forscher von LaBP konzentrieren sich fortan wieder ganz auf die Weiterentwicklung ihres Systems. Pläne gibt es schon genug, wie Bausch verrät: „Derzeit funktioniert unsere Software nur fehlerfrei, wenn höchstens eine Person im Video zu sehen ist. Schön wäre es, wenn künftig auch Videos analysiert werden könnten, auf denen noch weitere Personen zu sehen sind. Außerdem hat uns der Einsatz der Technologie für Trainingsanalysen im Kanurennsport gezeigt: Auch für Anwendungen im Leistungssport könnte Humen Dynamics weiter ausgebaut werden.“

Autorin: Dr. Rebecca Schweier

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news-2922Wed, 18 Mar 2020 00:00:00 +0100Statt Treppenlift: Neues Hilfsmittel fürs Treppensteigenhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/statt-treppenlift-neues-hilfsmittel-fuers-treppensteigenIm Alter wird Treppensteigen immer schwerer. Max Böhme und Felix Weiske entwickeln deshalb eine Art Siebenmeilenstiefel fürs Treppensteigen

Bis ins hohe Alter selbstständig wohnen, das wünschen sich wohl alle. Doch die wenigsten Altbauten sind barrierefrei, und Treppen sind mit zunehmendem Alter immer schwieriger zu bewältigen. Fahrstühle und Treppenlifte können nicht in jedem Haus installiert werden, außerdem sind sie nicht gerade billig. Die beiden Nachwuchswissenschaftler Felix Weiske und Max Böhme von der HTWK Leipzig haben deshalb eine Art Siebenmeilenstiefel fürs Treppensteigen entwickelt.

Äußerlich ähnelt das Gerät einer klassischen Orthese, wie sie zur Rehabilitation von Knieverletzungen verwendet wird. Doch im Inneren befinden sich mehrere Sensoren sowie ein kleiner Motor. „Unser Ziel ist eine Art intelligenter Stiefel, der leicht an- und ausziehbar ist und die noch vorhandene Muskelkraft individuell unterstützt“, erklärt Böhme. Innerhalb von drei Jahren sind die beiden Ingenieure diesem Ziel ziemlich nahegekommen.

Wie funktioniert Treppensteigen?

Zunächst haben Böhme und Weiske im Biomechaniklabor der Universität Leipzig die Bewegungsabläufe beim Treppensteigen von 25 Personen untersucht, darunter 13 Seniorinnen und Senioren. Die Fragestellung: In welchem Gelenk wird wieviel Kraft aufgebracht, um eine Stufe zu bewältigen? Außerdem interviewten sie die Teilnehmenden zu ihren Vorstellungen und Bedürfnissen.

„Ein wichtiger Aha-Effekt für uns war: Für viele ist es schwieriger, treppab die Balance zu halten als treppauf die nötige Kraft aufzubringen. Unser System muss also automatisch erkennen, welche Bewegung unterstützt werden soll“, sagt Weiske. Der Elektrotechnik-Ingenieur hat die Algorithmen programmiert, auf deren Grundlage das sogenannte Exoskelett den individuellen Gang eines Menschen erlernt. „Das ist das, was gemeinhin mit künstlicher Intelligenz bezeichnet wird: eine selbstlernende Maschine“, erläutert Weiske.

Gewinner im Hochschulwettbewerb

Anfang 2019 stellten Böhme und Weiske die erste Version fertig. Wenige Wochen später waren sie damit schon im Fernsehen. Denn mit ihrem Exoskelett gewannen die beiden als eines von 15 Forschungsteams den Hochschulwettbewerb zum Wissenschaftsjahr „Künstliche Intelligenz“. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro nutzen Böhme und Weiske zur Gestaltung mehrerer interaktiver Ausstellungen in Leipzig, Köln und Berlin. Ein Ziel: möglichst viel Feedback von potenziellen Anwenderinnen und Anwendern zu erhalten.

„Der technologische Fortschritt findet schnell und oft ohne Einbindung der Gesellschaft statt. Genau das wollen wir anders machen“, erklärt Böhme die Motivation der beiden Forscher. Dabei bekamen sie viel Lob, aber auch Verbesserungsvorschläge. Beispielsweise finden einige Ältere das Exoskelett zu schwer, außerdem sieht es manchen nach „zu viel Technik“ aus. Die Anregungen sollen in der nächsten Version des Exoskeletts Berücksichtigung finden.

„Unsere Vision ist, dass das Gerät später in einer Ladestation neben der Treppe steht und im Handumdrehen angezogen ist. Das könnte älteren Menschen das Wohnen in ihrer vertrauten Umgebung einige Jahre länger ermöglichen“, sagt Böhme.

Über die Nachwuchsforscher

Max Böhme
(*1993) studierte Maschinenbau an der HTWK Leipzig. Nach seinem Master-Abschluss stieg er direkt in die Nachwuchsforschungsgruppe DemoS ein. Böhme strebt eine Promotion in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin zur Konstruktion von Bewegungsunter-stützungssystemen an.

Felix Weiske
(*1991) studierte Elektrotechnik und Informationstechnik an der HTWK Leipzig. Bereits im Studium entwickelte er für einen Roboter Steuerungsalgorithmen, der seine Bewegungsmöglichkeiten durch eigenständiges Erkunden lernt. Die Erfahrungen aus DemoS fließen in seine Promotion in Kooperation mit dem Informatik-Institut der Universität Leipzig ein.

Felix Weiske und Max Böhme waren Mitglieder der Nachwuchsforschungsgruppe „Systemlösungen zur Gestaltung des Demografie- und Strukturwandels“ (DemoS) an der HTWK Leipzig. Das Projekt wurde durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst von 2016 bis 2019 mit rund 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Autorin: Dr. Rebecca Schweier

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news-2923Tue, 17 Mar 2020 00:00:00 +0100Wie intelligente Technik den Gebäudeverfall verhinderthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/wie-intelligente-technik-den-gebaeudeverfall-verhindertLeere Gemäuer verfallen schneller: Dr. André Dollase und Johannes Braun entwickelten deshalb ein Messsystem, um Raum- und Gebäudeklima zu überwachen

In großen Städten wird es immer enger, während es in vielen ländlichen Regionen immer leerer wird. Das gilt auch für die Schwarmstadt Leipzig und ihr Umland. Beispielsweise hat der Landkreis Nordsachsen seit dem Jahr 2000 rund 14 Prozent seiner Bevölkerung verloren. Viele Gebäude stehen leer. Immobilienfachleute prognostizieren, dass in ein paar Jahren auch das Leipziger Umland vom Boom der Großstadt profitieren könnte – aber bis dahin müssen zahlreiche unbewohnte Häuser vor dem Verfall bewahrt werden.

Wasserschaden in unbewohntem Haus

So auch ein unscheinbares Einfamilienhaus am Rand der Dübener Heide, das die beiden Ingenieure Dr. André Dollase und Johannes Braun von der Nachwuchsforschungsgruppe DemoS 2019 besuchten. Ihr Ziel: einen Wasserschaden im Keller verursachen – und dabei testen, ob ihr neu entwickeltes Monitoring-System für Feuchteschäden funktioniert. „Alles natürlich mit dem Besitzer abgesprochen – und ohne die Bausubstanz zu schädigen. Nach dem Versuch haben wir das Gemäuer wieder fachgerecht getrocknet“, versichert Bauingenieur Dollase.

Der Eigentümer des Hauses wohnt im rund 35 Kilometer entfernten Leipzig und hat das Haus geerbt. Seit Jahren findet er für die Immobilie weder eine Käuferin noch einen Mieter – aber selbst zurück aufs Land ziehen, das will er auch nicht. Also versucht er, das Haus bestmöglich zu erhalten. Doch aus der Ferne ist das gar nicht so einfach.

„Wird das Mauerwerk feucht, ist schnell die gesamte Bausubstanz gefährdet“, sagt Dollase. Zum einen könne gefrierende Nässe Risse und kleine Löcher ins Gemäuer sprengen. Zum anderen könne sich Schimmel bilden. „Unbewohnte Gebäude sind einem besonderen Risiko ausgesetzt, da sie weder geheizt noch gelüftet werden – und weil niemand mitbekommt, wenn es zu einem Rohrbruch kommt“, so Dollase. Gemeinsam mit dem Elektrotechnik-Ingenieur Johannes Braun hat er innerhalb von drei Jahren das Monitoring-System für Feuchteschäden in leerstehenden Gebäuden entwickelt.

Neues Messsystem überwacht Gebäudeklima

Etliche Stunden Programmierarbeit und zahlreiche Laborversuche gingen dem Testeinsatz in der nordsächsischen Provinz voraus. Entstanden ist dabei ein Messsystem, das kontinuierlich das Gebäudeklima überwacht. Dazu werden mehrere kleine Messeinheiten an den Kellerwänden verteilt. Jede Messeinheit registriert mithilfe von Mikrowellen die Feuchtigkeit der Kellerwand sowie zusätzlich Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit.

Übertragen werden die Daten ganz ohne Kabel, wie Johannes Braun erklärt: „Eine zentrale Steuereinheit empfängt die Messwerte per Funk und wertet sie anhand eines von uns entwickelten Algorithmus aus. Diese Auswertung wird per WLAN an ein Tablet oder einen Computer übertragen.“ Werden an einer Messeinheit kritische Grenzwerte überschritten, erhält die Hausverwaltung einen Warnhinweis. Sie kann dann Gegenmaßnahmen einleiten – ein geplatztes Rohr reparieren lassen oder einen Luftentfeuchter aufstellen. „Manchmal reicht es auch schon, zum richtigen Zeitpunkt kräftig durchzulüften“, ergänzt Dollase.

Über die beiden Nachwuchsforscher

Dr. André Dollase
(*1981) studierte Bauingenieurwesen an der HTWK Leipzig. Nach dem Studium erforschte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, wie mit Mikrowellen das Trocknungsverhalten von frischem Beton und Estrich beurteilt werden kann. Diesen Ansatz übertrug er im Rahmen von DemoS auf die Feuchtigkeitsmessung in Altbauten. Die Ergebnisse beider Projekte flossen in seine Doktorarbeit ein. Mittlerweile arbeitet Dollase bei der Deutschen Bahn als Bauwerksprüfer und strebt eine Weiterbildung zum Sachverständigen an.

Johannes Braun
(*1989) studierte an der HTWK Leipzig im dualen Studium Elektrotechnik und Informationstechnik und machte eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Anschließend studierte er im Master Wirtschaftsingenieurwesen. Nach zwei Jahren als Projektingenieur und -leiter bei einem Automatisierungsunternehmen kam er für DemoS zurück an seine Hochschule. Seine begonnene Promotion zur Funkkommunikation verschiedener Sensoren im „Smart Home“ führt er in der Arbeitsgruppe von Prof. Faouzi Derbel weiter.

Dr. André Dollase und Johannes Braun waren Mitglieder der Nachwuchsforschungsgruppe „Systemlösungen zur Gestaltung des Demografie- und Strukturwandels“ (DemoS) an der HTWK Leipzig. Das Projekt wurde durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst von 2016 bis 2019 mit rund 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Autorin: Dr. Rebecca Schweier

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news-2924Mon, 16 Mar 2020 00:00:00 +0100Wie Mixed-Reality-Brillen beim Hausumbau helfen https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/wie-mixed-reality-brillen-beim-hausumbau-helfenDie Architektinnen Lena Salm und Sophie Seifert zeigen, wie die Umnutzungsplanung von leerstehenen Gebäuden dank Digitalisierung einfacher wird

Verfallende Fabrikhallen, unbewohnte Häuser und stillgelegte Bahnhöfe – vielerorts sind die Auswirkungen des demografischen und strukturellen Wandels augenscheinlich. Ohne Feuchteeintrag, Schädlingsbefall oder Vandalismus können Gebäude mehrere Jahrzehnte leer stehen, ohne substanziell geschädigt zu werden. Soll wieder jemand einziehen, wird häufig saniert. Oft wird der Anlass genutzt, um ein Gebäude an veränderte Wohnbedürfnisse anzupassen: In einstigen Wohnhäusern für Großfamilien finden Ein-Raum-Apartments ihren Platz, ehemalige Fabriken werden zu Loftwohnungen umgebaut und in Bahnhöfen entstehen soziokulturelle Zentren.

Umbau statt Abriss

„Es ist viel nachhaltiger, leerstehende Häuser umzubauen und wieder nutzbar zu machen, als sie abzureißen und neu zu bauen – zumal diese Gebäude ja auch den Charakter einer Stadt prägen. Allerdings treten bei einem Umbau oft Überraschungen auf, die den Bauprozess verteuern und in die Länge ziehen“, erklärt die Architektin Lena Salm von der Nachwuchsforschungsgruppe DemoS und führt weiter aus: Zwar sollten sich im Bauaktenarchiv einer Stadt neben dem Bauantrag sämtliche Akten zum Gebäude befinden. Was im Laufe der Jahrzehnte nachträglich verändert wurde, sei allerdings oft unvollständig dokumentiert – ebenso wenig die Setzung und Verformung des Gebäudes über die Jahre.

Der erste Schritt zur Wiederbelebung ist deshalb das sogenannte Aufmaß: eine umfangreiche Vermessung und Dokumentation der Bausubstanz. Salms Kollegin Sophie Seifert erklärt: „Die meisten Architekturbüros arbeiten dabei analog, mit Distanzmessern und Zollstöcken. Das heißt, sie notieren sich die Daten vor Ort und erzeugen danach im Büro ein digitales Gebäudemodell. Ungenauigkeiten oder fehlende Werte fallen frühestens beim Übertragen der Daten in die Konstruktionssoftware auf. Für Nachmessungen geht es erneut zum Objekt. Das kann ganz schön Zeit fressen.“

Alternativ wird ein Vermessungsbüro beauftragt, das mit Laserscannern arbeitet. Dabei entstehen zwar sehr exakte, aber gleichzeitig riesige Datenmengen. Für die Weiterbearbeitung zu digitalen Modellen müssen diese reduziert werden – ebenfalls eine aufwendige Angelegenheit.

Aufmaß per HoloLens

Im Rahmen der Nachwuchsforschungsgruppe haben die beiden Architektinnen deshalb untersucht, inwieweit sich die Mixed-Reality-Brille HoloLens für das Aufmaß verwenden lässt. Die Brille funktioniert ähnlich wie ein Smartphone. Über ihre halbdurchsichtigen Gläser können virtuelle Inhalte dreidimensional ins Blickfeld eingeblendet werden.

„Die HoloLens ist mit einer sogenannten Time-of-Flight-Kamera ausgestattet. Mit diesem Kamerasystem kann die Entfernung und die dreidimensionale Struktur von Gegenständen in Echtzeit erfasst werden. Im Automobilbereich wird eine vergleichbare Technik beispielsweise für Fahrerassistenzsysteme genutzt“, sagt Salm. Gemeinsam mit Seifert hat sie für die Brille einen Workflow konzipiert, der das Erfassen der Raumarchitektur in Echtzeit ermöglicht. Herzstück ist eine eigens programmierte App.

Praxistest zeigt Zeitersparnis

Anfang 2019 haben die beiden Architektinnen das System live in einer leerstehenden Wohnung getestet. Salm erläutert das Vorgehen: „Die etwa 65 Quadratmeter große Dachgeschosswohnung im Leipziger Gründerzeitviertel Stötteritz sollte mit dem restlichen Dachstuhl zu einer großen Wohnung umgebaut werden. Wir haben die Wohnung auf zwei verschiedene Arten vermessen. Mit dem Laserscanner waren wir vier Stunden beschäftigt, mit der HoloLens haben wir nur eine halbe Stunde benötigt.“

Hinzu kommt in beiden Fällen noch die Datennachbereitung am Computer. Salm urteilt: „Herkömmliche Verfahren wird die HoloLens nicht komplett ablösen. Dazu werden Kanten und Ecken nicht exakt genug erkannt. Aber für die frühe Planungsphase ist die Detailtiefe der HoloLens ausreichend."

Über die beiden Architektinnen

Sophie Seifert (*1992, links) und Lena Salm (*1990) studierten beide an der HTWK Leipzig Architektur. Bereits als Studentinnen arbeiteten sie in der Forschungsgruppe FLEX von Prof. Alexander Stahr und beschäftigten sich mit den Themen Demografie und Digitalisierung.

Nach dem Ende von DemoS wechseln beide in die Wirtschaft: Lena Salm und Sophie Seifert werden als Architektinnen im Hoch- und Städtebau den Wandel Leipzigs mitgestalten.

Sophie Seifert und Lena Salm waren Mitglieder der Nachwuchsforschungsgruppe „Systemlösungen zur Gestaltung des Demografie- und Strukturwandels“ (DemoS) an der HTWK Leipzig. Das Projekt wurde durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst von 2016 bis 2019 mit rund 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Autorin: Dr. Rebecca Schweier

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news-6455Thu, 20 Feb 2020 10:00:00 +0100„Ich forsche, damit Solarzellen besser werden“https://magazin.htwk-leipzig.de/solarzellen-verbessernFlorian Wallburg im Portrait von „Dr. Who? Promovieren an der HTWK Leipzig“Florian Wallburg hat Maschinenbau an der HTWK Leipzig studiert. Für seine Doktorarbeit erforscht er, was bei der Herstellung von Solarzellen im Material Silizium passiert. Mit seiner Forschung trägt er dazu bei, Solarmodule noch zuverlässiger zu machen. Wallburgs Promotion ist eine Kooperation der HTWK Leipzig, des Fraunhofer-Centers für Silizium-Photovoltaik Halle und der TU Freiberg.

In der Videoreihe „Dr. Who? Promovieren an der HTWK Leipzig“ stellen sich Doktorandinnen und Doktoranden der HTWK Leipzig vor.

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news-2979Wed, 19 Feb 2020 12:02:11 +0100„Einen Studiengang wählen kann auch Abgrenzung zu den Eltern bedeuten“https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/einen-studiengang-waehlen-kann-auch-abgrenzung-zu-den-eltern-bedeutenOrientierung im Studiendschungel: Christin Flux und Claudia Bothe, Mitarbeiterinnen des Projekts „Studifit – Studieren lernen fürs Leben“ mit dem Fokus auf Studienorientierung – Schwerpunkt Schule beraten Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zum Studium. Worauf kommt es dabei an? Ein Gespräch.

Studienorientierung mit Schwerpunkt Schule: Was ist darunter genau zu verstehen?
Claudia Bothe: Wir gestalten zum Beispiel Projekttage an der Hochschule, mit denen die Schülerinnen und Schüler Einblicke ins Hochschulleben gewinnen können. Wir gehen außerdem direkt in die Schulen, beteiligen uns an Schulveranstaltungen wie „Berufswahltag“, „Traumberufetag“ und Ähnlichem. Die Schulen können sich aus unseren Angeboten ein passendes Format auswählen. Diese Beratungsformate haben wir selbst entwickelt und immer wieder angepasst, unsere Erfahrungen eingearbeitet. Ganz wichtig ist uns auch unser „Workshop Studienorientierung“, den wir sofort mit Projektstart 2017 entwickelt haben und sowohl extern als auch an der HTWK anbieten, zum Beispiel an unseren Tagen der offenen Hochschultür und zum Hochschulinfotag. Im Januar war die Nachfrage so groß, dass wir leider rund 40 Interessierte wieder wegschicken mussten; der Workshop ist maximal für 20-25 Personen sinnvoll. Mit rund 1.600 Interessierten kamen Anfang Januar mehr als 300 Leute mehr als im Vorjahr zum Tag der offenen Tür an die HTWK. Das merken wir natürlich auch. Zum nächsten Hochschulinfotag der HTWK am 9. Mai werden wir für den Workshop deswegen voraussichtlich zwei Termine anbieten. Nicht zuletzt haben wir auch fachspezifische Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie für akademische Beraterinnen und Berater im Angebot, ebenso für Eltern – also für die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.

Warum ist die Nachfrage so groß – offenbar ist diese Art der Beratung dringend nötig?
CB: Es gibt mehr als 20.000 Studiengänge in Deutschland!* Da ist Orientierung gefordert: Was kommt überhaupt für mich in Frage? Wir hören immer wieder – sowohl von Lehrenden als auch von Schülerinnen und Schülern – dass viele auch in der 11. Und 12. Klasse noch nicht wissen, was sie nach der Schule machen sollen. Die Jugendlichen brauchen viele Informationen und viele „Reize“, damit der Funke überspringt. Unserer Erfahrung nach gelingt das am besten über Anschauung, zum Beispiel durch Experimente in Laboren, wo man etwas sehen und „anfassen“ kann. Wir versuchen, Vorstellungen zu schaffen, um im besten Fall Begeisterung zu wecken. Das klappt auch über Formate wie „Girls‘ Day“ oder die Ferienhochschule, die die HTWK auch seit Jahren erfolgreich anbietet . Wichtig ist auch, die Zielgruppen sehr genau zu unterscheiden und die Angebote niedrigschwellig und passgenau zu machen, damit sie überhaupt ankommen. Da gibt es diejenigen, die von ihrer Studienwahl bereits überzeugt sind und die, die schon eine Idee haben und diese quasi nur noch überprüfen möchten. Diese brauchen eine andere Beratung als Jugendliche, die noch sehr unentschlossen sind, was sie überhaupt wollen. Kurzum: Die Nachfrage seitens der Schulen ist sehr groß, die Kooperationen weiten sich aus. Wir hoffen, dass dieses gute Netzwerk auch nach der Projektlaufzeit von Studifit, ab Herbst 2020, weitergeführt werden kann und die erfolgreichen Formate weiterhin Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehen.

*Quelle: Statistische Daten zu Studienangeboten an HS in Deutschland, WS 2019/20
(Zum Vergleich: WS 2007/08 waren es noch 11.265 Studiengänge.)

Und dabei hilft dann zum Beispiel der Studienorientierungs-Workshop?
CB: Genau. Er dauert insgesamt 1,5 Stunden und beginnt mit einem Impulsvortrag – einige Fakten zur HTWK – sowie einer kleinen Vorstellungsrunde zum Einstieg. Dann beschäftigen wir uns gemeinsam konkret mit dem Studium. Wir haben ein Arbeitsblatt mit Fragen entwickelt, über die man sich im Zusammenhang mit der Studien- und Berufswahl unbedingt klarwerden sollte: In welchen Bereichen bist du gut? Welche Rollen spielen für dich berufliche Sicherheit, Verdienst und Karriere? Welche Berufe empfiehlt dir dein Umfeld? und Ähnliches. Mit dieser Runde haben die Jugendlichen konkrete Kriterien an die Hand bekommen, nach denen sie weiter vorgehen und auswählen können. Unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, mehr Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Selbst zu entscheiden, was ich will, kann unter Umständen natürlich auch Abgrenzung zu den Eltern und zur Peergroup bedeuten.

Was ist für Sie ein Erfolg?
CB: Wir bekommen zum einen unmittelbare Rückmeldung direkt nach dem Workshop durch unseren Feedback-Bogen – die ist immer sehr positiv. Die Leute bedanken sich, der erste Knoten sei geplatzt, sagen viele. Manche entwickeln regelrecht eine „emotionale Bindung“ zur HTWK, es gibt welche, die treffen wir auf Studien-Messen immer wieder. Bei einer Befragung von rund 700 Jugendlichen gaben 95 Prozent an, dass sie die Veranstaltung weiterempfehlen würden. Das freut uns natürlich. Erfolg heißt für mich in erster Linie, zu merken, dass wir helfen konnten. Das heißt nicht unbedingt, dass dann 1:1 alle an der HTWK studieren, die man beraten hat. Diese Entscheidung für ein Studium ist einfach sehr komplex. Aber „man schickt sie auf den Weg.“ Ich sehe das auch als gesellschaftlichen Auftrag – dazu beizutragen, dass Leute ihre Wahl für die HTWK ganz bewusst treffen, dass sie das für sich richtige Studium wählen und nicht einfach irgendwo reinstolpern.

Hintergrund

Die HTWK Leipzig pflegt im Moment mehr als 40 Schulkooperationen innerhalb Sachsens sowie in angrenzenden Bundesländern. Bisher wurden knapp 4.000 Schülerinnen und Schüler beraten sowie mehr als 1.000 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (Eltern, Lehrende, Beratende.) Rund 130 Veranstaltungen wurden durchgeführt.

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news-2938Fri, 07 Feb 2020 14:09:26 +0100Leben mit Klebenhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/leben-mit-klebenAnja Sack aus Jena hat schon während ihrer Schulzeit im Wettbewerb „Jugend forscht“ 2019 zwei Sonderpreise für ihr Projekt „Ein Leben mit Kleben“ gewonnen. Nun studiert sie Pharmazie an der Uni Leipzig und unterstützt gleichzeitig in einem Forschungspraktikum an der HTWK Leipzig die G² Gruppe Geotechnik.Text: Marie Nowicki

Schon in den Sommerferien 2017 hat Anja Sack in einem Forschungspraktikum am Fraunhofer Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena begonnen, ihr eigenes Projekt zu entwickeln – da war sie noch Gymnasiastin: Sie beschäftigte sich mit geklebten optischen Baugruppen am Beispiel von Kameraobjektiven. Normalerweise sind Linsen in Kameraobjektiven mit verklebten Fassungselementen befestigt. Anja Sack testete, ob man die Linsen auch direkt mit Klebstoff und ohne Fassungen fixieren könnte, um Material zu sparen und in der Folge Fertigungsaufwand zu reduzieren. Auf den Untersuchungsansatz ist sie selbst gekommen, als sie einmal ihre Koffer für einen Urlaub packte und überlegte, warum Kameraobjektive eigentlich so schwer sind.

Während der Untersuchung war die wichtigste Frage für sie, ob der Klebstoff zwischen den Linsen über längere Zeit und Temperaturschwankungen hinweg stabil bleibt. Mehr als neun Monate lang testete Anja Sack mit Unterstützung des Fraunhofer Instituts Jena ihre Baugruppen und konnte zum Schluss ein positives Ergebnis verbuchen: der getestete Kleber bleibt bei kleinen Objektiven, wie sie in Handys oder Lesegeräten für CDs verbaut werden, auch auf Dauer stabil.

Von „Jugend forscht“ zum Forschungspraktikum an die HTWK Leipzig

Mit dem abgeschlossenen Projekt bewarb sie sich beim „Jugend Forscht“ Wettbewerb 2019 im Fachgebiet Physik. „Mein Ansatz war 'einfach mal mitmachen und probieren‘, ich habe nicht damit gerechnet, in den Wettbewerbsrunden weiter- und sogar bis ins Bundesfinale zu kommen“, so Anja. Doch schließlich brachte sie der Wettbewerb sogar bis nach China. Denn in der Bundesrunde gewann die Jungforscherin einen Sonderpreis, der ihr die Teilnahme am „China Adolescents Science & Technology Innovation Contest“ in Macao ermöglichte. Dort konnte sie ihr Projekt einer internationalen Jury präsentieren. Auch ein halbes Jahr später ist Sack noch begeistert von der Reise: „Für mich war das ein großartiges Erlebnis, so viele interkulturelle und zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Ich tausche mich bis jetzt immer wieder mit den Menschen aus, die ich auf der Reise kennengelernt habe.“ 

Nach dem Wettbewerb konnte Anja Sack dank eines weiteren Sonderpreises aus der Landesrunde Sachsen-Anhalt ein Forschungspraktikum an einer Hochschule beginnen. „Ich hatte keinerlei Vorgaben, also habe mich auf die Suche gemacht und mich gefragt: Was klingt spannend und wo könnte ich reinschauen?“

So ist sie auf die HTWK Leipzig gestoßen und war schnell fasziniert von der G² Gruppe Geotechnik. In ihrem Praktikum unterstützt sie nun die Projektgruppe um Doktorand Alexander Knut, die sich mit der Bestimmung von Bodendichte in einer bestimmten Tiefe beschäftigt. Besonders spannend findet Anja Sack, dass hier Bereiche erforscht werden, die zwar allgegenwärtig sind, die man aber im Alltag meist gar nicht wahrnimmt – wie der Boden unter unseren Füßen.

Alexander Knut hat ein Verfahren entwickeln, mit dem Sand und Boden stabilisiert werden können – und auch hier wird tatsächlich mit Klebstoff gearbeitet. Die mit Kleber fixierten Bodenproben werden in Plättchen zerschnitten, fotografiert und auf dem Computer-Bildschirm auf ihre Dichte untersucht. „Ein Problem dabei: Da die Körner in den Plättchen nicht immer genau in der Mitte durchgeschnitten werden können, ergibt sich eine Ungenauigkeit in den Querschnitten, die es zu bestimmen gilt“, so Alexander Knut.

Pharmazie, Chemie, Stereologie

Direkt neben dem Versuchsaufbau wertet Anja Sack seit Dezember 2019 einmal pro Woche die Messwerte aus und hilft, die Daten zu untersuchen. Den Rest der Zeit studiert sie an der Universität Leipzig Pharmazie im ersten Semester. Auch hier kommt ihr weites Interessensgebiet zum Vorschein: „Ich wollte gerne etwas Naturwissenschaftliches machen, aber mich nicht auf reine Chemie oder Biologie festlegen. Also habe ich mich für Pharmazie entschieden, in der von beidem viel vorkommt.“

Dazu ein Praktikum im Bereich der Stereologie – also der räumlichen Interpretation von Schnitten? „Ein Sprung ins kalte Wasser waren die ersten Tage schon“, gibt Anja Sack zu. „Andererseits macht es gerade Spaß, ohne Vorkenntnisse in die Thematik reinschauen zu können und von der Forschungsgruppe so herzlich aufgenommen zu werden.“
Und auch die Gruppe ist von der Nachwuchswissenschaftlerin angetan: „Sie konnte sich sehr schnell ins Thema reindenken und ist ziemlich clever. Durch ihre Mitarbeit wurde sogar klar, dass unsere Methodik so nicht ganz klappen kann“, erzählt Alexander Knut. Das Praktikum ist zeitlich nicht begrenzt und entwickelt sich mit dem Projekt. Während Anja Sack sich momentan ganz auf ihre Prüfungsphase an der Uni konzentriert, forscht die Gruppe an einer neuen Methodik, die zwischen Februar und März entwickelt sein soll – und dann ist auch Anja wieder dabei.

Ihr „Leben mit Kleben“ geht also weiter.

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news-2884Thu, 30 Jan 2020 10:25:00 +0100Digitalisierung macht's möglich: Das Zollingerdach reloadedhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/digitalisierung-machts-moeglich-das-zollingerdach-reloadedRessourcenschonend, sparsam und ästhetisch: das ist das Zollingerdach. Der Bauweise für gekrümmte Holzdächer wird an der HTWK neues Leben eingehauchtAutorin: Katrin Haase

In Zeiten von Krisen sind wir besonders gefordert umzudenken, um neue Wege und Möglichkeiten zu erschließen. So regte das Ende des Ersten Weltkriegs und die damalige Material- und Wohnungsnot den Merseburger Stadtbaurat Friedrich Zollinger dazu an, eine besonders materialeffiziente Dachbauweise zu entwickeln. Das Resultat war eine gekrümmte, freitragende Dachkonstruktion aus kurzen Hölzern, heute bekannt als Zollingerdach. Damit wurden bis 1928 mehr als 1.000 Häuser und Hallen allein in Deutschland überdacht.

Vom Staunen zum Forschen

Wer in einem Gebäude mit Zollingerdach den Blick nach oben wendet, staunt über die wabenförmige, regel-mäßige Ästhetik der Lamellen, die das Dach stützen. So erging es auch Alexander Stahr, als er im Januar 2014 das erste Mal die Kunstgalerie Mutter Fourage in Berlin-Wannsee betrat und das Scheunendach des ehemaligen Hofguts bestaunte. Der Professor für Tragwerkslehre an der HTWK Leipzig beschloss, sich mit seinen Studierenden und der interdisziplinären Forschungsgruppe FLEX – ein Akronym aus den Begriffen Forschung, Lehre und Experiment – dem Zollingerdach zu widmen. Warum ist diese Bauweise heute so gut wie verschwunden, wenn sie doch so sparsam war? Was können wir heute, was Zollinger damals noch nicht konnte?

Diesen Fragen ging Stahr zunächst in wöchentlichen Meetings mit Bauingenieur- und Architekturstudierenden nach. Schnell kam die Frage nach der Geometrie auf. Es wurde gelesen, getüftelt und programmiert, bis das Prinzip entschlüsselt war. „Die Besonderheit ist der Zuschnitt der Lamellen. Sie sind nicht rechtwinklig, sondern an beiden Enden windschief und an den Oberseiten kreisbogenförmig zugeschnitten. Daraus ergibt sich ein gekrümmtes Dach. Diese Geometrie ist alles andere als trivial“, so Stahr. Die Studierenden rechneten, sägten, bauten Modelle, machten Belastungstests und verbesserten Details, bis ein großmaßstäbliches Modell fertig war. Das 5 Meter lange, 3 Meter breite und 2 Meter hohe Modell präsentierte das FLEX-Team im Jahr 2016 auf der Denkmal-Messe in Leipzig und erhielt dafür eine Goldmedaille für herausragende Leistungen in der Denkmalpflege in Europa.

Vor- und Nachteile

„Das Zollingerdach spart 30 bis 40 Prozent Holz im Vergleich zu anderen Dachstuhl- und Hallendachkonstruktionen aus Brettschichtholz“, erläutert Cristoph Dijoux einige Vorteile des Dachs. Noch dazu habe es eine einmalige Ästhetik, eine sehr gute Klimabilanz und bestehe im Kern aus zwei standardisierten Bauteilen. „Es gibt nur zwei Typen Lamellen, die spiegelverkehrt sind, ähnlich wie ein rechter und ein linker Schuh“, so der Bauingenieur weiter. Dijoux war einer der Studierenden, die gemeinsam mit Alexander Stahr das erste Zollingerdachmodell bauten. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt sich Dijoux intensiv mit der Dachkonstruktion. In seiner Doktorarbeit untersucht er, wie die Montage von gekrümmten Holzkonstruktionen grundlegend vereinfacht werden kann.

Denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Soll heißen, die wirtschaftlichen und technischen Nachteile der historischen Bauweise waren gravierend: Der Aufbau dauerte lang, blockierte wertvolle Zeit auf der Baustelle und trieb damit die Kosten in die Höhe. Außerdem gab es nur acht feste Dachgrößen, die nicht flexibel anpassbar waren. Problematisch insbesondere bei weitspannenden Hallendächern: An den Knotenpunkten, wo die Lamellen miteinander verbunden sind, verschob sich die Konstruktion über die Jahrzehnte im Millimeter-Bereich. Die Dächer verformten sich und sackten allmählich ab. So musste beispielsweise das 36 Meter überspannende Zollingerdach der Münsterland-Halle in Münster nur 34 Jahre nach seiner Errichtung grundhaft saniert werden.

Die moderne Lösung

Alexander Stahr und sein Team haben auf zwei Ebenen Abhilfe geschaffen: in der vereinfachten Herstellung und in der verbesserten Mechanik. Sie analysierten, welche Kräfte das Dach verformen und entwickelten als Lösung den Mikroversatzknoten. Primär sorgen nun zwei minimale Einschnitte in den Lamellen, sogenannte Kerven, sowie leicht modifizierte Stirnflächenzuschnitte an den Brettenden dafür, dass die Kräfte direkt von Holz zu Holz übertragen werden. Die Tragfähigkeit des Verbindungsknotens kann dadurch – bei gleichzeitig signifikanter Verringerung der Verformungen – nahezu verdoppelt werden.

Neben diesem neuen konstruktiven Detail sind es vor allem die Möglichkeiten der Digitalisierung, die dem Zollingerdach zu einem Comeback verhelfen sollen. Jeder Arbeitsschritt – von der ersten Idee bis zur Umsetzung auf der Baustelle – kann davon profitieren, beginnend bei der Planung mithilfe parametrischer Entwurfswerkzeuge. Algorithmen definieren dabei, wie sich durch die Änderung verschiedener Parameter – Spannweite, Länge und Dachkrümmung – die Geometrie der Lamelle verändert. Diese Daten werden dann direkt an die Maschinen für den Zuschnitt weitergereicht: „Heutzutage gibt es computergesteuerte Abbundmaschinen, die Lamellen perfekt und zehntelmillimetergenau zuschneiden. Das verbessert die statische Berechenbarkeit und reduziert den Wartungsaufwand des Dachs ungemein“, so Stahr.

Die Maschinen können die fertigen Bauteile bereits in der richtigen Reihenfolge stapeln – eine enorme Zeitersparnis beim Aufbau des Dachs. Statt mehrere Wochen dauert dieser nun wenige Tage. Der Aufbau ist so einfach, dass selbst Laien mit anpacken könnten. „Noch schneller kann es durch vorgefertigte Segmente gehen, bei denen einige Lamellen bereits miteinander verbaut zur Baustelle geliefert werden“, ergänzt der Architekt Martin Dembski von der Forschungsgruppe FLEX. Die halbrunden Bögen müssen dann nur noch durch Kräne aufs Dach gehoben und miteinander verbunden werden.

Während Zollinger in nächtelanger Arbeit die Statik seines Dachs berechnete und dabei zahlreiche Faktoren einbeziehen musste, berechnen heute Computer Zahlenkolonnen schneller und sicherer. Dadurch können viel kompliziertere und individuellere Projekte umgesetzt werden als zu Zollingers Zeiten. „Kostensenkung trotz Einzelteilfertigung – darin liegt für die Baubranche das Potenzial der Digitalisierung“, ist Stahr überzeugt. Dieser Kerngedanke müsse sich nur noch durchsetzen. „Dank unserer Forschungen ermitteln wir nun in einem System die Geometrie, Statik und Wirtschaftlichkeit. Die Informationen kommen am Ende maschinenlesbar heraus, und schon startet der Fertigungsprozess.“

Perspektivisch ist es denkbar, dass schlechte Hölzer oder fehlerhafte Lamellen mit Hilfe künstlicher Intelligenz automatisch aussortiert werden – technisch wäre das durchaus möglich. Im Labor können die Forscher das nur teilweise simulieren, so Stahr: „Wir sind noch nicht am Ziel. Wenn das moderne Zollingerdach wirtschaftlich konkurrenzfähig werden soll, dann braucht es eine automatisierte Fertigung. Wir brauchen also jemanden, der Geld in die Hand nimmt und an die Idee glaubt.“ Dafür habe er seine Fühler in viele Richtungen ausgestreckt. Ziel ist es, einerseits Partner in der Holzwirtschaft zu finden, die in solche Maschinen investieren, und andererseits Bauherren, die ein neues Gebäude mit dem verbesserten Zollingerdach bauen wollen.

Potenziale

Bisher werden für Neubauten vor allem Beton und Stahl genutzt. Für ihre Herstellung wird viel Energie verwendet und viel CO₂ produziert. Holz dagegen ist weltweit verfügbar, wächst ständig nach, bindet CO₂ und ist einfach im Umgang. Die Nachfrage wird steigen, prognostiziert Stahr: „Seit dem Beginn unserer Forschung zum Zollingerdach hat sich die politische Situation schon deutlich verändert. Während eine CO₂-Bepreisung lange ein eher wissenschaftlich diskutiertes Thema war, wurde sie kürzlich ins Klimapaket der Bundesregierung aufgenommen. Es ist davon auszugehen, dass das Bauen mit Holz auch dadurch eine Renaissance erleben wird.“ Schon jetzt ist zu spüren, dass das Thema Nachhaltigkeit beim Hausbau an Relevanz gewinnt. Vor diesem Hintergrund scheint die bald hundert Jahre alte Bautechnik von Zollinger fast visionär. Die Digitalisierung könnte ihr zu einem Comeback verhelfen.

Prof. Dr. Alexander Stahr

(*1973) ist seit 2010 Professor für Tragwerkslehre an der Fakultät Architektur und Sozialwissen-schaften der HTWK Leipzig. 2013 gründete der promovierte Bauingenieur die Forschungsgruppe FLEX (Forschung. Lehre. Experiment) an der HTWK Leipzig. Schwerpunkt ist die Entwicklung digitaler Werkzeuge für materialeffiziente, gekrümmte Konstruktionen mit individueller Geometrie und deren Prototypenbau.

Dieser Text erschien zuerst im Forschungsmagazin Einblicke 2019 der HTWK Leipzig. Hier können Sie das Magazin digital lesen oder kostenfrei abonnieren.

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news-6453Tue, 14 Jan 2020 10:00:00 +0100Dr. Who? Maschinenbau-Ingenieur Christoph Oefnerhttps://magazin.htwk-leipzig.de/knochenimplantate-verbessernDoktorand Christoph Oefner im Portrait von „Dr. Who? – Promovieren an der HTWK Leipzig“In der Videoreihe „Dr. Who? – Promovieren an der HTWK Leipzig“ stellen wir Doktorandinnen und Doktoranden der HTWK Leipzig vor. Diesmal: Christoph Oefner. Der Maschinenbauingenieur beschäftigt sich in seiner Promotion mit einem medizinischen Thema: Pedikelschrauben, die nach Erkrankungen der Wirbelsäule in diese eingesetzt werden, um für Stabilität zu sorgen.

Für seine Forschung arbeitet er eng mit dem Zentrum zur Erforschung der Stütz- und Bewegungsorgane (ZESBO) der Universitätsmedizin Leipzig zusammen.

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news-6452Fri, 20 Dec 2019 15:43:28 +0100Dr. Who? Doktorand Martin Weisbrichhttps://magazin.htwk-leipzig.de/dehnungsmessung-betonbauErste Ausgabe der Videoreihe „Dr. Who? – Promovieren an der HTWK Leipzig“ In der Videoreihe „Dr. Who? – Promovieren an der HTWK Leipzig“ stellen wir Doktorandinnen und Doktoranden der HTWK Leipzig vor.

Den Start macht Martin Weisbrich. Der 31-Jährige hat an der HTWK Leipzig Bauingenieurwesen studiert und promoviert nun am Institut für Betonbau zur Messbarkeit von Verformungen an Bauwerken. Außerdem ist er Skiorientierungsläufer im deutschen Bundeskader.

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news-2795Mon, 16 Dec 2019 11:16:00 +0100Leben in die Mittelstädte! https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/leben-in-die-mittelstaedteSusan Radisch und Sebastian Lorenz wurden schon zwei Mal für ihre gemeinsame Architektur-Masterarbeit ausgezeichnet. Das kann kein Zufall sein.

Leipzig ist eine, ebenso Berlin, München war es in den 1970er/80er Jahren des vorigen Jahrhunderts: eine „Schwarmstadt“ – eine Metropole, wo das Leben tobt und deswegen „alle hinwollen“, die jung und hip sind (oder es sein wollen). Doch was wird aus den Orten, die sie hinter sich lassen? Verlieren diese unweigerlich den Großteil der jungen Menschen und damit ihre Zukunft? Ist das unvermeidlich? Und vor allem: Können wir das wollen? Aber: Wie gegensteuern? Fragen über Fragen, die in unser aller Zukunft weisen. Auch an der HTWK Leipzig setzen sich Studierende damit auseinander. Bei der Masterarbeit „Stagnierende Mittelstädte - Entwicklung einer städtebaulichen Impulsstrategie am Beispiel der Stadt Zeitz“ standen die sogenannten Mittelstädte, also Städte mit 20.000 bis 99.999 Einwohnern, im Fokus. Wer nun darüber stolpert, dass ja Städte mit 20.000 Einwohnern kaum mit solchen vergleichbar scheinen, die knapp das Fünffache an Einwohnern zählen, lernt, dass diese Orte nochmal in kleine (20.000-50.000 Einwohner) und große Mittelstädte (50.000-99.000 Einwohner) unterteilt werden. Doch egal welche Kategorie - viele dieser Städte sind von Stagnation bedroht. „Diese Phänomene lassen sich gegenwärtig im ganzen Bundesgebiet beobachten. Hand in Hand mit dieser Entwicklung gehen Leerstand sowie eine Entwertung von Grundstücks- und Wohnungspreisen am Rande der Metropolen“, sagt Sebastian Lorenz zu den Folgen dieser Entwicklung.

Beispiel Zeitz

Gemeinsam mit Susan Radisch hat er dieses Thema am Beispiel der Stadt Zeitz durchdekliniert. Die Dom- und Residenzstadt im Süden Sachsen-Anhalts zählte noch im Jahr 1984 rund 43.500 Einwohner. Gegenwärtig sind es nur noch ca. 28.400 (Stand 2017). Der einst pulsierende Ort verzeichnet aktuell einen Leerstand von knapp einem Drittel. Hinzu kommt ein verschwindend geringer Anteil der Bevölkerungsschicht zwischen 25 und 45 Jahren, also der reproduktionsfähigen Jugend. Das wiederum bedeutet: potentielle Arbeitskräfte und Anwohner fehlen – jetzt und auch in Zukunft. Warum gerade Zeitz? „Wir sind beide selbst in stagnierenden Mittelstädten aufgewachsen – in Merseburg bzw. Döbeln. Wir wollten aber eine Stadt finden, die wir objektiv betrachten können. Zeitz bot eine optimale Grundlage hinsichtlich der bestehenden Bausubstanz, Demographie, Stadtgeschichte und der regionalen Lage.“ Lorenz und Radisch untersuchten Strukturen und Potentiale der Stadt. Zusätzlich versuchten sie, bislang unentdeckte städtebauliche Perspektiven zu schaffen, um Anwohnern, Interessierten und auch Weggezogenen potentielle bzw. bislang ungenutzte Stadträume und damit verbundene Möglichkeiten aufzuzeigen, zum Beispiel die Elsterwiesen. „Mit vergleichsweise kleinen Eingriffen könnten diese wieder hergestellt werden und dadurch könnte eine neue urbane Qualität geschaffen werden, z.B. mit einem Wegesystem, ‚Hochwassermöbeln‘ und vielem mehr“, so Susan Radisch.

Einblicke in die Masterarbeit:

Das Prinzip „Baukasten“

Ziel war es, basierend auf dem Beispiel Zeitz - und einer Auswahl von 65 anderen bundesdeutschen Mittelstädten - eine möglichst allgemeingültige „städtebauliche Impulsstrategie“ gegen die kontinuierliche Schrumpfung zu entwickeln, also eine Art Blaupause. Dabei wurden die Aspekte Lage, Demographie und Grad der Stagnation einbezogen. Radisch und Lorenz verglichen die Stadtentwicklungskonzepte miteinander und analysierten die jeweiligen Leitbilder. So konnten Gemeinsamkeiten und Unterschiede identifiziert werden, aber auch Aspekte, die möglicherweise Impulse für eine Weiterentwicklung geben können. „Daraus ergaben sich einzelne Handlungsfelder. Sie sind als Angebot gedacht, bestehende Konzepte zu prüfen, zu ergänzen und zu entwickeln – individuell angepasst an die jeweiligen örtlichen Besonderheiten“, so Radisch und Lorenz. Zu den insgesamt 18 Handlungsfeldern zählen unter anderem Region, Bildung, Verkehr, Identität/Image, Stadtwesen und Wohnen. Zum Handlungsfeld Identität/Image gehört beispielsweise der Schwerpunkt "Historische Stadtsubstanz bewahren“ – wie bei der historischen Stadtbibliothek Zeitz angewandt. Im Grunde liefern Radisch und Lorenz einen „Baukasten“ mit Handwerkszeug, das individuell genutzt werden kann. Nun kommt es auf die Anwendung an.

Zwei Auszeichnungen

Das Konzept wurde bereits zweimal ausgezeichnet: Im November 2018 wurde die Arbeit von Lorenz und Radisch mit Platz 4 der „Baunetz Campus Masters“ und im September 2019 mit dem Förderpreis der Sommerakademie der Kulturstiftung Hohenmölsen (SOMAK) geehrt. Die BauNetz „Campus Masters“ prämieren nach eigener Aussage „die besten Abschlussarbeiten der nächsten Architekten-Generation“ - ausgewählt von BauNetz, einem deutschsprachigen Online-Magazin für Architektur, bewertet von den Nutzern und immer auch durch das Votum eines renommierten Architekten. Begründung der Jury: „In Zeiten, in denen alle über Wohnungsmangel und bezahlbares Wohnen diskutieren, thematisieren die Verfasser ein Thema, welches nach intensiver Diskussion seit den 2000er Jahren in Vergessenheit geraten ist: Das Problem der Schrumpfung und Stagnation von Städten. Der eklatante Wohnungsmangel in den Großstädten und beliebten Ballungsräumen ist dabei nicht konträr, sondern auch Teil derselben Entwicklung. Die Steigerung der Attraktivität stagnierender Städte kann ein wichtiger Beitrag zur Lösung der Wohnungsfrage sein. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema zeigen die beiden Verfasser Haltung und einen Sinn für ihre gesellschaftliche Verantwortung. … Die Arbeit eröffnet neue Handlungsfelder für Architekten und Stadtverantwortliche und trägt so zu einem wirklich relevanten Thema bei: die lebenswerte Stadt.“

Der Förderpreis der Sommerakademie der Kulturstiftung Hohenmölsen ist mit 1.000 Euro dotiert. Die alljährliche Sommerakademie stand unter dem Motto „Reallabor Mitteldeutschland - Chancen für den Strukturwandel entdecken“ und stellt im Grunde genau die Fragen zum Strukturwandel in den Mittelpunkt ihrer Arbeit, die auch Radisch und Lorenz umtreiben: Wie gehen wir die regional- und strukturpolitischen Herausforderungen des Braunkohlenausstiegs an? Welche Erfahrungen aus dem Strukturwandel nach 1989 helfen uns in der derzeitigen Situation? Wie bündeln wir all die Ideen, die im Umlauf sind? Prof. Dr. Andreas Berkner (Uni Leipzig), Kuratoriumsvorsitzender und Vorsitzender der SOMAK-Jury, stellte in seiner Laudatio für die Preisträger fest, dass sich Mitteldeutschland in einem Spannungsfeld zwischen wachsenden Metropolen und „versteckten Perlen“ befindet: „Dazu zählt auch das Mittelzentrum Zeitz. Das Engagement der Preisträger, sich kreativ, dialogorientiert und professionell visualisiert mit den dort vorhandenen Entwicklungspotenzialen auseinanderzusetzen, hat die Jury überzeugt.“

Drei Fragen an Susan Radisch und Sebastian Lorenz

Warum haben Sie gerade dieses Thema für Ihre Masterarbeit gewählt?
SL/SR: „Unsere Heimatstädte sind Mittelstädte. Wir sind mit dem Phänomen der Stagnation aufgewachsen. Das Architekturstudium ermöglichte uns die fachliche Auseinandersetzung mit der Thematik, daher rührt das Interesse, einen vorerst allgemeinen Lösungsansatz zu entwickeln. Mit der Arbeit wollten wir einen Mehrwert - nicht nur für Zeitz, sondern allgemein für stagnierende Mittelstädte schaffen, also nicht ‚nur‘ unsere Abschlussarbeit verfassen, sondern einen kleinen Beitrag gegen die Stagnation leisten, Impulse setzen und Diskussionen zum Thema anregen. Umso mehr freut uns, dass das gelungen ist. Vorgestellt haben wir die Arbeit mittlerweile in Zeitz, Altenburg und Hohenmölsen - damit zeigten auch andere Städte Interesse an unserer Strategie. Wir hoffen natürlich, auch noch weitere Städte inspirieren zu können.

Gab es zu Ihrer Arbeit Rückmeldungen aus der Bevölkerung, die das Ganze ja letztlich betrifft?
SL/SR: „Im Kontext des Projekts „Open Space Zeitz“ des Vereins „Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa“ hatten wir die große Freude, unsere Arbeit öffentlich im Zeitzer Rathaus mit einem Vortrag sowie einer temporären Ausstellung zu präsentieren. Dadurch erhielten wir die Möglichkeit, unsere Erfahrungen und Ergebnisse mit der Bevölkerung zu teilen. In offenen und teilweise emotionalen Gesprächen fiel die Resonanz grundsätzlich positiv aus. Auch kritische Stimmen zählen für uns dazu, die zeigen, dass man an der richtigen Stelle ‚gebohrt‘ hat. Diesen Dialog provoziert zu haben, war alle Mühen wert.“

Wie erfolgreich kann Ihre Masterarbeit überhaupt sein bzw. was bedeutet für Sie Erfolg?
SL/SR: „Der Erfolg der Masterarbeit ist der Mehrwert, den wir erreicht haben - nicht nur für Zeitz, sondern allgemein für stagnierende Mittelstädte. Wir konnten einen Beitrag zur Ideenfindung gegen die Stagnation von Städten leisten, Impulse setzen und Diskussionen anregen. Der Gewinn der beiden Preise ist das ‚i-Tüpfelchen‘ und freut uns natürlich sehr, denn das bedeutet, dass unsere Idee durchaus auf Zuspruch stößt und als guter Ansatz im Umgang dem Thema gewertet wird.“

(Die Fragen stellt Franka Platz.)

Susan Radisch (25) ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft (ISB) der Universität Leipzig in Forschung und Lehre tätig, u.a. Evaluation zu „Ab in die Mitte! - Die City-Offensive Sachsen“; Schwerpunkt in der Lehre u.a. Klein- und Mittelstädte. Außerdem studiert sie noch Denkmalpflege auf Master bis voraussichtlich im September 2020 und arbeitet zudem projektbezogen in der Entwurfsplanung für Architekturbüros.

Sebastian Lorenz (28) Abschluss des Studiums als M.A. Architektur (HTWK Leipzig) im Juli 2018. Danach Mitbegründung und seitdem Arbeit im jungen interdisziplinären Architekturbüro „K2L Architekten“ in Leipzig.

Beide haben an der HTWK Leipzig Architektur studiert und im Sommer 2018 erfolgreich abgeschlossen.

Es geht weiter

Ähnliche, ebenfalls erfolgreiche Projekte der Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften wurden in den vergangenen Jahren auch in Kamenz, Torgau und anderen Städten bearbeitet. Der sächsische Innenstadtwettbewerb „Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen “ – mit vergleichbarer Stoßrichtung wie die Masterarbeit von Radisch/Lorenz - wurde 2004 erstmals in Sachsen durchgeführt. Seitdem haben sich mehr als 120 Städte und Gemeinden daran beteiligt, mehr als 330 Projekte wurden eingereicht. Grundidee auch dieses Wettbewerbs ist es, vor allem durch Bürgerbeteiligung mehr Leben und damit auch mehr Besucher in die Städte und Gemeinden zu bringen und diese nachhaltig zu entwickeln. Aktuell erarbeiten HTWK-Architektinnen und Architekten gemeinsam mit der Stadt Oederan (Landkreis Mittelsachsen) eine städtische Freiluft-Fotogalerie. Wir werden darüber noch gesondert berichten.

Grafiken (Entwürfe): Radisch/Lorenz

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news-2517Thu, 29 Aug 2019 19:45:43 +0200Chirurgische Simulation für Fortgeschrittenehttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/chirurgische-simulation-fuer-fortgeschritteneDamit bei Operationen keine Fehler passieren, brauchen Chirurgen viel Übung und Erfahrung. Ärzte, Spieleentwickler, Pädagogen und Ingenieure haben deshalb gemeinsam ein Trainingssystem für die Wirbelsäulenchirurgie entwickelt: Mit „SurMe“ lassen sich erste Schritte in der Chirurgie bis hin zu einer vollständigen Bandscheibenoperation üben. Geleitet wurde das Projekt an der HTWK Leipzig.

Ein Brennen im unteren Rücken und starke Rückenschmerzen, die bis in die Arme oder Beine ausstrahlen, sind typische Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall. Die Bandscheibe besteht aus einem gelartigen Kern, der von einer knorpelartigen Außenhülle geschützt wird. Reißt diese Außenhülle, tritt die gelartige Substanz aus und drückt auf den außerhalb der Bandscheibe verlaufenden Nerv oder das Rückenmark, was Reizungen und damit Schmerzen verursacht. „Nicht jeder Patient muss bei Beschwerden an der Bandscheibe zwingenderweise operiert werden. Oft führt auch eine konservative Therapie zum Erfolg und der Patient ist weitgehend beschwerdefrei. Kommt es jedoch zu neurologischen Ausfällen wie beispielsweise Lähmungserscheinungen oder Kontrollverlust bei Blase und Darm, dann ist eine operative Therapie ratsam“, sagt Dr. Christoph Mehren, Chefarzt im Wirbelsäulenzentrum der Schön Klinik München Harlaching.

Kommt es zur OP, wird ein Bandscheibenvorfall meist mikrochirurgisch behandelt. Bei dieser Methode verwendet der Chirurg ein Operationsmikroskop und spezielle, sehr kleine Operationsinstrumente. Er entfernt das ausgetretene Bandscheibengewebe und nimmt damit den Druck auf den umliegenden Nerv und das Rückenmark. Das sehr kleine Operationsfeld von ungefähr zwei mal zwei Zentimetern erfordert vom Chirurgen präzises Arbeiten und höchste Konzentration, um die Strukturen rund um die Bandscheibe nicht zu verletzen.

Chirurgische Simulationssysteme der HTWK Leipzig

Traditionell lernen Ärzte derartige Operationen durch das Beobachten erfahrener Chirurgen und das schrittweise Übernehmen einzelner OP-Schritte. Doch neue Technologien werden in der medizinischen Aus- und Weiterbildung immer wichtiger, wie Werner Korb, Professor für Simulation und Ergonomie in der operativen Medizin an der HTWK Leipzig, ausführt: „An Simulatoren lassen sich gezielt spezifische Situationen und Komplikationen herbeiführen, die man am echten Patienten so nicht trainieren kann. Macht der Arzt einen Fehler, kann dieser ausgewertet und korrigiert werden. Am echten Patienten jedoch kann schon ein kleiner Fehler weitreichende Folgen haben.“ Seit bald zehn Jahren entwickelt Werner Korb gemeinsam mit einem interdisziplinären Team Simulationssysteme für die Chirurgie. Das besondere an den Leipziger Simulatoren: Sie sind nicht virtuell, sondern bestehen aus künstlichem Gewebe, Kunstblut und Elektronik.

Parallel zu seiner wissenschaftlichen Arbeit gründete Korb bereits 2015 gemeinsam mit seinem Forscherkollegen Dr. Luis Bernal die Realists Training Technologies GmbH. Seitdem bietet das Unternehmen weltweit Trainings an den Leipziger Simulatoren an – mit wachsendem Erfolg. Bis 2019 lehrte und forschte Werner Korb parallel an der HTWK Leipzig weiter. Im April schloss er das jüngste Forschungsprojekt erfolgreich ab: Mit Förderung des Bundesforschungsministeriums haben die Wissenschaftler der HTWK Leipzig das Lernsystem „SurMe“ entwickelt, das Chirurgen vom Medizinstudium über die Facharztweiterbildung bis in den Klinikalltag begleitet. Das Wirbelsäulenzentrum der Schön Klinik München steuerte als klinischer Partner seine chirurgische Expertise bei. Mit der Heidelberger Firma MRC Systems und dem Leipziger Unternehmen CodeCraft gelang die technische Umsetzung des Projektplans. Die Programmierarbeiten übernahm das uruguayische Softwareunternehmen Buhoview.

SurMe – The Surgical Mentor System

 

SurMe besteht aus einem Serious Game, einem realistischen Wirbelsäulensimulator und einer Lernplattform, auf der sich die Fortschritte des Lerners individuell einsehen lassen. Das Serious Game hält acht Minispiele in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen bereit, mit denen für die Wirbelsäulenchirurgie typische Bewegungen trainiert und perfektioniert werden können. Dabei löst der Spieler auf engstem Raum Geschicklichkeitsaufgaben. So müssen mit einem Spatel, an dem ein Marker angebracht ist und der als Instrument dient, Objekte an einer bestimmten Position für einige Sekunden gehalten oder geschickt um ein Hindernis herummanövriert werden. Je weniger Zeit der Spieler dafür benötigt, desto mehr Punkte erhält er. Ist eine Aufgabe geschafft, wird das nächste Level freigeschaltet. Neben Fingerspitzengefühl muss der Spieler dabei vor allem eins mitbringen – eine ruhige Hand.

An einem Wirbelsäulensimulator, der sich wie ein echter Patient verhält, können  fortgeschrittene Studierende und Assistenzärzte ein reales Operationsszenario trainieren. Über ein Mikroskop sieht der Operateur direkt in die Operationswunde hinein. Die Muskeln, Knochen und das Gewebe können mit echten Instrumenten operiert werden. Sensoren nehmen die Kraft auf, mit denen der Chirurg auf empfindliche Strukturen wie das Rückenmark einwirkt, und die im Projekt entwickelte Auswertungssoftware präsentiert die entsprechenden Kurven auf einem Bildschirm. Ein Vergleich mit den Daten eines Experten zeigt dann, an welchen Stellen der zukünftige Chirurg zu viel Druck ausgeübt hat. Das Simulationssystem und die Kraftsensoren wurden bereits in früheren Projekten der HTWK Leipzig entwickelt und nun von den Wissenschaftlern um die Auswertungssoftware und das pädagogische Bewertungskonzept erweitert.

Positives Feedback von Ärzten und Bürgern

„Wir als ausbildende Institution haben die Möglichkeit, über eine Lernkurve den Fortschritt unserer Ärzte zu verfolgen und darüber hinaus zu erkennen, ob ihnen die Chirurgie wirklich liegt.“

Dr. Christoph Mehren (Schön Klinik München)

Eine fertige Version des Serious Games wurde 2018 mit Chirurgen der Schön Klinik München und der Semmelweis Universität Budapest getestet und validiert. Die teilnehmenden Ärzte nahmen das Spiel insgesamt positiv auf und stuften es als unterhaltsam und zugleich lehrreich ein. Testoperationen sowohl mit Assistenzärzten als auch mit erfahrenen Wirbelsäulenchirurgen bescheinigen dem Wirbelsäulensimulator eine hohe Realitätsnähe und zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in der Aus- und Weiterbildung in der Wirbelsäulenchirurgie. Dr. Christoph Mehren von der Schön Klinik ordnet ein: „Wir als ausbildende Institution haben die Möglichkeit, über eine Lernkurve den Fortschritt unserer Ärzte zu verfolgen und darüber hinaus zu erkennen, ob ihnen die Chirurgie wirklich liegt.“

Auch in der Öffentlichkeit sorgte SurMe für reges Interesse. Ende November stellten die Wissenschaftler das Projekt in München, Bremen, Leipzig und Aachen im Rahmen der Informationstour Erfahrbares Lernen des Bundesforschungsministeriums einer breiten Öffentlichkeit vor. Zur Hannover Messe 2019 probierte sogar Bundesforschungsministerin Anja Karliczek das chirurgische Lernsystem aus. Nach Projektabschluss konzentriert sich Prof. Werner Korb ganz auf den Transfer der erarbeiteten Forschungsergebnisse in die Praxis. Dazu beitragen wird neben Realists Training Technologies auch ein neues Unternehmen: 2019 gründete Korb mit Vocationeers ein Start-up, das sich auf die berufliche Weiterbildung durch neue Technologien spezialisiert hat.

Autorinnen: Eszter Fenyőházi & Rebecca Schweier

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news-2513Wed, 28 Aug 2019 16:18:26 +0200Auf Rollen zum Sieghttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/auf-rollen-zum-siegGabi Rödel gewann 2019 beim 43. Leipzig Marathon für die HTWK den Halbmarathon im Inlineskaten – die sportliche Bauingenieurin ist auch beim Stadtradeln 2019 für die HTWK dabei Am 14. April 2019 war das Wetter eher schlecht. Kälte und Regen setzten den Aktiven beim diesjährigen Leipzig Marathon zu. „Genau beim Startschuss fing es an zu regnen. Wir schlitterten über die Straßen, es war gefährlich. Alle sind sehr vorsichtig gefahren. Aber der Lauf insgesamt war nicht so anstrengend, weil wir ja automatisch langsamer gefahren sind. Ich war am Ende nicht ausgepowert. Das Fahren bei Regen hatte ich sogar zuvor einmal am Cospudener See getestet und fühlte mich deshalb recht sicher, bin mein Tempo gefahren. Mit knapp 59 Minuten brauchte auch ich rund zehn Minuten länger als üblich für die 21,0975 Kilometer“, erinnert sich Gabi Rödel. Das bescherte ihr den Gesamtsieg – überraschend für sie, denn zuerst bekam sie davon gar nichts mit: „Es war unglaublich kalt und ich war komplett durchnässt. Aus meinen Inlinern konnte ich das Wasser ausschütten. Deswegen bin ich nach dem Lauf nur noch nach Hause und in die Badewanne.“ Als Gabi Rödel dann die Ergebnisse recherchierte, fand sie ihren Namen auf Platz 1.

Die Freude war groß: „ich wollte einmal auf dem Treppchen stehen, da bin ich schon ehrgeizig“, gibt sie zu. In ihrer Altersklasse war sie schon des Öfteren erste, in der Gesamtwertung aber landete sie meist auf einem undankbaren 5. Platz. Was sie besonders am Leipzig Marathon mag: „Das Gruppengefühl ist vor allem beim Inlinern gut – man ist nicht so allein wie beim Rennen. Mal fährt der eine schneller und zieht die anderen mit, mal ist jemand anderes der ‚Hase‘. So kann man sich seine Kräfte gut einteilen.“

Sportliche Familie

Der Sport zieht sich durch ihr Leben. Gabi Rödel wuchs in einer sportbegeisterten Familie im erzgebirgischen Oelsnitz auf. Vor allem Vater und Bruder teilen die Leidenschaft für die Leichtathletik, sie selbst war bis zur 8. Klasse als Leichtathletin im Leistungssport aktiv. Mit 16 legte sie ihre Trainerlizenz für Gymnastik, Aerobic und Fitness ab. „Powerfitness“ - ein hochintensives Intervalltraining mit einem Wechsel von Aerobicteilen mit intensivem Muskeltraining - und das Laufen bzw. Rollen oder „Inlinern“ sind heute für die 44-jährige Ausgleich zum Alltag. 1994 war sie zum Bauingenieurwesen-Studium an die HTWK Leipzig gekommen. Ein Aufbaustudium, einen Job und zwei Söhne später kehrte Gabi Rödel 2008 an die Hochschule zurück, wo sie seitdem in der Fakultät Bauwesen in verschiedenen Projekten – z. B. Studifit und im Forschungsmanagement der G² Gruppe Geotechnik - tätig ist. Und seit nunmehr 25 Jahren, also schon seit Studienbeginn, ist sie Übungsleiterin für Aerobic beim HTWK-Hochschulsport.

Ihre Trainingseinheiten absolviert sie meist am Cospudener See, wo sie mit ihrer Familie wohnt – was liegt da näher, als das Gewässer regelmäßig zu umrunden? Die 25 Kilometer – zwei Runden ums Wasser - gönnt sie sich einmal die Woche. „Dann fühle ich mich frei, kann meinen Gedanken nachhängen“, so Rödel. Mit dem Laufen ging es los – bis ihr Mann ihr vor ein paar Jahren zum Geburtstag Inlineskates schenkte. Seitdem rollt sie am liebsten, inzwischen auf sogenannten Speed-Skates (die Einordnung hängt vom Durchmesser der Rollen ab – üblich sind 85 Millimeter, bei der Speed-Variante 100 Millimeter oder auch 110mmm und teilweise nur drei Rollen sowie ein kurzer Schaft). Da ist es nur konsequent, dass sie auch beim Leipzig Marathon nicht mehr läuft, sondern rollt.

Auf zu neuen Ufern

Ihren ersten Lauf über zehn Kilometer vor gut zehn Jahren absolvierte Gabi Rödel noch klassisch, 2014 dann erstmals im Starterfeld der Inlineskater und –skaterinnen. Beim Breitensport rollen Männer und Frauen gemeinsam – immerhin rund 400 Teilnehmende sind alljährlich in Leipzig am Start. Dass sie ihren Sportsgeist mit ihrer Familie teilt, verwundert wohl nicht. Ihr Mann - den sie übrigens beim Studium an der HTWK kennenlernte - war in seiner Jugend aktiver Geher, ihr jüngerer Sohn besucht die Sportschule, auch er ein Leichtathlet.
Übrigens – der Cospudener See ist für Gabi Rödel natürlich nicht nur zum Umrunden da. Fast das ganze Jahr über schwimmt sie auch regelmäßig vor der eigenen Haustür. Saisonstart war dieses Jahr im Februar, bei sechs Grad Celsius Wassertemperatur. „Da schmeckt der Kaffee zum Sonntagsfrühstück gleich nochmal so gut!“
Auf zu neuen Ufern – das ist ab Mitte September auch beruflich ihr Motto. Sie verlässt die Hochschule und fängt als Projektleiterin bei einem international tätigen Softwareunternehmen an. Dem HTWK-Sport will sie aber treu bleiben, macht beim diesjährigen Stadtradeln im Hochschulteam mit und wird auch 2020 beim Leipzig Marathon wieder in den Startlöchern stehen.

Fotos: Robert Weinhold

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news-2501Fri, 23 Aug 2019 16:06:37 +0200Süßes aus der Hochschule: 2020 kommt der erste HTWK-Honig https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/suesses-aus-der-hochschule-2020-kommt-der-erste-htwk-honigNicht nur die Studierenden sind fleißig an der HTWK Leipzig: Seit Mitte Juni lebt auf dem Campus ein Bienenvolk. Betriebswirtschafts-Student Simon Hauser kümmert sich darum.

Die gelbe Kiste steht ganz unscheinbar da. Wenn man nicht weiß, was drin ist, könnte man sie auf dem Dach des Föppl-Baus leicht übersehen. Doch als Simon Hauser behutsam den Deckel hebt und eines der Rähmchen herauszieht, ist um den Kasten herum einiges los. Das Summen ist zunächst leise und unbestimmt, wird dann aber mit jedem Tier, das herausschwirrt, lauter: Auf dem HTWK-Campus lebt seit Mitte Juni ein Bienenvolk. Simon Hauser, Betriebswirtschafts-Student im zweiten Semester, betreut die rund 10.000 Bienen. Gemeinsam mit Jochen Holdt, Mitarbeiter an der Fakultät Bauwesen und Hobby-Imker, hat er das Projekt gestartet.
Simon Hauser kommt aus einem Dorf in der Nähe von München. Seine Eltern haben einen Biobauernhof, sein Großvater ist Imker. „Als Kind war ich immer der erste, der den frisch geschleuderten Honig probieren durfte“, erzählt er. Von seinem Opa schaute er sich dann vieles ab. Zum Studieren zog Hauser nach Leipzig, wo er unbedingt sein eigenes Bienenvolk betreuen und wieder imkern wollte. Ein Freund brachte ihn auf die Idee, das mit Unterstützung der Hochschule zu tun. So sprach er Jochen Holdt an und bat ihn um Hilfe.

Das Volk, das jetzt auf dem HTWK-Campus lebt, hat Holdt wild gefangen. Ein Spaziergänger hatte es an einer Hauswand entdeckt. Jochen Holdt nahm den Schwarm mitsamt der bereits gebauten Waben von der Hauswand ab und rettete es durch Umsetzen in die Bienenkiste.
Für die „Beute“ – so bezeichnet man den Kasten, in dem das Volk lebt – gab es finanzielle Unterstützung vom StuRa, ebenso wie für die Ausrüstung. Dazu gehören zum Beispiel Stockmeißel zum Öffnen der Beute, Abkehrbesen zum Abkehren der Bienen von der Wabe und drei Schutzanzüge. Die laufenden Kosten zahlt die Hochschule, die das Projekt unterstützt.
Martin Schroeder, Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim StuRa, ist auch begeistert davon: „Für genau solche Ideen haben wir im Haushalt ein Budget für Studentische Initiativen vorgesehen“, sagt er. Der StuRa unterstütze Simon in seinem Wunsch, ein „hochschulweites Bewusstsein für den aktiven Umweltschutz zu schaffen und die Bienen als wichtige Akteurinnen der Natur ins Rampenlicht zu rücken“.

Nur ein paar Flügelschläge bis zum Auwald

Das Dach des Föppl-Baus ist als Standort gut geeignet. Die Bienen fliegen in einem Radius von etwa drei Kilometern aus, sodass sie von der Hochschule aus leicht den nahegelegenen Auwald erreichen. Hauptsächlich ernähren sich die Insekten dort von Lindenblüten, die es in Leipzig zu Genüge gibt. Dafür ist die Stadt in der Branche deutschlandweit bekannt. Zur Hauptblütezeit im Juni reisen sogar Imker aus dem ganzen Land mit ihren Wandervölkern nach Leipzig, um Lindenblütenhonig zu ernten. Für die HTWK-Bienen sind die Blüten nur wenige Flügelschläge entfernt.

Stadtimkerei liegt in Zeiten von Urban Gardening nicht nur im Trend, sondern ist auch spätestens seit dem in diesem Jahr erschienenen Bericht des Weltbiodiversitätsrats zum weltweiten Artensterben in aller Munde. „Rettet die Bienen“ ist in Bayern und Baden-Württemberg zum Volksbegehren geworden und so setzen sich bundesweit viele Menschen für die Tiere ein – wenn auch nicht alle mit einer solchen Hingabe, wie sie Simon Hauser an den Tag legt. Da die Blütezeit mittlerweile vorbei ist, gibt es für ihn viel zu tun. Erst im Juli ist die Königin geschlüpft, die nun möglichst viele Eier legen soll, damit das Volk wächst. Die Bienenanzahl in einem Volk ist stark saisonal geprägt. Im Juni und Juli wird in der Regel der Höchststand mit circa 50.000 Bienen erreicht. Also verteilt Hauser eine Zuckerlösung als Nahrung im Bienenkasten und auch drum herum. Die Bienen fliegen aus und die Königin „denkt“, dass es viele Blüten gibt. Also produziert sie „Stifte“, wie die Eier im Fachjargon heißen. „Wir täuschen ihr da ein bisschen was vor. Aber noch hat sie es nicht gemerkt und wir hoffen, dass das auch so bleibt“, sagt Simon Hauser und lacht. Was er nicht von seinem Opa weiß, las er sich an und schaute es sich einiges aus YouTube-Videos ab.

Hochschul-Honig aus eigenem Hause

Damit Simon Hauser sich nicht allein um das Volk kümmern muss und auch, damit es die Bienen auf dem Campus noch gibt, wenn er nicht mehr studiert, hat der Student auf dem Hochschulsommerfest für sein Projekt geworben. Dadurch hat er drei Mitstreiter gewonnen. Die seien zwar noch nicht so erfahren in der Imkerei, können aber von ihm lernen und ihn unterstützen. Rund um die Bienen entsteht also gerade eine kleine Hochschulgruppe.
Auch das befürwortet Martin Schroeder vom StuRa: „Mit einer Hochschulgruppe würden Simon und seine Mitstreiter*innen fest an der Hochschule verankert werden und könnten unsere Ressourcen mit nutzen.” Simon will gern noch ein zweites Volk, vielleicht auch ein drittes, auf dem Campus ansiedeln. Dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass zumindest ein Volk den Winter überlebt.

Im nächsten Jahr könne es dann bereits den ersten HTWK-Honig geben. „So etwa 30 Kilo können das schon werden. Das sind rund 60 Gläser“, schätzt Hauser. Verkaufen will er den Honig jedoch nicht. „Es werden schon viel zu viele Dinge kommerzialisiert“, begründet er diese Entscheidung. Er möchte den Honig lieber an Leute verschenken, die sich in der Hochschule engagieren – wenn Studierende oder HTWK-Angehörige Preise erhalten oder auch zu Absolventenfeiern könnte es also in Zukunft nicht nur einen Strauß Blumen geben, sondern das Ganze auch mit einem Glas Honig aus eigenem Hause versüßt werden.

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news-2495Wed, 21 Aug 2019 10:20:49 +0200Getragen, geführt, gehaltenhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/getragen-gefuehrt-gehaltenErlebnispädagogik: Soziale Arbeit auf den Spuren Kurt Hahns im Leipziger AuwaldAn drei Nachmittagen im Juni 2019 blieb der Seminarraum des Seminars „Soziale Arbeit mit Gruppen“ im Lipsiusbau leer. Schuld daran waren nicht mangelnde Studiermotivation wegen sommerlicher Temperaturen oder die bald beginnende Prüfungszeit. Vielmehr trafen sich die Studierenden des zweiten Semesters im Studiengang Soziale Arbeit (B.A.) mit Robert Schiffler und Janice Rogalla vom HTWK-Hochschulsport im Leipziger Auwald, um vier Stunden lang Erlebnispädagogik selbst auszuprobieren und aktiv kennen zu lernen.

Hochschulsport und Fakultät kooperieren

Seit einigen Jahren kooperiere ich an der Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften mit dem Hochschulsport der HTWK im Themenbereich Erlebnispädagogik des Seminars Soziale Arbeit mit Gruppen. Begonnen hat es im heißen Sommer 2016 als „Testballon“ in der HTWK-Sporthalle: Studierende durften sich hier erstmals unter professioneller Anleitung im Balancieren und Klettern ausprobieren und selbst erkunden, wie sich diese erlebnispädagogischen Medien für die Soziale Arbeit mit Gruppen nutzen lassen. So wurde beispielsweise gemeinsam auf (umgekehrten) Bänken und auf der Slackline balanciert, blind und geführt an der Boulderwand geklettert, Klettergurte angelegt und in der Gruppe erprobt. Einige Studierende liefen in Hüfthöhe auf dem Seil, während die restliche Gruppe das Seil durch Karabiner am Klettergurt stabilisierte und andere wiederum die Laufenden stützten. Und zum Teil wurden auch die schwindelerregenden Höhen der Kletterwand erklommen und von unten gesichert.
„Es war schön im stressigen zweiten Semester, den Lernstoff mal anders zu erschließen und in Bewegung zu sein, auch in der Gruppe Spaß zu haben und etwas zusammen auszuprobieren, was viele noch nicht kannten“, sagte eine Studentin in der Auswertungsrunde. „Erst jetzt habe ich eigentlich erst verstanden, worum es in der Erlebnispädagogik so richtig geht. Nach dem reinen Lesen des Textes für das Seminar war mir das noch nicht so klar“, pflichtete ein Kommilitone ihr bei.
Ich selbst freue mich vor allem über die Entwicklungen, die ich an den Studierenden und in der Gruppe wahrnehmen kann - manchmal in Form eines Leuchtens in den Augen, nachdem sie sich selbst durch das Bewältigen eines Hindernisses überrascht haben oder auf unerwartete Weise mit der Gruppe nach einem Konflikt zusammengewachsen sind.

Die Welt als Lernprinzip, die Natur als Lehrmeisterin

Die Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte ganzheitliche Methode der Sozialen Arbeit, die vor allem in der Kinder- und Jugendhilfe verbreitet ist. Das Lernen findet dabei vorrangig als gruppenpädagogisches Arrangement in „Situationen mit ernsthaftem Erlebnischarakter“ statt – oft in der Natur. Ihre Wurzeln gehen bis auf Jean-Jaques Rousseau und David Henry Thoreau zurück, deren Idee es war, die Welt als Lernprinzip anstelle belehrender Formen erzieherischen Handelns einzusetzen. Darauf baute zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Begründer der modernen Erlebnispädagogik auf: Kurt Hahn beobachtete bei vielen Menschen in modernen Gesellschaften große Defizite sozialer Fähigkeiten wie menschlicher Anteilnahme, Aufmerksamkeit und Spontaneität sowie das Verfallen von körperlichen Fähigkeiten. Um dem entgegen zu wirken, entwickelte er mit der Erlebnispädagogik eine der bis heute beliebtesten pädagogischen Methoden.

Durch unser erlebnispädagogisches Exkursionsangebot an der Fakultät AS können unsere Studierenden Wirkungsweisen der sozialen Gruppenarbeit/ Gruppenpädagogik und Erlebnispädagogik selbst erfahren: etwa, wie aus persönlichen Ängsten, Schwächen und Grenzen durch die Gruppe eine Weiterentwicklung ermöglicht werden kann, welche Effekte es haben kann, von einer Gruppe unterstützt und - auch buchstäblich – getragen zu werden oder wie Gruppenabläufe konstruktiv verhandelt und mit Respekt, Achtsamkeit und Spaß umgesetzt werden können. Nun sind schon fast drei Jahre vergangen. In jedem Sommersemester haben wir das Exkursionsangebot bisher wiederholt, inhaltlich aufgefrischt und teilweise auch an andere Orte, wie die Neue Harth am Cospudener See oder in diesem Jahr in den Leipziger Auwald, verlegt. Robert Schiffler sagt rückblickend: „Immer verband uns bei allen Aktionen der gemeinsame Wunsch draußen zu sein. Hier entfaltet Erlebnispädagogik ihre ganze Kraft. Die Natur als Lehrmeisterin anzuerkennen, wird heutzutage wichtiger denn je. Wenn Dich die Mücke im Auwald piekt, setzt dieser kleine Blutsauger ein Achtungszeichen. Mensch… Du bist Teil eines großen Ganzen, bewahre es!“. Unsere Kooperation soll auch im Sommersemester 2020 wieder zustande kommen – die Rückmeldungen und Lernerfolge der Studierenden, die an der Exkursion teilgenommen haben, geben uns Recht.

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FAS - NACHRICHTEN - SOZIALWISSENSCHAFTENHTWK > Hochschule >> HTWK.storyFAS - SOZIALWISSENSCHAFTEN - PROJEKTE
news-2358Wed, 19 Jun 2019 10:39:08 +0200Vom Forschungsprojekt zum Geschäftsfeldhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/vom-forschungsprojekt-zum-geschaeftsfeldForschungskooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen bringen die Wissenschaft voran, ermöglichen den Unternehmen aber auch, sich einen Innovationsvorsprung gegenüber Wettbewerbern zu erarbeiten. Die Kooperation von AviComp und HTWK Leipzig ist hierfür ein Beispiel.Kooperationsbeziehungen sind ein bisschen wie gute Freundschaften: Man lernt sich scheinbar zufällig kennen, findet Interesse an der Lebenswelt und den Fähigkeiten des anderen. Gemeinsame Erlebnisse schaffen Vertrauen und einen Mehrwert für beide Seiten. So war es auch zwischen der HTWK Leipzig und der AviComp Controls GmbH, deren heute enge Kooperationsbeziehung ihren Anfang mit einem studentischen Praktikum nahm.

Verdichter und Turbinen

AviComp ist eine weltweit agierende Firma mit Sitz in Leipzig, die sich auf die Automatisierung von industriellen Verdichter- und Turbinenanlagen spezialisiert hat. Dr. Rico Schulze, damals noch Elektrotechnik-Student an der HTWK Leipzig, schrieb nach dem Praktikum seine Diplomarbeit bei AviComp. Anschließend wurde er als frisch gebackener Absolvent übernommen. Seitdem betreute Schulze mehrere aufeinander aufbauende Forschungsprojekte, auch in Kooperation mit seiner Hochschule. Dabei entstanden in enger Zusammenarbeit Softwarekomponenten und Systeme, die eine Simulation der Anlagen und eine Zustandsbewertung von Verdichtern ermöglichen. Parallel dazu hat Rico Schulze seinen Doktor-Ingenieur gemacht. Mittlerweile leitet er die F&E-Abteilung von AviComp.

„In der Automobilentwicklung ist es längst üblich, die Funktionsweise von komplexen Steuerungsvorgängen wie zum Beispiel der Bremsautomatik bereits vor dem Einbau ausgiebig zu testen und Extremsituationen zu simulieren. Dazu wird das Steuerungssystem an einen Prüfstand angeschlossen, in welchem das Fahrzeug virtuell nachgebildet ist“, erklärt Rico Schulze. „Gemeinsam mit der HTWK Leipzig haben wir diese sogenannte ‚Hardware-in-the-Loop‘-Simulation auch für rotierende Maschinen einsatzfähig gemacht.“ Gefördert wurden die Projekte über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand des Bundeswirtschaftsministeriums. Mit den Ergebnissen kann AviComp die Steuerung eines Verdichters bereits testen, bevor dieser fertiggestellt ist – für den Kunden spart das Zeit und Geld, für AviComp kostbare Nerven und weite Dienstreisen. „Dieser technologische Vorsprung stellt für uns ein enorm wichtigen Wettbewerbsvorteil dar – und er hat sich bereits in lukrativen Aufträgen ausgezahlt“, so Schulze.

Digitale Zwillinge für komplexe Anlagen

Auch für die Fehlersuche in bestehenden Anlagen ergeben sich neue Möglichkeiten. Aktuell beschäftigen sich Hochschule und AviComp in einem gemeinsamen Projekt mit den Einsatzmöglichkeiten sogenannter „digitaler Zwillinge“. Das Konzept gliedert sich in den Themenkomplex Industrie 4.0 ein, wie Projektleiter Prof. Jens Jäkel erklärt: „Ein digitaler Zwilling ist eine virtuelle Kopie einer Maschine oder komplexen Anlage inklusive allem was dazu gehört. Er wird über den gesamten Lebenszyklus der Maschine oder Anlage anhand von Echtzeitdaten auf aktuellem Stand gehalten. Wenn Änderungen anstehen oder Probleme auftreten, können am digitalen Zwilling Lösungen erarbeitet werden, ohne Experimente im laufenden Betrieb zu riskieren.“

Von den Ergebnissen profitieren beide Seiten

Einen beträchtlichen Teil der Kosten für die gemeinsamen Forschungsprojekte muss AviComp selbst stemmen – für das mittelständische Unternehmen aber alles andere als ein Verlustgeschäft: „Wir wissen, dass wir in Forschung investieren müssen. Durch die Kooperation mit der HTWK Leipzig können wir uns das fördern lassen und haben gleichzeitig einen kompetenten Partner, der uns mit seinem methodischen Know-how ideal unterstützt“, so Schulze. Doch auch die Wissenschaft profitiert von der Kooperation: Rico Schulze hat, betreut von Prof. Hendrik Richter, im kooperativen Verfahren an der HTWK Leipzig und der Universität Magdeburg promoviert. Seine Dissertation steht frei zugänglich im Internet.

Für seinen Doktor-Ingenieur hat sich Schulze mit einem sicherheitsrelevanten Aspekt beim Betrieb von Verdichtern beschäftigt: „Für Verdichter gibt es wichtige Betriebsgrenzen. So wie ein Flugzeug abstürzt, wenn es zu langsam fliegt, wird ein Verdichter geschädigt, wenn er dauerhaft zu langsam durchströmt wird. In meiner Arbeit habe ich gezeigt, wie solche Betriebsgrenzen durch Körperschallmessungen am Gehäuse von Verdichtern erkannt werden können. Darauf aufbauend habe ich einen Regelungsalgorithmus entworfen, der im kritischen Fall automatisch nachsteuert.“ Im Juni 2019 wurde Rico Schulze für seine Arbeit mit dem 1. Förderpreis des VDI-Bezirksvereins Leipzig ausgezeichnet.

Bei AviComp wird Schulze in den nächsten Jahren nun daran arbeiten, die Ergebnisse seiner Dissertation in die Anwendung zu überführen – und natürlich auch weiterhin gemeinsam mit „seiner Hochschule“ weitere gemeinsame Forschungsprojekte in Angriff nehmen.

Autorin: Dr. Rebecca Schweier

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news-2113Wed, 27 Mar 2019 13:11:49 +0100Informatik, Gaming und ein Weltmeistertitelhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/informatik-gaming-und-ein-weltmeistertitelOhne Professor Klaus Bastian gäbe es viele erfolgreiche Projekte an der HTWK nicht – nun verabschiedet er sich in den Ruhestand Mit einem atemberaubenden Finalspiel hat es das Nao-Team HTWK in Montreal an die Spitze der RoboCup Weltmeisterschaft 2018 geschafft. Teambetreuer Klaus Bastian und seine Mannschaft waren damit zum ersten Mal seit seinem Bestehen Weltmeister der Standard-Platform-Liga - wohlverdient!

Das Nao-Team besiegte damit seinen härtesten Gegner, die Mannschaft B-Human der Universität Bremen. B-Human hatte in der Vergangenheit bereits sechs Weltmeisterschaften gewonnen und bis dahin fast jeden nationalen und internationalen RoboCup-Wettbewerb dominiert. Umso mehr freute sich das HTWK-Team über das 1:0 gegen die Bremer Mannschaft im Finale. „In diesem Turnier und schon im April bei der GermanOpen war deutlich zu sehen, dass die Leipziger Informatiker in verschiedenen Bereichen Fortschritte gemacht haben. Insbesondere die neue Walking-Engine – die Steuerung der Schritte – in Kombination mit dem verbesserten Dribbeln hat unsere Spielstärke deutlich erhöht. Insofern war der Sieg bei den deutschen Meisterschaften in Magdeburg schon ein Indikator, der auf mehr hoffen ließ“, erklärte Bastian. Der WM-Titel war die Krönung einer langjährigen erfolgreichen Entwicklung – und so gab es im WM-Jahr 2018 doch noch einen deutschen Fußball-Weltmeister.

Von Anfang an dabei

Bastian lehrte im Fachbereich Informatik bereits an der Technischen Hochschule Leipzig, einer Vorgängerin der heutigen Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur. Mit seinen Projekten lag er immer am Puls der Zeit. So sorgte er dafür, dass der Global Game Jam in Leipzig an die HTWK kam. Das Event findet an mehreren hundert Standorten weltweit zur gleichen Zeit statt. Zu einem vorgegebenen Thema, das immer erst am Nachmittag des Starttages bekannt gegeben wird, müssen die Beteiligten in 48 Stunden ein funktionierendes Spiel entwickeln. Die Ergebnisse werden dann am Sonntagabend in großer Runde präsentiert.

„Jeder und jede ab 18 Jahren kann mitmachen. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht nötig und werden auch nicht vorausgesetzt. Es geht vielmehr um experimentelles Gameplay und darum, unter Zeitdruck Ideen zu verwirklichen. Man kann Spieleentwicklung im Team ausprobieren, seiner Kreativität freien Lauf lassen und muss nicht zwingend das tun, was man schon kann, sondern man hat Gelegenheit, sich auszuprobieren. Alles Dinge, die auch fürs Studium nützlich sind“, sagt Klaus Bastian, der den Global Game Jam von Beginn an als Gastgeber seitens der HTWK Leipzig förderte.

Visionär des Gamings

Wenn in den frühen Morgenstunden an einem Sonntag im Mai die letzten Gamer den Lipsius-Bau der HTWK verlassen, geht wieder eine Lange Nacht der Computerspiele zu Ende. Das größte Spiele-, Entwickler- und medienpädagogische Event Mitteldeutschlands ist eine Erfindung von Professor Hans-Ulrich Niemitz und dem Spielejournalisten René Meyer. Klaus Bastian war von Anfang an für die technische Umsetzung zuständig. „Fascination Gaming – State of the Art“ war der Eröffnungsvortrag am 5. Mai 2007 bei der ersten „Langen Nacht“ überschrieben. Sie fand als Bestandteil des Studium generale im Sommersemester 2007 unter der Überschrift „Computerspiele und e-Welt als (Experimentierfeld für) Gesellschaft“ statt. Heute sind virtuelle Welten mehr denn je Thema. Auch wenn man sich jetzt mit VR-Brillen und entsprechenden Eingabegeräten in 3D-Welten bewegt, etwa bei der Leipziger F>Society, Aussteller im Lipsiusbau 2019.

Initialzündungen waren der Abzug der Leipziger GamesConvention – einer Messe für interaktive Unterhaltung, Infotainment, Hardware und Entertainment sowie Computerspiele – durch die deutschen Spieleverleger 2006 und ein Artikel von Publizist und Unternehmensberater Matthias Horx über soziale Aspekte von Spielwelten. Die Idee von Niemitz und Bastian war, Gesellschaftskonstruktionen in Rollenspielen auf ihre Tauglichkeit zu testen. Das war der Plan für die erste Ringvorlesung im Sommersemester 2007, den sie auf den Leipziger Informatik-Tagen im Dezember 2006 vorstellten. Als 2009 die Messe als Gamescon von Leipzig nach Köln umzog, wurde die Lange Nacht der Computerspiele an der HTWK Leipzig erst recht zum Treffpunkt der Gamer-Szene – mit inzwischen rund 3.000 Besucherinnen und Besuchern!

Für die Zukunft gerüstet

Jedes Jahr kommen neue Aussteller dazu, die Zahl der Gäste wächst – und auch räumlich musste erweitert werden. Heute sind es mehr als 3.000 Quadratmeter. Auch das Konzept ist umfassender geworden. Neben E-Sports, Robotik und Indie Games bleiben Retro-Games nach wie vor Schwerpunkt. Aber auch Brettspiele und Computermusik sind feste Bestandteile. Entsprechend bunt ist das begleitende Vortragsprogramm, dessen Themen von den Games Studies über aktuelle Forschungsprojekte bis zur Spielegeschichte reichen.

Damit die Lange Nacht der Computerspiele weitergehen kann, hat Klaus Bastian 2016 begonnen, ein Team um sich zu scharen. Mario Hlawitschka, Professor für Computergrafik, gehört ebenso dazu wie Professor Thomas Riechert, Lehrgebiet Informationssysteme und Datenmanagement, und Medien-Professorin Gabriele Hooffacker. Marcus Kloeppel, der gerade sein Masterstudium an der HTWK beendet, hat die neuen inhaltlichen Programmpunkte maßgeblich mit entwickelt; René Meyer unterstützt die Ausstellung mit seiner Computerspielesammlung weiterhin. Alle arbeiten ehrenamtlich. In Zukunft sollen studentische Teams mehr Gewicht bekommen.

Klaus Bastian, mit dem Vorhaben eines Beitrags über ihn konfrontiert, kommentiert lakonisch: „Ich sehe, jetzt ist die Rente unausweichlich!“

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FIM > Fakultät > AktuellesHTWK > intern > Aktuelles (+ Verwaltung DP)HTWK > Hochschule >> HTWK.storyMNZ_Startseite
news-2077Fri, 15 Mar 2019 12:14:56 +0100„Macht sich gut im Lebenslauf“https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/macht-sich-gut-im-lebenslaufSeit zwei Jahren können Studierende der HTWK Leipzig die Semesterferien nutzen, um sich in verschiedenen Zusatzangeboten weiterzubilden. Die Kurse mit einem bunten Mix an Themen werden immer beliebter.Vorlesungsfreie Zeit an der HTWK Leipzig! Max Nordhaus könnte jetzt genauso gut irgendwo in einem Café sitzen und die Ferien genießen. Tut er jedoch nicht. Stattdessen lässt er sich in einem der Seminarräume an der Karl-Liebknecht-Straße zum Datenschutzbeauftragten qualifizieren – ein Angebot des Studienerfolgsprojektes StudiFlex. „Ich kann die Teilnahme jedem Studierenden nur empfehlen“, sagt Medieninformatik-Student Nordhaus. „Dadurch können wir uns neue Kompetenzen aneignen und Zusatzzertifikate erwerben, die später bei der Arbeitssuche gefragt sein könnten. Selbst bei Bewerbungen für Praktika waren mir diese Qualifikationen schon nützlich. Und sie machen sich eben einfach gut im Lebenslauf.“

Die Kurse werden seit dem Jahr 2017 in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer- und Wintersemester angeboten und umfassen Themen wie Excel und Online-Marketing, auch interkulturelles Training, Prozessmanagement und Schweißtechnik. „Wir möchten den Studierenden einerseits das Angebot zur Lernunterstützung im Studium geben, andererseits die Möglichkeit schaffen, Zusatzqualifikationen zu erwerben, um so später mehr Chancen im Bewerbungsprozess zu haben und auf das Berufsleben vorbereitet zu sein“, sagt Antje Bredemann, Mitarbeiterin StudiFlex und Organisatorin der Veranstaltungen. Mehr als 120 Studierende haben sich diesmal für die zehn Kurse angemeldet. „Sie haben ein großes Bewusstsein für den nahenden Berufseinstieg, möchten etwas dafür tun, sich weiterbilden und vorankommen.“ Vorschläge zu den Themen kommen sogar teilweise von ihnen selbst, wie Bredemann erzählt. „Wir sind offen und freuen uns diesbezüglich über Anregungen aus der Studentenschaft.“

Dozent Volker Caumanns, beauftragt von der TÜV Akademie GmbH, ist „erstaunt und erfreut darüber, wie gut mein Kurs zum Datenschutz besucht ist. Es sind immerhin Semesterferien. Einige der Teilnehmer stehen außerdem kurz vor Abgabe ihrer Masterarbeit – und trotzdem lassen sie sich hier zusätzlich zum Datenschutzbeauftragten weiterbilden“.

„Ich halte solche Veranstaltungen für sinnvoll, weil sie die Studieninhalte perfekt ergänzen. Die Teilnehmenden werden so noch besser für den beruflichen Alltag ausgebildet“, meint die freiberufliche Redakteurin Insa van den Berg. Sie hält den Kurs Management und Öffentlichkeitsarbeit in gemeinnützigen Organisationen. „Später werde ich eher selten die Möglichkeit haben, solche Angebote zu ergreifen. Deshalb nutze ich jetzt die Zeit“, sagt Teilnehmerin Nina Hofmann, Studentin der Sozialen Arbeit. „Zusätzliche Qualifikationen heben dich später möglicherweise von den Mitbewerbern für eine Arbeitsstelle ab“, erklärt Conny Göthel ihre Teilnahme. „Denn auch in den Zusatzkursen werden wichtige Inhalte vermittelt, die im Studium zu kurz kommen oder gar nicht erst angeschnitten werden.“ Isabell Born kann ihre Kurserfahrungen direkt in der Praxis anwenden: „In meinem Sportverein werde ich direkt umsetzen können, was ich mir hier angeeignet habe.“

Übrigens: Die Kurse für das Sommersemester sind bereits in Planung und werden demnächst auf der Internetseite der HTWK bekanntgegeben.

Text: Anja Landmann

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HTWK > StudierenHTWK > Studieren > Erfolgreich durchs StudiumHTWK > Hochschule >> HTWK.storyHTWK > Hochschule > Aktuelles
news-2045Mon, 04 Mar 2019 12:26:14 +0100Verschiedene Herkunft, gemeinsames Ziel: Studieren in Deutschlandhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/verschiedene-herkunft-gemeinsames-ziel-studieren-in-deutschlandHTWK-Sprachkurs für ausländische Studieninteressierte befähigt für ein Studium an einer deutschsprachigen Hochschule So wie die Sonne durchs Fenster strahlt Lea Blohm vor der Tafel: „Ich habe mich mit euren Frage beschäftigt.“ Sie, die Deutschdozentin, wollte besprechen, was der Unterschied zwischen „dennoch“, „trotzdem“ und „allerdings“ sei. Das wollten die 20 Teilnehmenden des Sprachkurses für ausländische Studieninteressierte gern wissen. Seit Ende Januar sitzen sie nun schon zusammen und lernen Wörter „die man im Alltag nicht braucht“, wie Noura Bwakem aus Syrien lachend erzählt. Denn Alltagsdeutsch beherrschen hier schon alle – die meisten Teilnehmenden weisen ein sehr gutes Sprachniveau vor.

„Abstraktionsvermögen“ und andere akademische Vokabeln für ein Studium sollen die Teilnehmenden innerhalb eines halben Jahres kennenlernen. 24 Unterrichtseinheiten pro Woche: An vier Wochentagen ist der Sprachkurs ihr Tagewerk. Am 18. Juli sollen sie die Test-DaF-Prüfung, einen zentralen Standardtest für Deutsch als Fremdsprache, ablegen, um das C1-Niveau nachweisen zu können. Das bedeutet: Sprachkenntnisse, die in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel genutzt werden können, um sich strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten zu äußern. Erst dann dürfen Zugewanderte ein Studium in Deutschland beginnen. An ihrem freien Tag können die Teilnehmenden als Gasthörende in die Studiengänge hineinschauen und feststellen, welche Fachrichtung ihnen gefällt.

Begehrter Kurs: 70 Bewerbungen auf 20 Plätze

Bis es soweit ist, gibt es jedoch einige Dinge zu klären. Zunächst kamen etliche Studieninteressierte zu Juliane Keil. Sie ist Studienberaterin für ausländische Studierende und muss klären, ob „das Sprachniveau überhaupt ausreichend ist und ob rein formal ein Studium aufgenommen werden darf.“ Potentiellen Teilnehmenden rät sie dann zur Bewerbung. „Natürlich wäre es schön, möglichst viele der Teilnehmenden danach als Studierende an der HTWK Leipzig begrüßen zu dürfen. Eine Verpflichtung, hier an der Hochschule zu bleiben, gibt es jedoch nicht. Genau wie für alle anderen gilt auch für die Fremdsprachler und Fremdsprachlerinnen: Die Studiengänge sind zulassungsbeschränkt“, so die Beraterin.
Mehr als 70 Studieninteressierte hatten sich auf die 20 verfügbaren Plätze für den Deutschkurs beworben. Mithilfe eines Sprachtests wurden dann die Teilnehmenden ausgewählt: 15 Menschen mit Fluchthintergrund und fünf ohne. „Wir haben hier also die 20 Besten, die wir nun auf ein Studium in Deutschland vorbereiten.“ Sie kommen aus Syrien, dem Irak, dem Iran, Venezuela, der Türkei, dem Jemen, Spanien, Japan und Mexiko, und so vielfältig wie ihre Herkunft ist auch ihre Geschichte: Einige haben noch nie studiert, andere wollen ihr Studium in Deutschland fortsetzen und wieder andere waren in ihrer Heimat erfolgreich in ihrem Beruf tätig. Hugo Schwarzbeck aus Mexiko findet das amüsant: „Hier sind wir alle gleich. Wir müssen alle nochmal zur Uni.“

Gemeinsame Sprache verbindet

Finanziert wird das Programm vom DAAD aus Mitteln des BMBF im Rahmen des Projekts „Integra. Integration von Flüchtlingen ins Fachstudium“, das an der HTWK Leipzig von Margit Banusch, Dezernentin Studienangelegenheiten, geleitet wird. Das Programm ist für die Teilnehmenden eine enorme Entlastung, denn für Geflüchtete gibt es keine andere staatliche Förderung zur sprachlichen Vorbereitung auf ein Studium. So müssen sie zwar immer noch ihren Lebensunterhalt stemmen, aber die Kosten für den Sprachkurs werden übernommen.

Dr. Antje Tober, Leiterin Fremdsprachen an der HTWK Leipzig erklärt: „Es geht um mehr als nur die akademische Sprache. Reinschnuppern in die HTWK-Studiengänge, das Kennenlernen sowohl unserer Hochschule als auch von Leipzig als lebenswerte Stadt und all der Gegebenheiten rund ums Studieren in Deutschland.“ Mit dieser Vielfalt soll den potentiellen Kommilitonen und Kommilitoninnen der Einstieg ins Studium erleichtert werden. Hugo Schwarzbeck ist sehr froh über diese Möglichkeit: „Es sind alles lustige Menschen, nette neue Kontakte. Wir werden hier zusammen sehr gut vorbereitet.“ Er wünscht sich aber auch, näher an den „richtigen“ Studierenden dran zu sein. Aber bei dem vollen Wochenplan wird es wohl noch bis zum Regelstudium dauern. Bis dahin bringen Lea Blohm und zwei weitere Lehrkräfte des Hochschulsprachenzentrums ihnen noch einige „hochtrabende“ Worte bei. „Können wir mal Dialekt hören?“, fragt einer der Teilnehmer. „Etwas aus Bayern oder Norddeutschland, damit sich unsere Ohren daran gewöhnen?“ Lea Blohm verneint: Es geht hier schließlich um akademisches Deutsch und das Bestehen des TestDaF, bei dem regionale Zungenschläge keine Rolle spielen. Dr. Antje Tober fügt hinzu: „Der Deutschkurs legt seinen Schwerpunkt zwar auf die für den Hochschulbereich typische Sprache, aber die für die jeweilige Studienrichtung maßgebliche Fachsprache eignen sich die Teilnehmenden in ihrem späteren Studium an.“

Ankommen in Leipzig, ankommen an der HTWK

Auch dabei können sie Unterstützung bekommen: „Für eingeschriebene Studierende bieten wir einen Zusatzkurs ‚Deutsch für Ingenieure und Ingenieurinnen’ an, und für die Integration in den Studienalltag gibt es zum Beispiel ‚HTWK international‘ mit monatlichen Kaffeerunden in Kooperation mit dem Studentenwerk Leipzig“, so Tober weiter. Diese Angebote sind offen für alle internationalen Studierenden und nicht auf Geflüchtete beschränkt.
Darüber hinaus sollen mithilfe des Akademischen Auslandsamtes (AAA) Mentor*innen aus der Studierendenschaft die Erstsemester aus anderen Kulturen und nun auch die Teilnehmenden des Deutschkurses unterstützen.

Studieren ist nicht immer einfach. In einer fremden Sprache wird es noch ein bisschen schwerer. Mit Hilfe routinierter HTWK’ler kann es jedoch leichter werden. Und so bietet das Programm den Rahmen für einen erfolgreichen Start ins akademische Leben: Die sprachliche und kulturelle Vorbereitung auf ein Studium, die Unterstützung während der Studienzeit und schließlich auch Hilfsangebote beim Übergang ins Arbeitsleben. An der HTWK Leipzig muss keiner diesen Weg allein gehen.

 Text und Fotos: Robert Weinhold

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news-1760Mon, 04 Feb 2019 16:13:10 +0100Let’s „PLEY“ in L.E.! https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/lets-pley-in-le„Playful Design“: HTWK-Alumnus Etienne Duval gestaltet ein Kartenspiel fürs FAS-Fakultätsfest im Mai – und verbindet Spiel, Experiment und Gestaltung auch sonst ganz gern Etienne Duval ist zu Besuch an seiner alten Hochschule, mal wieder. „Moien!“ begrüßt er auf luxemburgisch das Publikum, das am 9. Januar zu seinem Vortrag in der Architekturetage des Lipsius-Baus gekommen ist.
In der Reihe „Positionen – proudly presented “ der Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften stellt er „Yo.Studio“ vor – seine Kreativagentur mit Sitz in Luxembourg, ein knappes Jahr alt: „Es ist noch eine ‚One-Man-Show‘“! „Yo.Studio “ fokussiert auf Architektur- und Kommunikationsdesign: „Whatever the challenge, our solutions are clear & playful“ heißt es auf der Webseite.

Etienne Duval ist Franzose, er stammt aus Woippy bei Metz. Nach seinem Architekturstudium in Nancy kam er für seinen Master an die HTWK Leipzig - erst zwei Semester via ERASMUS, dann hängte er noch drei Semester an. „Am besten gefiel mir hier die Vielfalt im Architekturstudium. Ich wurde nicht in eine Richtung gedrängt, sondern konnte meinen eigenen Weg finden“, so Duval. Kreative Freiheit ist ihm wichtig, bis heute. Zehn Jahre liegt das Studium jetzt zurück. Doch er ist immer noch regelmäßig in Leipzig, pflegt Freundschaften und auch Arbeitsbeziehungen, zum Beispiel zum „OCTAGON Architekturkollektiv “, das zum Teil auch aus Alumni der HTWK besteht.

Warum er im „Osten“ studiert hat? „‘Osten‘ klang interessant, anders als alles, was ich bis dato kannte, also wollte ich es kennenlernen.“ Er wohnte in einer WG und hat sich dadurch in der Stadt schnell heimisch gefühlt. „Und ich wurde an der HTWK sehr gut betreut. Vor allem das Mentorenprogramm des Akademischen Auslandsamtes und der Deutschkurs haben mir sehr geholfen, hier anzukommen und die Sprache zu lernen“. Nach seiner Leipzig-Zeit hat Duval sich erst einmal ausprobiert: Luxembourg, Brüssel, Kopenhagen sind einige seiner beruflichen Stationen. Er entwarf alles. Von Gebäuden über Spielplätze bis zur temporären Sauna „Sweat together“ auf einer Brache in Luxembourg. So unkonventionell wie seine Ideen, die er im Vortrag vorstellte, war seine Video-Bewerbung für einen Job im dänischen Architekturbüro Bjarke Ingels Group. Sie wurde zum youtube-Hit.
Natürlich haben sie ihn genommen.

Ein Stadt-Spiel für Leipzig

Jetzt also Yo.Studio. Etienne Duval beschäftigt sich mit allen denkbaren Aufgaben, vom analogen Stadtspiel als Instrument der Reflexion bis zum digitalen Gamedesign. „Playful Design“, das Spielerische, ist sein roter Faden. Eine spielerische Seite könne man überall entdecken, so Duval. „Meine Mutter hat in einer Ludothek in Woippy gearbeitet und mich als Kind öfter mitgenommen, vielleicht liegt es daran…“, begründet Etienne Duval seine Vorliebe.

„Etiennes transdisziplinäre und experimentelle Arbeit haben wir auch nach seinem Masterabschluss weiter verfolgt“, erklärt Dekanin Prof. Annette Menting, „in ihr werden die Aspekte unserer Fakultät sehr gut reflektiert.“ Es ist also nur konsequent, das die Fakultät AS ihn gefragt hat, ob er einen Beitrag zum fünfjährigen Fakultätsgeburtstag leisten möchte. „Bei dem Stadt-Spiel PLEY, also der Kombination von ‚play‘ und Leipzig, finden sich Spieler und Spielerinnen aus beiden Fakultätsdisziplinen zusammen. Durch die gemeinsame Beobachtung von Menschen und Stadträumen wird der interne Austausch und die Fakultätsdiskussion intensiviert“, so die Dekanin. „Etienne Duval kennt die Stadt und hat dazu Karten-Paare entwickelt, die den Rahmen vorgeben: Studierende in der Thomaskirche, Touristen in Connewitz oder Familien am Cospudener See – oder auch ganz anders gemischt. Das wird spannend.“

Zum Fest am 8. Mai 2019 im Werk 2 werden die Ergebnisse des „Stadt-Spiels“ präsentiert. Zum Vortrag Anfang Januar gab es schon einen ersten Vorgeschmack darauf: Unter den Stühlen der Besucher waren „PLEY“-Karten versteckt. Es galt an dem Abend, probeweise ein erstes Pendant zu finden - Duval wollte auf diese Weise das Publikum im „Creative Club“ spielerisch miteinander in Kontakt bringen. Und der Probelauf hat ausgezeichnet funktioniert. Weiter geht’s zu Beginn des Sommersemesters, wenn heißt: „PLEY“!

Hintergrund

In der „POSITIONEN“-Vortragsreihe berichten namhafte regionale sowie internationale Architekten, Künstler, Theoretiker und Wissenschaftler über ihre Arbeit. Wechselnde Aspekte zu Architektur, Stadt, Kultur und Landschaft werden seit mehr als 20 Jahren mittwochabends thematisiert. Der Eintritt für die öffentliche Vortragsreihe Positionen im Hörsaal Li 415 auf der Architekturetage im Lipsius-Bau HTWK Leipzig ist kostenfrei. Im Anschluss an den Vortrag gibt es Gelegenheit zur Diskussion mit den Referenten und zu informellen Begegnungen mit Studierenden, Lehrenden sowie interessierten Gästen im Creative Club.

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news-1724Thu, 31 Jan 2019 15:51:00 +0100Wenn (Hochschul-)Geschichte zum Leben erwachthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/wenn-hochschul-geschichte-zum-leben-erwachtIngo Mannewitz aus Altenbach schenkt der HTWK Leipzig studentische Bauzeichnungen aus den zwanziger Jahren Am 27. September 2018 erreicht eine Email die HTWK Leipzig: Der Absender, Ingo Mannewitz, wolle der Hochschule Zeichnungen aus dem „familiären Fundus“ vermachen. Es handele sich um Seminaraufgaben ehemaliger Studierender der StaatsBauschule Leipzig , an der sein Großvater, Baurat Prof. Dr.-Ing. Herrmann Paul Mannewitz in der Zeit von ca. 1925-1930 Lehrer gewesen sei. Ob die HTWK Interesse habe? Aus dieser Zeit stammen die ca. 35 großformatigen „Tuschezeichnungen im Format mit den Maßen von ca. 70x50 cm und noch recht passabel erhalten. Inhaltlich werden die Bereiche Projektionslehre, Holzbau (u.a. Holzbalken- verbindungen, Holzbalkendecken) und Steinbau (Mauerwerksverbände, Steintreppen) dargestellt.“

Ingo Mannewitz, Jahrgang 1952 und Enkel des Professors, ist selbst vom Fach: Er ist Dipl.-Ing. für Hochbau. Als solcher begriff er den – vor allem ideellen – Wert der Zeichnungen sofort, als er sie in Händen hielt. „ Doch familiär sehen wir keine geeigneten Möglichkeiten, diese Arbeiten zu präsentieren“, so Mannewitz. Auf einen Tipp seines Schwiegersohnes habe er sich an die Hochschule gewandt - die natürlich Interesse signalisierte, ist doch die Staatsbauschule eine der Vorgängereinrichtungen der heutigen HTWK Leipzig.

„Selbstverständlich sind wir an einer Bestandsergänzung durch Zeichnungen ehemaliger Studenten der Sächsischen Staatsbauschule oder der Technischen Lehranstalten immer sehr interessiert und freuen uns sehr über solch ein Angebot. Auch andere Zeugnisse des studentischen Lebens und Arbeitens wie Mit- und Nachschriften, Fotoalben oder Schülerzeitungen sind für das Hochschularchiv von großem Interesse und werden immer gern zur dauerhaften Sicherung übernommen. Sie dokumentieren auf einzigartige Weise den heute kaum noch vorstellbaren damaligen Studienalltag“, sagt Benjamin Schäf, Archivar der HTWK Leipzig.

Unverhoffter Fund

Bennewitz bei Wurzen, Ortsteil Altenbach. „An der Teeplantage“ steht das Haus, in dem Ingo Mannewitz die Zeichnungen fand, besser: wiederfand. Anfang der 1930 er Jahre hatte Paul Mannewitz das große Anwesen erworben. 1933 war hier ein Wirtschaftsgebäude entstanden – bis Mitte der 70er Jahre wurde hier Pfefferminze angebaut, geerntet, geschnitten und getrocknet. Daher rührt der Name der Straße, die bis 2008 Schmölener Straße hieß. Anfang bis Mitte der 50er Jahre wurde das Wirtschaftsgebäude zum Teil zu einem Wohnhaus umgebaut und von Paul Mannewitz und seiner Frau genutzt. 1987 zog Enkel Ingo mit seiner Frau Martina – nach umfangreichem Um- und Ausbau – hier ein und wohnte 30 Jahre lang, bis 2017, hier. „Mit dem Auszug im März 2017 waren umfangreiche ‚Sichtungen und Aussortierungen‘ verbunden – dabei kamen die Zeichnungen wieder ans Tageslicht – in einem Schrank, der nur zwei- oder dreimal im Jahr geöffnet wurde“, so Mannewitz.

Die Bilder sind fast so groß wie A2-Plakate und zumeist auf festes Papier gezeichnet. Sie sehr gut erhalten – sie weisen keine Stockflecken auf, das heißt, sie wurden temperatur- und lichtgeschützt aufbewahrt, so dass die feinen Zeichnungen nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben. Ingo Mannewitz, der übrigens sein Diplom an der Hochschule für Bauwesen, einer Vorgängereinrichtung der HTWK Leipzig, ablegte – brachte sie allesamt als große Rolle zur HTWK . „Ich übergebe sie sehr gern in treue Hände!“ Zeichnungen von Mauerwerken und Dächern mit Hunderten einzelner, sorgfältig gezeichneter Dachziegel, Entwürfe von Häusern, Darstellungen bestimmter Holzkonstruktionen – alles ganz analog ohne Computerprogramm gezeichnet.

Wer war Paul Mannewitz?

Enkel Ingo: „Ich kannte meinen Großvater nur vage. Er starb, als ich sechs Jahre alt war. Ich kann mich kaum an ihn erinnern, leider.“ Was aus Akten in den Archiven bekannt ist: Nachdem Paul Mannewitz das Realschulreifezeugnis in Leipzig abgelegt hatte, „arbeitete er in den Sommerhalbjahren 1904 und 1905 als Maurerlehrling im Geschäft seines Vaters und besuchte sieben Halbjahre die Abteilung für Architekten der Gewerbeakademie in Chemnitz. Das Reifezeugnis erhielt er im September 1908 .“ Danach leistete er zwei Monate lang seinen Wehrdienst in Wurzen und arbeitete anschließend zwei Jahre als Architekt wieder bei seinem Vater. Danach studierte an der Technischen Hochschule in Dresden und bestand 1913 die Dipl.-Ing.- und im Juni 1914 die Dr.-Ing.-Prüfung mit einer Arbeit über das Wittenberger und Torgauer Bürgerhaus.

Im Winterhalbjahr 1914/1915 übernahm Mannewitz eine Lehrerstelle an der Bau-und Gewerbeschule Freiberg. 1915 eröffnete er schließlich ein eigenes Architektur- und Ingenieurbüro in Chemnitz und arbeitete zweitweise als Aushilfslehrer an den dortigen Technischen Staatslehranstalten. Am 1. Oktober 1918 wurde er als Lehrer für Hochbau dort fest angestellt. „Am 21.01.1921 wurde ihm die Dienstbezeichnung Professor verliehen. Mannewitz wurde am 1.10.1924 an die Staatsbauschule nach Leipzig versetzt.“ All das verraten die Quellen des Universitätsarchivs der TU Chemnitz.
In Leipzig übernahm er „die Fächer Projektionslehre, Baukunde, Steinbau, Holzbau, in denen er bis zum Scheiden aus dem Staatsdienst, 1930 , unterrichtete.“ (Quelle: „Festschrift 100 Jahre Staatsbauschule “ )

„Leider sind im Hochschularchiv keine Unterlagen oder Dokumente aus der Verwaltung der ehemaligen Sächsischen Staatsbauschule Leipzig oder ihrer Vorgänger seit 1838 überliefert. Der interessierte Nutzer kann jedoch für die Zeit ab 1905 im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig fündig werden. Auch ist davon auszugehen, dass im Hauptstaatsarchiv Dresden noch eine teilweise sogenannte ‚Gegenüberlieferung‘ existiert. Denn die Bauschule war eine staatliche sächsische Hochschule, daher wurden Akten bzw. Kopien von Vorgängen ‚gespiegelt‘, das heißt, sie sind immer an mindestens zwei Orten zu finden“, so Benjamin Schäf.

Im Dezember 1958 starb Paul Mannewitz in Wurzen.
In seiner Heimatstadt ist er bis heute eine bekannte Persönlichkeit. Mannewitz hat als Architekt dort mehrere Gebäude projektiert, unter anderem die prächtige Stadtvilla an der Torgauer Straße, heute Sitz der AOK. „Und bei Führungen über den Wurzener Friedhof ist das Grabmal meines Großvaters auch immer Teil des Rundgangs“, so Nachfahre Ingo.

Übrigens: Die Baubranche ist nach Prof. Dr. Paul Mannewitz in der Familie zumindest teilweise erhalten geblieben. Ingo Mannewitz war bis zu seinem Renteneintritt in der Bauausführung Hochbau, in den Bereichen Betoninstandsetzung und Bodenbeschichtung in der Region tätig. Sein erstgeborener Sohn Kay arbeitet in einem Baubetrieb.
Dass er das Grundstück „An der Teeplantage“ aufgegeben hat, bereut der Enkel von Paul Mannewitz nicht. Das Grundstück wurde 2018 von dessen jüngstem Sohn, Prof. Dr. Tom Mannewitz und seiner Frau Juliane übernommen und bleibt somit dem Besitz der Familie in Altenbach erhalten.

Die Mannewitz’schen Zeichnungen sollen archiviert und in der Hochschule ausgestellt werden.

alle Fotos, sofern nicht anders angegeben: Robert Weinhold/HTWK Leipzig

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news-1666Wed, 12 Dec 2018 10:06:24 +0100Für den Doktortitel einmal über die Alpen https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/fuer-den-doktortitel-einmal-ueber-die-alpenZwei Promovenden aus Neapel zu Gast an der HTWK Leipzig: Über Plattenbauten, Drohnen, Weihnachtsmärkte und LieblingsitalienerNein, eine Italienflagge ist im Büro von Monica Rossi nicht zu sehen. Allerdings hat die aus Italien stammende Professorin der Fakultät Bauwesen hoch oben im Geutebrück-Bau gleich zwei Landsleute um sich versammelt: Marina Block (30) und Christian Musella (25). Beide kommen aus Neapel, beide schreiben hier an ihrer Doktorarbeit.

„Obbligatorio!“, sagt Marina Block auf Italienisch und meint damit, dass die Promovenden der Università degli Studi di Napoli Federico II für ihr Vorhaben zwingend ins Ausland müssen, wenigstens für sechs Monate. Die 30-Jährige bleibt ein Jahr. Ihr gefällt es hier, und auch organisatorisch spricht nichts dagegen.

Auch Christian Musella ist seit September in Leipzig, teilt seinen 7-monatigen Aufenthalt aber in zwei kürzere HTWK-Episoden. Und noch etwas unterscheidet die beiden Gäste: Aus derselben Fakultät kommen sie nicht. Denn an Neapels riesiger Universität (78.000 Studierende) sind Architektur (Block) und Bauwesen (Musella) ebenfalls „zwei Paar Schuhe“, wenn auch historisch ganz anders begründet.

Zweierlei verbindet die Italiener aber in Leipzig: Erstens die digitale Bauplanungsmethode BIM – und zweitens Monica Rossi. Die engagierte Professorin nämlich hat die internationale Kooperation zwischen den Hochschulen (siehe Infobox) nicht nur ins Leben gerufen, sondern zugleich mit Leben gefüllt. Musella und Block sind der Beweis dafür. Und beide sind – wie Rossi eben auch – Experten für ein zukunftsträchtiges Spezialthema: Bauen und Sanieren vollständig digital zu planen, mit 3-D-Modellen und viel Teamwork bis hin zu der Chance, Gebäude später auch online zu verwalten.

Jetzt BIMmelt es mit einem Hauch Italien

„Ich habe selbst in Neapel promoviert“, sagt Monica Rossi. „Schon zu meiner Zeit waren Auslandsaufenthalte gern gesehen. Da lag es nahe, in Italien auf Suche nach Hochschulpartnerschaften zu gehen.“ Kaum ein Jahr nach dem Start der Kooperation ist Rossi die „deutsche“ Gutachterin der beiden Promovenden – und kommt nicht um ein Lachen herum, als sie den Begriff Doktormutter in ihre Muttersprache übersetzt.

Nun BIMmelt es in Leipzig also mit einem Hauch Italien. Bei Marina Block gilt: Nomen est omen – sie kümmert sich um einen Wohnblock. Der steht im Leipziger Süden, unweit des bekannten Lößniger „Rundlings“, und gehört der Leipziger Wohn- und Baugesellschaft (LWB). Als sie in Rossis Büro auf ihr Thema zu sprechen kommt, fällt mitten in einer Minute temporeicher italienischer Erläuterung plötzlich die Vokabel „Plattenbau“. Aha, die Vokabel hat es aus der DDR also in den Export geschafft!

Jedenfalls: Für die Häuserzeile gibt es nur zweidimensionale Grundrisse, auf deren Basis die LWB Sanierungen umsetzt. Die Italienerin prüft nun mit ihrer Doktorarbeit, ob dafür stattdessen BIM als Methode in Frage käme. Parallel gehen Studien mit ähnlichen Gebäuden aus Neapel in die Arbeit ein – man kann Unterschiede und Gemeinsamkeiten gut darstellen und herausarbeiten.

Christian Musella ist in zwei Projekten involviert. Für DB Immobilien, eine Tochterfirma der Deutschen Bahn AG, arbeitet er an einer Fallstudie zu einem Leipziger Bürogebäude. Musellas Nr. 2 ist dagegen „inhouse“: Bei einem von Rossis Kollegen, Prof. Ulrich Weferling, geht es – teilweise gemeinsam mit Studierenden – um Bauaufnahmen mit einer Drohne und per Laserscanner. „Zugriff auf solche technischen Möglichkeiten hatte ich daheim in meiner Fakultät nicht“, schildert der Doktorand begeistert.

„Sehr herzliche Atmosphäre, prima Empfang“, schildert der 25-Jährige über das Arbeiten mit der und an der HTWK Leipzig. Kommuniziert werde allseits in Englisch. (Nun ja, außer in den wöchentlichen Meetings mit Rossi. Da gibt es ja eine naheliegendere Option…).

Themenwechsel. Freizeit, das gibt es auch. Die Region erkunden die beiden Italiener gemeinsam. Rossi hat es geschafft, sie im selben Wohnheim unterzubringen. In Lößnig, ganz in der Nähe vom „Block-Block“ („Nein, ich sehe den nicht vom Fenster aus!“). Dort sind viele Erasmus-Studenten, und kurz vor Weihnachten sind die Italiener dran mit Kochen für die Etage. Hmmh, buon appetito!

Ach ja, Essen. Hat man da eigentlich einen „Lieblingsitaliener“? Wahrscheinlich nicht! „Doch, doch!“, ruft Marina Block dazwischen. Da Salvo am Bayerischen Bahnhof. Auch wenn der Wirt aus Bergamo komme… (Anm. der Redaktion: Das ist Norditalien – was einen feinen Unterschied macht:-)

Und apropos Weihnachten: Der dazugehörige Markt auf dem Markt rangiert in der Block-Musella-Lieblingsort-Beliebtheitsskala weit oben, gleichauf mit dem Clara-Zetkin-Park. Etwas Vergleichbares gebe es in Neapel nicht – wohingegen dort allerdings ein ganzer Straßenzug voll mit Krippenfiguren zum Selbstgestalten existiere. Man ist halt näher dran am Vatikan.

So, und jetzt mal burro bei die Fische: Was ist in ein paar Jahren? Frau Dr. Block? Herr Dr. Musella? Beide lachen: Das wissen sie noch nicht. Man sei ja noch jung. Deutschland – könne schon sein. Hier weiter forschen, vielleicht. Der Leipzig-Auftakt sei jedenfalls Werbung für mehr. Und Doktormutter Rossi? Arbeitet schon jetzt in Sachen BIM eifrig am Netzwerk-Ausbau im Mittelmeerraum. Die Rede ist vom mittelitalienischen Ascoli (ihr Heimat- und Studienort), von Jordanien und Ägypten.

Autor: Reinhard Franke

Die Kooperationsvereinbarung, ...

... die dieser HTWK.story zugrunde liegt, existiert seit 2017. Ihr Langtitel ist definitiv nix für den Fließtext: „INNOVATION IN ARCHITECTURE DESIGN AND CONSTRUCTION, particularly in TECHNOLOGICAL ENVIRONMENTAL DESIGN and BUILDING INFORMATION MODELING“

Übrigens: Der Professor aus Neapel, ...

... der auf italienischer Seite das Agreement auf den Weg gebracht hat, heißt Sergio Russo Ermolli. Und es ist PURER ZUFALL, dass er genau heute, am Veröffentlichungstag dieser HTWK.story (12.12.2018), eine Vorlesung zu Building Information Modeling in einem Modul an der Fakultät Bauwesen hält.

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news-1645Mon, 03 Dec 2018 17:08:14 +0100Robert und Peter auf wundersamer Zeitreise https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/robert-und-peter-auf-wundersamer-zeitreiseDer Geist, der begeisterte: Zum 50. Geburtstag der HTWK-Turnhalle wurde „Der Geist der Sporthalle“ gesucht – und gefunden Rauch dringt unter der Tür hindurch ins Büro von Peter (Pausch) und Robert (Schiffler) – die HTWK-Sporthalle brennt! Doch Peter und Robert wären nicht die, die sie sind, wenn sie nicht einfach anpackten und die Sache ohne Umschweife selbst in die Hand nähmen. Und immer dran denken: „Meldekette einhalten!“
Der Brand entpuppt sich – ebenso wie die alltägliche Bürokratie, die aufs Korn genommen wird („GEMA! Rechnungshof! SWOT-Analyse!“) - allerdings als höhere Macht. Und diese schickt unsere beiden Sportlehrer kurzerhand ins goldene Wurmloch und damit durch die Zeitläufte. Zurück in die Zukunft: Die psychedelische Zeitmaschine nimmt Peter, Robert und die rund 400 Gäste durch die 60er Jahre über die Jahrtausendwende bis in die Gegenwart. „Dabei hab ich doch schon mit der Gleitzeit meine Schwierigkeiten“ stöhnt Robert.

Herakles als Schutzpatron der Sportstätten (in einer Paraderolle: TV-Stimme Hans Henrik Wöhler) war der Drahtzieher. Er war es, der die aufreibende Zeitreise unserer Sportlehrer durch die Weltgeschichte ausheckte. Herakles ließ den Saal unter brachialem Orgelgewitter erzittern und nahm sich die beiden Jungs ganz schön zur Brust. Dabei wollten die doch nur immer alles richtig machen! Robert, Peter und die Zuschauer durften nicht nur am Leben der beiden - quasi vorgeburtlich über Kindergarten, Schulzeit und Studium - sondern auch an den gleichzeitig stattfindenden politischen Ereignisse teilhaben, die in der HTWK-Hallengeschichte gespiegelt wurde. Ein zweistündiger Parforceritt durch die „große“ Geschichte am Beispiel der Sporthalle sozusagen.

„Ich war beeindruckt, mit welcher Akribie Christian Birkner und Peter Pausch diese Story zusammengetragen haben. Dabei sind die Szenen aus unserem eigenen Leben künstlerisch entfremdet! Hier durfte auch einmal geschwindelt und frei erfunden werden. Die große Anstrengung der vergangenen Wochen und Monate wurde durch die Freude über den gelungen Abend wieder wettgemacht“, sagt Robert Schiffler.

Lieber Disco als Turnen

Jedes Jahrzehnt war mit dem ihm ganz eigenen Attributen vertreten: so gab es „Wandzeitungen“ und Projektionen von schwarz-weiß bis farbig, als Requisiten zum Beispiel eine typische DDR-„Heule“ (vulgo: Kassettenrecorder), zeitgenössische Nickis (heute als „T-Shirts“ bekannt) wurden aufgetragen und darin Aerobic gemacht, und die Schulterpolster bei dem einen oder anderen Kostüm waren auch nicht zu verachten. Wiedersehen macht Freude! All diese Zeiten wurden mit Sport, Tanz und Musik wiederbelebt, live von Funk-Band „Black Coffee“ aus Leipzig eingespielt: Rock’n Roll - statt Geräteturnen, Aerobic und Hip Hop statt Leichtathletik. HTWK-Absolventin und Federgewicht-Boxweltmeisterin Sandra Atanassow boxte im Ring sogar Sportlehrer Hagedorn nieder. Aber „Hoppchen!“, wie der des Öfteren zu sagen pflegte. Großartig in der Hagedorn- und mehreren weiteren Rollen: Thorsten Giese von der „Leipziger TheaterTurbine“, einer freien Leipziger Impro-Theatertruppe. Wandlungsfähig vom gestrengen Ost-Sportlehrer über Angela „Mutti“ Merkel – damals noch „Jugendfreundin Angela“, die eigenhändig die Moritzbastei beim „Subbotnik“ ausgraben half - bis hin zu „Frau Dombrowski“. Kurzum: Wer es bis dahin noch nicht wusste, bekam es spätestens an diesem Abend mit: an Robert und Peter sind echte Entertainer verlorengegangen. „Ein Kessel Buntes“ reloadead - urst knorke!

Rund ein Jahr dauerten die Vorbereitungen für das Sport-Spektakel. Buch schreiben, Einstudieren, casten, Zuschauertribünen besorgen und selber schleppen. Mehr als 70 Mitwirkende aller künstlerischen „Gewerke“ waren beteiligt. „Von den ‚Phänomedia‘-Veranstaltungen und der Organisation der Hochschuljubiläen waren wir ja Einiges gewöhnt und wussten schon in etwa, was da an Arbeit auf uns zukommt. Gemäß dem Grundsatz ‚Wenn wir das machen, dann richtig und groß‘, mangelte es auch nicht an Ideen, was wir so alles in die Show integrieren können“, so Christian Birkner von der Fakultät Medien, der – gemeinsam mit Dekan Prof. Uwe Kulisch - maßgeblichen Anteil an der Show hatte. „Dennoch hatte der ‚Geist der Sporthalle‘ eine ganz neue Qualität, denn diesmal galt es, eine Geschichte zu erzählen und eindrucksvoll zu inszenieren. Und das war gegenüber gemeinsamen Veranstaltungen der Vergangenheit eine enorme Herausforderung, die insbesondere in den zwei Monaten vor der Show fast ein Full-Time-Job war. Ohne ganz viel Feuer und Herzblut wäre das nicht möglich gewesen – damit konnten wir letztendlich aber auch die vielen Unterstützer und Helfer gewinnen. Nicht zuletzt war ‚Der Geist der Sporthalle‘ aber auch eine besonders praxisnahe Vertiefung der Inhalte für die Lehrveranstaltungen ‚Veranstaltungstechnik‘ und ‚Veranstaltungsmanagement‘“, so Birkner weiter.

Geistige Nahrung und geistige Getränke – ein großes Familientreffen des Hochschulsports

Das Publikum war begeistert: „Der Abend hat uns sehr gut gefallen. Die Show war originell und einer Hochschule würdig, und – was mir sehr wichtig ist - zum Sport animierend“ sagt Sportwissenschaftler Dr. Volker Pechtl (Institut für angewandte Trainingswissenschaften), der als „rüstiger Rentner“ aus Liebe zum Sport Tennis- und Skilehrer beim HTWK-Hochschulsport ist. Er war stets umringt von ehemaligen Studierenden, die Kurse bei ihm absolviert haben oder gemeinsame Skilager-Zeiten Revue passieren ließen. „Das ist eine Art Familientreffen hier“ freut sich Pechtl.

Der heimliche Stargast des Abends aber war wohl „graue Eminenz“ Hans Dieter Wöhler – im „echten“ Leben Vater des Geistes und gleichzeitig geistiger Vater des HTWK-Sports. Wöhler war es, der Peter und Robert „seine“ Halle 2006 übergab ja, gleichsam in die Hände legte. „Darauf bin ich heute noch stolz, dass ich die beiden als Nachfolger gefunden habe. Und die beiden sind wohl heute noch dankbar“, so Wöhler senior zufrieden. „Die Halle war mein Zuhause. Ich sehe in der Show hier mein Leben. Was haben wir hier gebaut, umgebaut und veranstaltet! Nicht selten spielten wir mit Studierenden Turniere bis nachts ein Uhr“ sagt er mit glänzenden Augen. Wöhler darf wohl als Urgestein des Leipziger Sports bezeichnet werden: Leistungssportler in der Handballmannschaft des SC DHfK, holte er 1966 unter anderem den WM-Titel im Feldhandball und wurde im selben Jahr Europapokalsieger mit seinem Verein. 2006 ging er nach fast 40 Dienstjahren als HTWK-Sportlehrer und zuletzt Leiter des Hochschulsports in Rente, ist „seiner Halle“ aber immer noch eng verbunden.

Aber auch er ist nicht der ominöse „Geist der Sporthalle“. Wer verbirgt sich nun wirklich dahinter? Alle Bürokratie – für Peter und Robert offenkundig eine Plage, gleich in welcher Dekade - schaffte es in all den Jahren glücklicherweise nicht, ihn zu verscheuchen. Schließlich kommt Robert die Erleuchtung: „Die Menschen! Ja, die Menschen sind der Geist der Sporthalle!“ Die Menschen, die diese Halle bevölkern, egal in welcher Funktion.

Rektorin Prof. Gesine Grande: „Ich kann nur erahnen, wie viel Energie und Kraft in der Vorbereitung dieser Show stecken – der Applaus und die Begeisterung des Publikums haben gezeigt, wie gut die Ideen ankamen. ‚Der Geist der Sporthalle – das sind die Menschen‘. Und unsere Hochschule – das sind auch die Menschen, die hier arbeiten und sich engagieren. Ich bin sehr stolz, dass an unserer Hochschule so besondere Dinge möglich werden!“
Als schließlich im furiosen Finale die Konfetti-Kanonen sprühen und die Scheinwerfer Schauspielerinnen und Schauspieler, Tänzerinnen und Tänzer sowie Sportlerinnen und Sportler in ein flirrendes Farbenmeer tauchten, gibt es auch fürs Publikum kein Halten mehr: Zur Musik von „Schwarzkaffee“ dürfen endlich auch die Zuschauer die Tanzfläche fluten - und bekommen sogar eine CD mit dem eigens komponierten Song „Und Du so?“ von Schwarzkaffee mit nach Hause.

Fotos: Peter Lokk, Robert Winter, Toni Gräfe

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news-1619Thu, 22 Nov 2018 14:52:16 +0100Von Newtonmeter bis Augmented Reality – oder was eine virtuelle Topfpflanze mit dem Studium zu tun hat https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/von-newtonmeter-bis-augmented-reality-oder-was-eine-virtuelle-topfpflanze-mit-dem-studium-zu-tun-hatFortbildungsreihe für Lehrerinnen und Lehrer, akademische Beraterinnen und Berater an der HTWK Leipzig Birgit Uhlich, Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Gustav-Hertz-Gymnasium Leipzig, steht gemeinsam mit den anderen Fortbildungsteilnehmenden im Grundlagenlabor Elektrotechnik und hält einen Stab fest (den einen oder die andere könnte er an einen überdimensionierten Selfiestick erinnern), der in der Hand das Drehmoment eines so genannten Newtonmeter erzeugt. Mit diesem soll dessen Wirkung direkt erfahrbar gemacht werden.

Was sich hinter einem Newtonmeter verbirgt

Das Newtonmeter ist für die meisten zunächst nur eine abstrakte Maßeinheit. Laboringenieur Dr. Sebastian Guttke betont, wie wichtig vor allem auch die praktische Erfahrung für die Studierenden abseits von Formeln an der Tafel ist. „Im Labor haben sie unter anderem die Möglichkeit, selbst zu erleben, wie viel Muskelkraft, das heißt, mechanische Leistung zum Aufbringen für einen Newtonmeter benötigt wird“, so Guttke. Mit Hilfe des Stabes wird die Brücke zur Elektrotechnik geschlagen, indem bei einem gleichzeitig festzuhaltenden Elektromotor die Antriebsleistung so weit erhöht wird, bis eine Kraft von einem Newtonmeter an der Motorwelle spürbar ist. Der Zusammenhang von Elektrizität und mechanischer Wirkung wird somit deutlich.

Herzschrittmacher, Hochspannung & Co.

Das Grundlagenlabor ist die erste Station auf dem Rundgang durch die Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik der HTWK Leipzig. Die Stationen sind so verschieden wie die Facetten dieser Fakultät.

„Wie kann ich mir das Studium der Elektro- und Informationstechnik vorstellen?“ Studierende und Lehrende der Fakultät haben einen Blick in den Studienalltag und hinter die Kulissen geboten, damit Lehrerende und akademische Berater und Beraterinnen Schülerinnen und Schülern bei der beruflichen Orientierung besser unterstützen können. Birgit Uhlich zum Beispiel bietet für ihre Schülerinnen und Schüler auch Kurse zur Berufsorientierung an.
„Dafür müssen die Lehrenden jedoch selbst erst einmal wissen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt. Der Arbeitsmarkt und die Auswahl an Studiengängen ist groß und bietet eine nahezu unüberschaubare Fülle von Chancen für die Zeit nach dem Schulabschluss. Doch wer die Wahl hat, der hat bekanntlich auch die Qual“, erklärt Claudia Bothe von Studifit. Sie ist Ansprechpartnerin an der HTWK für das Thema Studienorientierung - Schwerpunkt Schule und koordiniert mit Ihrer Kollegin Christin Flux Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler an der HTWK sowie direkt in den Schulen.

Ganz konkret wird das sonst so abstrakt scheinende Studium, als Birgit Uhlich und die anderen im Labor der Medizintechnik einen Herzschrittmacher in der Hand halten oder im Hochspannungslabor zuschauen, wie sich 600.000 Volt Hochspannung vor ihren Augen in grellen Blitzen entladen. Im Labor der Automatisierungstechnik kann die Gruppe einigen Studierenden beim Programmieren eines Roboters über die Schulter schauen. Und ein paar Schritte weiter lässt Masterstudent Christian Rickert sie durch seine Virtual-Reality-Brille schauen: Auf einem Beamer können die Teilnehmenden sehen, wie er den Raum durch diese Brille wahrnimmt - den Raum, in dem sie alle in diesem Moment stehen. Wenn Rickert beispielsweise die Teilnehmenden anschaut, dann sehen sich alle auf dem Beamer selbst. Mithilfe von Hologrammen und seiner Brille schafft Rickert es auch noch, Gegenstände im Raum auf dem Beamer erscheinen zu lassen. Neben den Anwesenden steht nun eine große Topfpflanze, die – wenn die Lehrerinnen und Lehrer und Beraterinnen und Berater im echten Raum neben sich schauen – in Wahrheit gar nicht da ist.

Mit Lötkolben und Platine - so einfach kann Elektrotechnik sein!

Bei der Veranstaltungsreihe „EinBlick in die HTWK Leipzig“ können die Teilnehmenden jedoch nicht nur einen Einblick in den Studienalltag unterschiedlichster Studienfachrichtungen erhalten. Sie haben außerdem die Chance, genau diesen Alltag tatsächlich selbst zu erleben.

Und so sitzt Birgit Uhlich am Ende des Fakultätsrundgangs im Unterricht von Laboringenieur Jan Dossin und merkt, dass Elektrotechnik gar nicht so schwer sein muss, wie sie dachte. Nach etwa einer halben Stunde mit Lötkolben und Platine steht ein batteriebetriebener „Wasserwächter“ vor ihr. Das kleine Kästchen auf drei Beinen kann bei Kontakt mit Wasser einen Alarm auslösen, der zum Beispiel - hinter einer Waschmaschine platziert - so manchen Hausbesitzer oder -besitzerin im Fall des Falles warnen (retten) könnte.

Austausch zwischen Schule und Hochschule

Neben dem ersten Kontakt bietet die Veranstaltung vor allem auch eine Schnittstelle zwischen Schule und Hochschule, an der sich alle Beteiligten austauschen oder interessante Aspekte aus der jeweiligen Sicht des Anderen in Erfahrung bringen können und damit die gemeinsame Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler letztendlich besser beraten, verstehen und auch einschätzen zu können.

Am Ende der Fortbildung sind die Teilnehmenden sich einig: Der Studiengang ist für sie vor allem konkreter geworden. Für Birgit Uhlich ist klar: „Dieser Bereich ist unsere Zunkuft. In nahezu allen Gebieten unseres Lebens wird dieser Fachbereich eine große Rolle spielen.“ Ihren Schülerinnen und Schülern wird sie daher raten, offen und neugierig zu sein. Sie ist nach diesem Herbsttag überzeugt: „Elektor- und Informationstechnik sind wärmstens zu empfehlen!“
Nach dem Programm bestätigt auch Katja Böhme, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit in Leipzig: „Wir können jetzt rausgehen und sagen, hier ist es cool.“

Hintergrund

Die fachspezifische Fortbildung „Studienmöglichkeiten Elektrotechnik und Informationstechnik“ am 24. Oktober war der Auftakt die Veranstaltungsreihe „EinBlick in die HTWK Leipzig“. Künftig soll jedes Semester eine Fakultät oder einzelne Studiengänge vorgestellt werden. Eine weitere Veranstaltung im Sommersemester 2019 befindet sich gerade in der Planung.
Die Weiterbildungen werden im Online-Fortbildungskatalog der LaSuB gelistet.

Text: Helene Streffer
Fotos: Richard Funke

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news-1561Mon, 12 Nov 2018 10:07:00 +0100Bitte eine Bütthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/bitte-eine-buettEine Leipziger Institution wird 65: Der Ba-Hu Faschingsverein feiert Jubiläum 1953 läutete der Bau-Humor-Faschingsverein (kurz: Ba-Hu) zum ersten Mal die fünfte Jahreszeit an der damaligen Bauhochschule ein. Heute feiert die neue Ba-Hu-Generation der HTWK Leipzig 65-jähriges Bestehen: am 11. 11. um 11.11 Uhr wurde pünktlich die närrische Saison eröffnet. Von Ruhestand also keine Spur!

 

Auf in die „Kammer des Schwachsinns“!

Auch in diesem Jahr startete die Faschingszeit traditionell um 11.11 Uhr im Geutebrück-Bau mit der Übergabe des überdimensionalen Transponders. Rektorin Prof. Gesine Grande ließ es sich nicht nehmen, diesmal höchstpersönlich den Transponder an Vereinsvorsitzenden Markus Haffner „herauszurücken“ , auf dass, so will es der Verein, „in den grauen Wintermonaten Farbe und Spaß in den Studierendenalltag eingehen!“
Im Anschluss wurde der Saisonstart mit der lang ersehnten Faschingsvorlesung gefeiert, bei der „närrisch-lustige Köstlichkeiten den Hochschulalltag aufhellen.“ Nicht nur das Freibier sorgte für den konstanten Lachpegel, sondern auch die Überraschungsauftritte von Professor Rainer Stich und Professor Lutz Engisch. Um den Tag gebührend zu verabschieden, quartierte sich der älteste studentische Faschingsverein Leipzigs (in BaHu-Kreisen wird gemunkelt „der ganzen Welt“) zum „kleinen Fasching“ in das prominenteste Leipziger Studierendenlokal ein: Ab 21.11 Uhr durften sich auch Nicht-Harry-Potter-Fans in die „Moritzbastei“ zur „Kammer des Schwachsinns“ wagen und dabei sein, wenn der Bau-Humor seinem Namen alle Ehre macht.

Erst lachen, dann nachdenken – Fasching gestern, heute, morgen

Gegründet wurde der Faschings-Verein an der Hochschule für Bauwesen Leipzig, einer der Vorgängereinrichtungen der HTWK Leipzig. Teile der Studierendenschaft hatten immer einen kritischen Spruch auf den Lippen und suchten nach Möglichkeiten, ihrem Unmut über das DDR-Regime Ausdruck zu verleihen. „Doch da die Studierenden mit einer Exmatrikulation rechnen mussten, wenn sie sich öffentlich kritisch äußerten, versteckten sie Kritik gekonnt zwischen den Zeilen der gereimten Büttenreden, die sie im neu gegründeten Verein hielten“, erklärt Tobias Weiss, Mitglied des Ba-Hu-Elferrates. Da viele Studierende seinerzeit hervorragend zwischen den Zeilen zu lesen wussten, fand der Ba-Hu-Elferrat rasch Anklang in der Hochschule und fungierte als Vorbild für weitere Leipziger Faschingsvereine, die zeitweise sogar als Konkurrenz betrachtet wurden. „Mittlerweile arbeiten wir aber eher zusammen als gegeneinander, zum Beispiel stimmen wir unsere Motti untereinander ab. Den kleinsten Faschingsverein, den sorbischen Verein ‚Sorabija‘, unterstützen wir sogar, wenn es um Organisation oder Werbung geht.“

Auch wenn das Zwischen-den-Zeilen-Lesen heute weniger nötig ist, der alte Vorsatz steht noch: „Wir wollen aktuelle Probleme auf sarkastische Weise ansprechen. Die Leute sollen zuerst darüber lachen und dann ins Nachdenken geraten“, wünscht sich Tobias. Dass dieses Anliegen kein Alter kennt, davon zeugt der Alumniverein Ba-Hu 30+. Hier hat sich seit Gründungszeiten nicht viel verändert. So stellen Büttenreden traditionell den Hauptprogrammpunkt der Faschingsfeier dar. Betont innovativer geben sich da die Nachkommen beim Ba-Hu Faschingsverein der HTWK Leipzig: „Wir wollen ein Fasching für alle Fakultäten sein, deswegen haben wir auch schon mal über eine Namensänderung diskutiert. Aber unser Name ist einfach so bekannt, dass wir uns bisher nicht von ihm trennen konnten. Der Ba-Hu ist einfach eine Marke!“, erklärt Tobias. Auch ihr Programm hat die jüngere Generation erweitert. So drücken - anders als früher - nicht allein Büttenreden, sondern auch Tänze, Sketche und Lieder auf die Lachtränen-Drüsen. Sogar Poetry Slam schafft es immer mal wieder auf die Bühne.

In aller Freundschaft: Der Ba-Hu - mehr als ein Verein

Dabei kommt nicht nur das Publikum auf seine Kosten, auch für die Mitglieder ist der Faschingsverein eine Bereicherung: „Wir verbringen viel Zeit zusammen, auch außerhalb des ganzen Organisierens. Höhepunkt ist immer unsere Abschlussfahrt, die ging dieses Jahr nach Dänemark. Während wir uns bei Vereinssitzungen und Co. auf Radler geeinigt haben, um unserer Verantwortung bezüglich unserer ‚Außenwirkung‘ nachzukommen, nehmen wir uns hier größere Freiheiten“, grinst Tobias und fügt schnell hinzu: „Trinken ist aber auf gar keinen Fall Pflicht. Wer Alkohol ablehnt ist bei uns genauso willkommen!“ Neben Kontakten und Getränken bietet der Faschingsverein aber auch die Möglichkeit, sich auf der Bühne einfach mal auszuprobieren: „Wer gerne schauspielert, singt, tanzt oder reimt, ist bei uns genau richtig. Außerdem kommt man kostenlos in alle Leipziger Studentenclubs“, fügt Tobias augenzwinkernd hinzu.
Wer also ein Teil der modern interpretierten Tradition werden möchte, kann sich zu einem der montäglichen Treffen 19 Uhr im Raum G 335 gesellen. Über neue Mitglieder freuen sich alle, denn, so betont Tobias: „Wir sind eine bunte, offene Hochschule und dazu gehört auch Fasching!“ Darauf ein kräftiges „Ba-Hu“!

Text: Maren Petrich
Fotos: Christoph Ulmitz, Christina Blumrich, Ba-Hu-Archiv

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news-1584Thu, 08 Nov 2018 14:54:28 +0100denkmal... über einen Spontanbesuch nach!https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/denkmal-ueber-einen-spontanbesuch-nachDrei Tage lang (8. bis 10. November) kommen Handwerker, Museologen und Bau-Experten für das Messedoppel „denkmal“/Mutec nach Leipzig. An einem Beinahe-Gemeinschaftsstand präsentieren sich, sozusagen ein jeder auf seiner Messe, auf engem Raum gleich vier HTWK-Teams. Vier Profs aus drei Fakultäten nur wenige Armlängen voneinander entfernt – das kennt man sonst nur aus der Mensa...Donnerstagmittag: In Messehalle 2 schaut es so aus, als wäre halb Deutschland auf der Walz. Etliche Handwerksgesellen schlendern durch die Gänge von Stand zu Stand, in Kluft. Daneben Anzugträger als „typischere“ Messegänger-Phänotypen. Hier findet gerade das Messedoppel aus denkmal (aka: Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung) und Mutec (aka: Internationale Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik) statt.

Vertreten ist auch die HTWK Leipzig, und zwar mit gleich mit vier Ständen. Die sind einzeln betrachtet recht klein, liegen aber genau gegenüber. Wie vier Quadranten im Koordinatensystem. Ein breiter Gang, nennen wir es mal y-Achse, trennt nicht nur die Aussteller-Teams der Hochschule, sondern eigentlich genau die zwei Messen.

Das haben die Organisatoren schlau eingefädelt. Denn so kann es geschehen, dass vis-a-vis gleich eine ganze Menge HTWK-Portfolio versammelt. Vier Profs aus drei Fakultäten auf wenigen Quadratmetern – das sieht man sonst nur in der Mensaschlange.

Ein Holzdach als Blickfang

Über einem der vier Stände hängt ein auffälliges Holzdach. Zumindest in Teilen. Es ist der Blickfang rund um Stand 20 in Reihe I – und lockt auffällig viele Leute an die Präsentationsstände der HTWK Leipzig. Und das nur drei Stunden nach der Eröffnung am vermutlich nicht besucherintensivsten der drei Ausstellungstage.

Doppelt regensicher zeigt hier das Flex-Team um Architektur-Professor Alexander Stahr eine Konstruktion aus Holz, die offenbar Zukunft hat. Jedenfalls scharen sich etliche Fachleute um die drei erklärbereiten Teammitglieder.

Flex-Mitarbeiter Georg Säbel ist überrascht vom großen Interesse: „Viele wollen ein Foto vom Stand machen, wollen wissen, wann man das wie am besten einsetzen kann.“ Derweil muss Stahr nebenan auf Englisch ran: internationale Gäste. Auch Gespräche auf Russisch habe es schon gegeben.

Ein Zimmermann aus Gotha, so Stahr, wolle in der Heimat ins Gespräch bringen, das Vordach einer Halle mit der Holz-Konstruktion nach Zollinger umzusetzen. „Warum denn nicht die ganze Halle?“, fragt der Prof zurück. Kleiner Finger, ganze Hand...

Ganz schön vermessen

Nebenan geht es um ganze Gebäude. Eine Kirche aus Rieda, einem Dorf nahe Halle, ist auf einem Plakat zu sehen. Das Team um Prof. Ulrich Weferling hat sie jüngst ausgiebig vermessen. Ein Lehrprojekt. „Mit maßstäblichen Fotoplänen, extrem detailliert. Da kann der Restaurator später jede Fuge rausnehmen!“, sagt der Prof.

Tobias Weiss registriert am Stand „eine Menge interessierter Eigentümer und Bauherren“. Ob man denn nicht bei ihnen auch mal eben das Schloss vermessen könne. Oder so. Weferling lächelt: „Nun ja, Stiftungen oder Kirchen, das sind eher unsere Kooperationspartner. Nicht-kommerziell eben.“

Außerdem zeigt das Weferling-Team die Zukunft des Bauens: digitales Planen. Der Bleistift ist im Rechner. BIM heißt das. Schöner Nebeneffekt an diesem Stand der Fakultät Bauwesen: Einige der umherschlendernden Handwerker landen vielleicht sogar als Student an der HTWK Leipzig. So selten sei dieses Akquise-Modell nämlich nicht.

Wechseln wir mal eben die Messe: Willkommen auf der Mutec

Nun aber rüber, über die unsichtbare rote Linie. Zur Mutec. Und damit zur Fakultät Medien. In einer Vitrine steht ein Glasgefäß. Ein Sammelobjekt von Prof. Markus Walz (nein, das hat nix mit den Handwerkern zu tun...). Auf der Vitrine klebt eine Frage: „Wie alt bin ich?“ Ein älteres Ehepaar schlendert daran vorbei. Der Mann gibt sich wissend: „Zweieinhalbtausend Jahre?!“ Studentin Viktoriya Machulskaya schüttelt den Kopf: Nee, fünftes Jahrhundert. Nach Christus!

Der Senior klatscht sich an die Stirn. „Das hätte ich wissen müssen. Das kann ja nicht vor den Römern entstanden sein, weil ...“ [Es folgt ein Exkurs, der in der Episode mündet, warum das Gefäß namens Römer eben nicht zufällig so heißt.] Vermutlich wissen das Machulskaya (Foto, hinten) und ihre Kommilitonin Emily Lutterkort (Foto, links) aber längt: Sie studieren Museologie, machen hier unter Leitung von Prof. Gisela Weiß Werbung für den Bachelorstudiengang an der HTWK Leipzig.

„Masterpiece“ für den Lebenslauf

Am noch nicht erwähnten vierten HTWK-Stand stehen indes Larissa Wilke und Christopher Vila. Sie aus Berlin, er aus München. Beide studieren MPM, den kostenpflichtigen Museologie-Master „Museumspädagogik“. Das tut man berufsbegleitend – und offenbar reicht allein die Immatrikulation in den Studiengang, um auf dem Arbeitsmarkt interessanter zu werden. Sagt jedenfalls Wilke und zählt Erfolgsgeschichten auf.

Das tut sie noch bis Samstag – genau wie die Teams an den anderen Ständen. Und weil so viele Gäste auf der Walz zu sein scheinen, schließe man folglich so: „Wer will lustige Handwerker sehen? Der muss auf die Messe gehen!“

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1558Tue, 30 Oct 2018 13:04:48 +0100In drei Etappen zur Zisternehttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/in-drei-etappen-zur-zisterne„Ingenieure ohne Grenzen“ bauen Regenwasserspeicher für Kindergarten in Togo | Nächstes Projekt für Schule in Kenia läuft anTomegbé liegt in Togo. Kurz das Lineal an die Weltkugel gehalten: 4.995 Kilometer Luftlinie sind es zwischen Leipzig und dem afrikanischen Bergdorf. Die Gegend ist arm, viele ihrer Bewohner unterernährt. [Schwer vorstellbar, dass es auf derselben Erde so unterschiedlich zugeht, nicht wahr?]

In der Region ist Tomegbé aber noch privilegiert – denn mit Hilfe des Vereins agbe aus Berlin entstand 2010 ein Kindergarten. Nicht einfach eine Blechhütte, wie sonst üblich. Sondern vier kleine gemauerte Häuser mit sechseckiger Grundfläche. So richtig nachhaltig. Fast jedenfalls. Denn die Hütten hatten zwar eine Dachrinne, aber der ablaufende Regen versickerte ungenutzt.

Aus drei Gründen ist das, ähm, ungünstig. Erstens: Es regnet vier Monate lang nicht [und zwar in jedem Jahr – nicht ausnahmsweise, wie von deutschen Landwirten und Kleingärtnern 2018 schmerzlich beklagt]. Zweitens: Im Dorf haben die Chinesen zwar drei Brunnen gebaut – noch so ein Privileg von Tomegbé. Nur ist die Dorfmitte zwei Kilometer entfernt! „Wasser to go“ ist typisch Togo, Transport auf dem Kopf. Aber für Kleinkinder? Drittens: Ja, es gibt ein Flüsschen in der Nähe. Aber einmal ein Messinstrument reingehalten, bestätigt sich das, was ohnehin jeder vorher weiß: Daraus mal lieber nicht.

Fazit: Eine Zisterne muss her. Koste es nicht, was es wolle.

Und dieses Anliegen landet schließlich auf dem Tisch der „Ingenieure ohne Grenzen“ in Berlin. Das ist der Hauptsitz des Vereins, der in Deutschland etwa 30 Regionalgruppen hat. Eine davon, mit 10 bis 15 Mitgliedern eher kleiner, ist in Leipzig angesiedelt. Und weil hiesige Ingenieure überdurchschnittlich oft aus dem Hause HTWK stammen, trägt das Wirken des Vereins die Handschrift der Hochschule. Man ist anerkannte Hochschulgruppe, etwa die Hälfte der Gruppe studiert noch, der Rest ist schon etwas weiter. „Aussteigen“ braucht man nicht, ein Ü50er ist folglich auch an Bord.

Niels Dögnitz: Schreibtischarbeit für die ferne Zisterne

HTWK-Absolvent Niels Dögnitz (30) ist seit 2012 ein „Ingenieur ohne Grenzen“. Das Togo-Projekt, Laufzeit 2013 bis 2017, hat er in allen drei Phasen begleitet. Auf Erkundungsreise und Planung (I) folgten Umsetzung vor Ort (II) und Evaluierung (III). Nein, selbst „da unten“ war er nicht. Es brauchte jemanden mit Französisch-Kenntnissen. Also: nicht ihn. „Und mal eben vier Wochen Urlaub zu nehmen für die Bauphase, das kann auch nicht jeder“, sagt Dögnitz. Überhaupt handelt es sich nicht um eine Gruppenreise – die IoG sind schließlich kein Tourismus-Verein. Es reisen immer nur die, die vor Ort unbedingt nötig sind.

Stattdessen, erzählt der ehemalige Student, gebe es vom (Leipziger) Schreibtisch aus genug Arbeit: Öffentlichkeitsarbeit, Planen, Rechnen, Dokumentieren. Und Fundraising. Damit der Verein „seinen“ Ehrenamtlern die Reise nach Afrika zahlen kann, fängt Dögnitz bei sich selbst an: „Das größte Geburtstagsgeschenk sind Spendengelder.“ 25.000 Euro brauchte es für das Zisternen-Projekt. Nicht gerade viel! „Weil wir professionell aufgestellt sind, die hauptamtlichen Mitarbeiter in Berlin sehr erfahren sind und effektiv arbeiten. Und wir nur dann tätig werden, wenn vor Ort Partner sind, die das wollen. Mit lokalen Arbeitern und lokalen Materialien.“

Duc van Luong: Nach Togo zur Zisterne? Gerne!

Gleich zweimal nach Tomegbé aufgebrochen: Duc van Luong (31), HTWK-Alumnus seit 2014. Der schon deswegen nicht international fremdelt, weil er selbst aus Vietnam stammt: „Mit fünf Jahren hergekommen. Also Bildungsinländer“, schmunzelt der Absolvent. Wie Dögnitz ist auch er 2012 im Verein eingestiegen. Als er noch Elektrotechnik-Student war. Schon kurz darauf reiste van Luong zwei Wochen lang zur Erkundung nach Togo. Drei Jahre und einen Studienabschluss später ging es für ihn 2016, zusammen mit Ingenieur Robert Sachse, wieder hin. Zweite Phase, der eigentliche Bau, vier Wochen! Sein Arbeitgeber, so der Elektroingenieur dankbar, habe ihm dafür genug Freiraum gelassen.

Der Erstaufschlag 2013: abenteuerlich. „Wir sind über Ghana angereist, weil das auf dem Landweg kürzer schien. Aber mitten in der Nacht an einem kleinen Grenzübergang den schwer bewaffneten Posten ein halboffizielles Einladungsschreiben vorzuzeigen, das war alles ziemlich befremdlich – wohl für beide Seiten…“

In Tomegbé sei die Delegation sehr herzlich aufgenommen worden. Einquartiert in einer Herberge, bei Vollpension mit landestypischer Küche. „Wir haben uns wohl und sicher gefühlt, auch weil die Leute in der Region – leider keine Selbstverständlichkeit – friedlich zusammenleben“, sagt van Luong. Beim Lokaltermin mit dem Dorfältesten wechselte Schokolade aus Leipzig den Besitzer. Die Gegenleistung fürs Gastgeschenk: Akzeptanz.

Mit heller Hautfarbe sei man im Dorf und im Kindergarten neugierig beäugt worden. „Die Kinder haben immer mit Singen begonnen, wenn sie uns sahen.“ Dann startete die Arbeit: Proben nehmen, Regendaten einsammeln, soziale und infrastrukturelle Rahmenbedingungen herausfinden (van Luong: „Und zwischen den Zeilen lesen!“).

Phase 2: Wer ander'n eine Grube gräbt

Als Duc van Luong 2016 zum zweiten Mal am Kindergarten eintrifft, ist es Februar. Frühling. 36 Grad. Zisterne bauen, das geht schon noch. Nur nicht zwischen 12 und 14.30 Uhr, da pausieren dann auch die einheimischen Arbeiter. Der „Ingenieur ohne Grenzen“ stößt auf bekannte Gesichter, erkennt die Köchin und ihre Kids wieder, den Mann mit den Regendaten. Und dann wird unermüdlich gewerkelt.

[Daheim haben Niels Dögnitz und Co. übrigens dafür gesorgt, dass bei Ankunft des IoG-Teams auch ja die Grube schon gegraben ist. Mit Fotobeweis. Denn Missverständnisse wären fatal gewesen: Die Bauzeit ist knapp kalkuliert. Und wer will schon eine halbfertige Zisterne zurücklassen, weil unaufschiebbar der Heimflug ansteht?]

6 Meter Durchmesser, 2 Meter tief und komplett geschlossen und vor Licht geschützt: Pünktlich vorm Abreisetermin am 23.2.2016 ist die Zisterne fertig (und ebenfalls von oben zu sehen: südlich der Häuser an der Außenmauer). Ein unterirdisches Rohrsystem wird das Regenwassers künftig von den angebundenen Dächern zur Zisterne leiten. Nur aushärten muss sie noch.

„Manches war in Togo auch nicht anders als daheim: Planer und Ausführende sind sich nicht immer grün, es gab da auch Streitgespräche“, schildert van Luong: „ Aber dass Normen und Prüfwerte und das Einplanen von Ressourcen sinnvoll sind, das konnten wir erfolgreich vermitteln.“ Niels Dögnitz ergänzt: „Egal wo - unser Tun hat immer auch etwas mit Knowhow-Transfer zu tun. Wenn nach einem unserer Projekte unser Muster im Nachbardörfern zur Kopiervorlage wird, dann ist das der eigentliche Erfolg!“ 

Phase 3: Nachschauen, wie „die Sache läuft“

Apropos Nachhaltigkeit: Beim dritten Tomegbé-Aufenthalt 2017 reisten zwei andere IoG-Mitglieder nach Togo – kontrollierten, besserten Kleinigkeiten nach und organisierten einen Workshop zur Reinhaltung und Wartung.

Phase Dreieinhalb: Kenia wartet

Derweil steht für die Leipziger „Ingenieure ohne Grenzen“ das nächste Projekt fest: 2019 geht es zur Erkundung nach Kenia, an den Victoria-See. Dort, in Watema, steht eine Schule ohne Sanitäranlagen. Und das soll sich bald ändern.*

* Es verwundert nicht, dass die Leipziger „Ingenieure ohne Grenzen“ hier abschließend anmerken, dass sich dafür gern weitere Leipziger „Ingenieure ohne Grenzen“ finden könnten. Oder Spenden. :-)

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1480Wed, 19 Sep 2018 13:43:53 +0200Die EU im Pizzakartonhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/die-eu-im-pizzakartonWas hat eigentlich die EU mit einer Pizza zu tun? Die Frage kam neulich in Brüssel auf. Mitten im Sommer hatte das Studium generale nach Belgien eingeladen. Unterstützt von der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) ging es unter dem Motto „Wie wir wurden, wer wir sind“ für 22 Reisende per Zug in die „Hauptstadt“ der EU. Wie es dort so war? Erfahren wir jetzt von HTWK-Studentin Elisabeth Prosch (22).Es hatte sich eine interessante Reise-Konstellation eingefunden. Die eine Hälfte bestand aus uns: HTWK-Studierenden. Der Rest der Gruppe waren „normale“ Bürger aus Sachsen. Das Arrangement ermöglicht hatte unser „Reisepartner“, die SLpB, die auch einen ihrer Referenten als Begleiter an Bord geschickt hatte.

„Superzungen“ schaffen sprachliche Einheit im EU-Parlament

In Brüssel eingetroffen, führte uns der erste Weg gleich ins EU-Parlament. Bei einer Führung war zu erfahren: Bei den noch 28 Mitgliedsstaaten gibt es insgesamt 24 Amtssprachen. Dies bringe einen enormen Übersetzungsaufwand mit sich – und führte zur Frage, wie viel davon eigentlich richtig in die jeweilige Sprache übersetzt wird. Laut Besucherdienst ergab eine Analyse, dass 97 Prozent des Gesagten auch richtig herüberkommt. „Superzungen“, sagt man zu den vielen Dolmetschern dort. „Vielfalt geeint“ ist das Motto des Europäischen Parlaments. Und da müssen immer wieder neue Brücken gebaut werden, damit ein friedvolles Europa existieren kann.

Gänsehautmomente im Haus der europäischen Geschichte

Die nächste Brücke führte uns dann ins Haus der europäischen Geschichte. Wie entstand Europa? Was zeigt uns die Geschichte? Ausgestattet mit interaktiven Tablets „liefen“ wir von den Anfängen der Antike bis in die Gegenwart. Beim Passieren der Vitrinen wurden die jeweiligen Informationen eingespeist. Und durch die multimediale Ausstattung kam es zu einigen Gänsehautmomenten. Als wir einen dunklen Raum betraten, startete automatisch ein Video über den 2. Weltkrieg. So eine Ausstellung macht Geschichte lebendig.

Waterloo – Napoleons letzte Schlacht

Ein weiteres Großereignis der europäischen Geschichte war, unweit von Brüssel, die Schlacht bei Waterloo. Dort angekommen, erklärte der mitgereiste Studium-generale-Historiker Dr. Thomas Kirstein den Ablauf der Schlacht. Der Blick vom Löwenhügel auf die Felder und Wälder hatte etwas Groteskes. Hier waren an weniger als einem Tag fast 50.000 Soldaten aus sieben verschieden Ländern gefallen. In solchen Momenten wird umso mehr bewusst, wie wichtig ein friedliches Europa ist.

Ein Europaabgeordneter spricht über seinen Alltag

Dem Blick in die Vergangenheit der europäischen Geschichte folgte der Blick in die Zukunft. Und zwar aus den Augen von Dr. Peter Jahr. Beim Treffen mit dem Europaabgeordneten aus Sachsen antwortete der auf die Frage nach dem Zustand der EU in zehn Jahren eher vorsichtig: Man müsse die EU zunächst einmal „am Laufen“ halten, kleine Schritte gehen. „Was dann weiter geschieht und ob es einmal die Vereinigten Staaten von Europa geben wird, ist dann Sache der nächsten Generationen.“

Noch auf dem Programm, unter anderem: das Flämische Parlament, eine historische Stadtbesichtigung, der Besuch des königlichen Palastes (König laut Flagge anwesend!). Und natürlich blieb am Abend immer noch genug Zeit für Stadterkundung auf eigene Faust, zum Beispiel im ältesten Jazzclub von Brüssel. Studenten und Nicht-Studenten aus verschiedenen Nationen kamen ins Gespräch, manch eine europäische Frage wurden bis spät in die Nacht diskutiert. Die Mischung der eigenen Gruppe war ein großer Gewinn: Studenten im Gespräch mit Berufstätigen – allseits bereichernd!

Und was hat dies alles mit Pizza zu tun? Nun, so wie die unterschiedlichen Länder der EU kommen die Zutaten für eine Pizza oft aus unterschiedlichen Regionen Europas. Zusammen bilden sie ein großes Ganzes. Wer das aber genau wissen möchte, der sollte die Sonderausstellung „Interaktion“ im Haus der europäischen Geschichte in Brüssel besuchen.

Text und Fotos: Elisabeth Prosch

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news-1465Fri, 14 Sep 2018 14:41:00 +0200On top für lauhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/on-top-fuer-lauVolkshochschule, mitten im Leipziger Zentrum. Im dritten Stock steckt Lothar Rödiger (69) seinen Schlüssel in ein Türschloss und dreht ihn herum. Raum 330 ist offen. Eine Sommerferienwoche lang hat die HTWK Leipzig eine inoffizielle Außenstelle mehr.Raum 330 ist ein Computerkabinett. Andreas Saupe (28) lässt sich in Reihe 1 nieder. Nach ihm, der im Masterstudiengang Elektrotechnik und Informationstechnik studiert, betreten an diesem Montagmorgen sechs Kommilitonen den Raum. Drei weiblich, drei männlich.

„Aus mehreren Fakultäten!“, sagt Ludwig Finster, hörbar stolz auf die erfolgreiche Akquise über Fächergrenzen hinweg. Der Projektmitarbeiter koordiniert für die Hochschule den gleich startenden AutoCAD-Lehrgang (und etliche weiterer solcher Zusatzqualifikations-Angebote). Auch er hat sich in der campusfernen „330“ eingefunden, allerdings nur kurz: Finster eröffnet die Schulung im Namen der HTWK Leipzig, wünscht gutes Gelingen und verabschiedet sich gleich wieder.

„Die kostenfreien Schulungen in der vorlesungsfreien Zeit machen wir jetzt zum zweiten Mal – wir haben offensichtlich einen Nerv getroffen“, sagt Finster.

Erfreulich: 80 Prozent haben nach dem Auftakt an der Online-Evaluierung teilgenommen, gaben dabei sehr qualifiziert Auskunft. „Eine Wahnsinns-quote! Übrigens: Wir hatten auch Themenwünsche abgefragt – und genau dieser Kurs resultiert aus einem solchen mehrfach geäußerten Wunsch.“ Die Nachfrage war sogar so hoch, dass im Sommer 2018 gleich zwei CAD-Lehrgänge starten. Das rechnerbasierte Konstruieren (CAD für engl. computer-aided design) nutzen Architekten, Bau- und sonstige Ingenieure, bevor sie ihre Modelle in der Praxis realisieren. Es ist die digitale Variante vom „Reißbrett“.

Selber Ort, 48 Stunden später: Lothar Rödiger, der Dozent, ist mit „seinen“ Studierenden auf Kurs in die zweite Halbzeit. In Reihe 1 ist am Rechner von Andreas Saupe ein Modell eines Straßenzugs entstanden. Eine sehr grobe Draufsicht zeigt Grundrisse mehrerer Gebäude und eine Einmündung. Auf den ersten Blick eher schlicht! Doch der Mehrwert steckt im Unsichtbaren.

Der „Analog-Saupe von vorgestern“ hätte nun zum Bleistift gegriffen, auf viel Papier neben dieselbe Abbildung auch Maße und Maßstäbe kritzeln müssen. Der Digital-Saupe von heute klickt sich durch Eingabemasken, verpasst jedem noch so kleinen Bestandteil relevante Angaben. Wie lang? Wie hoch? Wie schwer? Welcher Winkel? Welche Ausrichtung? Erst einmal nur zweidimensional – aber CAD-Programme können auch 3D. Für den Konstrukteur sind sie so wichtig wie für den Koch der Löffel.

„Ich brauche das im Betrieb“, sagt Andreas Saupe. Er kam als Handwerksmeister zum Studium, jobbt nebenbei weiter für „seinen“ Ausbildungsbetrieb, einen Elektrotechnik-Mittelständler aus Frohburg. Und könnte nach seinem Masterabschluss wohl als Planer dort weitermachen.

Auf die aktuelle Version eingestellt

Das Programm kennt Saupe schon, dessen Feinheiten aber nicht. Vor Ort spart der Student nicht mit Lob: „Der Dozent ist kompetent. Er vermittelt, was ich wissen will und ist merklich interessiert dran, dass das Gesagte auch rüberkommt. Er erzählt nicht 20 Jahre lang dasselbe, sondern ist auf die aktuelle Version eingestellt.“

Lothar Rödiger hört das gern. Seit 1996 erklärt der Maschinenbauingenieur CAD-Software in Volkshochschulkursen. Aber als „Auftragsarbeit“ für die HTWK Leipzig, das ist für ihn neu.

„Sehr angenehm, weil die Gruppe recht homogen ist, sich mit der Materie schon auskennt und dazu eine hohe Motivation mitbringt“, meint Rödiger.

Die hier versammelte Jugend sei eine Bereicherung für ihn, den 69-Jährigen, der das hochkomplexe Programm AutoCAD schon seit DDR-Zeiten kennt („Das war damals Embargoware! Aber wir haben seinerzeit schon Mittel und Wege gefunden…“).

Wenn Rödiger am Freitagnachmittag „die 330“ zuschließt, wird Andreas Saupe „nur“ eine Teilnahmebestätigung in Händen halten. Später, bei Qualitätsmanagement, dem zweiten von ihm gebuchten Zusatz-Lehrgang in diesem Sommer, gibt es am Ende ein Zertifikat. „Ein handfester Benefit“, urteilt der Student: „Das wird in den Betrieben richtig als Qualifikation gebraucht. Echt schön, dass die Hochschule das möglich macht. Da opfere ich gern eine Woche Semesterferien.“

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1419Fri, 24 Aug 2018 18:11:07 +0200Diese Türen öffnen sich nur einmal im Jahrhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/diese-tueren-oeffnen-sich-nur-einmal-im-jahrEine Reise durch die Magazinbestände des Automatik-Museums„Das kennst du gar nicht mehr, oder?“, fragt Kirsten Frese den elfjährigen Elias und hält eine Diskette in der Hand. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, was man früher damit gemacht hat, schüttelt Elias den Kopf. „Als ich so alt war wie du, haben wir ein Spiel gespielt, bei dem man Punkte in einem Labyrinth fressen musste…“ „Das kenne ich!“, unterbricht sie Elias. Doch dass man, um Pac-Man zu spielen, vier bis sechs solcher Disketten brauchte, kann er nicht so richtig nachvollziehen.

Nach dem Urlaub hat die Familie auf ihrer Heimreise nach Bayern noch einen Halt in Leipzig eingelegt, um im Automatikmuseum vorbeizuschauen. „Wir besuchen Verwandte in Leipzig und wollten den Tag nutzen, um etwas Interessantes zu unternehmen – dabei sind wir auf die einmalige Gelegenheit aufmerksam geworden, das Automatikmuseum zu besichtigen“, sagt Kirsten Frese. Zu den Tagen der Industriekultur öffnet dieses jährlich die Türen seines Magazins für alle Neugierigen. Zwar ist ein (Bruch-)Teil der Sammlung dauerhaft in der VDI GaraGE Leipzig – einem Technologiezentrum für Kinder und Jugendliche – zu besichtigen, der weitaus größere Teil schlummert jedoch die meiste Zeit des Jahres ungesehen und unberührt in seinem Depot: auf dem Dachboden des Wiener-Baus der HTWK Leipzig. Vor allem Geräte zum Messen, Steuern und Regeln ruhen hier, da diese Vorgänge grundlegend für die Automatisierungstechnik sind.

So zum Beispiel die 120 Jahre alte Ringwaage. Sie ist für Diplomingenieurin Cornelia du Puits vom Institut für Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik das „Goldstück“ der Sammlung. Diese Waage misst Druckunterschiede in Flüssigkeiten und gasförmigen Medien. „Das Prinzip ist sehr einfach und die Waage ist vom technischen Aspekt betrachtet sehr interessant“, sagt du Puits. Auch der Analogrechner liegt ihr am Herzen: „In meinem Studium der Automatisierungstechnik mit der Spezialisierung auf Regelungstechnik haben wir so einen noch benutzt.“ Er ist der Vorgänger des elektronischen Computers.

Ein ganz anderes Interesse bringt Lehrerin und Künstlerin Sabine Grundmann aus Mecklenburg-Vorpommern mit: „Mich reizt vor allem die Ästhetik der Dinge hier. Früher haben sich die Leute wirklich viel Mühe damit gegeben, die Dinge, die sie bauen, schön aussehen zu lassen. Wenn ich mir die Geräte jetzt anschaue, empfinde ich dabei eine richtige Ehrfurcht.“ Sie ist mit ihrem Vater gekommen – einem studierten Chemiker, der selbst historische Gerätschaften seines Fachgebiets sammelt. Und mit ihrer Einschätzung hat Sabine Grundmann Recht. Nicht nur die Geräte an sich, auch das Drumherum – die hölzerne Dachkonstruktion, die vielen Schränke und Kartons – vermitteln ein Ambiente zwischen Großmutters Dachboden und Museumskeller. Das lädt zum Herumstöbern ein und erweitert den Horizont um das wertvolle Wissen längst vergangener Tage – auf sehr anschauliche Weise.

Wer den Tag der offenen Automatik-Museumstür in diesem Jahr verpasst hat, muss bis zum nächsten Jahr warten. Reguläre Öffnungszeiten gibt es nicht, denn die Sammlung gehört zur Hochschule und wird nicht als eigenständiges Museum betrieben. Doch Cornelia du Puits verrät: „Wirklich interessierten Besuchern gewähren wir Zutritt auf Anfrage – einfach anrufen!“ Diese Einladung gilt jeder und jedem – auch denen, die mit Automatik und Automatisierung bisher wenig zu tun hatten. Denn Kirsten Frese hat Recht, wenn sie sagt: „Wenn es das damals alles nicht gegeben hätte, würden wir heute kein Handy in der Hand halten.“

Text und Fotos: Maren Petrich

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news-1394Wed, 15 Aug 2018 09:09:09 +0200Die perfekte Wellehttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/die-perfekte-welleRadiowellen sind gewissermaßen die großen Geschwister von Mikrowellen. Mit ihnen können verschiedenste Materialien effizient erwärmt werden. Welche vielfältigen Anwendungsgebiete die Technologie ermöglicht, untersuchen Wissenschaftler der HTWK Leipzig und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) gemeinsam mit zahlreichen Unternehmen im RWTec-Netzwerk.

In mehr als jedem dritten deutschen Haushalt steht heutzutage eine Mikrowelle. Kein Wunder, denn das Küchengerät scheint für den Einsatz in Privathaushalten wie geschaffen. Schaltet man es an, so erzeugt ein Generator elektromagnetische Wellen im Mikrowellen-Frequenzbereich und leitet diese ins metallisch abgeschirmte Innere des Geräts. Die Wellen verursachen hier ein elektrisches Feld mit permanent wechselnder Richtung. Darin befindliche Wassermoleküle werden ständig neu ausgerichtet. Durch die Reibung entsteht Wärme. Ein kalter Kaffee oder ein Gericht vom Vortrag wird so innerhalb weniger Minuten heiß, während das Gefäß verhältnismäßig kalt bleibt. Im Vergleich zur Erwärmung über heiße Luft (Backofen) oder Kontakt zu heißen Flächen (Herd) geht das – zumindest bei kleinen Mengen, bei herkömmlichen Geräten sind das einige Hundert Milliliter – schnell und energieeffizient.

Für einige Anwendungen im industriellen Kontext sind die großen Geschwister der Mikrowellen allerdings deutlich besser geeignet: Radio- bzw. Kurzwellen sind etwa 100 Mal länger als Mikrowellen. Mit ihrer geringeren Frequenz können Radiowellen nicht nur Wasser, sondern auch eine Vielzahl von anderen Materialien kontrolliert aufheizen. Außerdem lassen sich mit der Technologie selbst Objekte von mehreren Kubikmetern Größe schnell und energiesparend von innen heraus erhitzen. Voraussetzung für die Erwärmung ist, dass wie auch beim Mikrowellenherd mithilfe der Radiowellen gezielt ein elektromagnetisches Feld in einem abgegrenzten Bereich erzeugt wird.

Schauen statt lesen? Diese Geschichte als Video

Radiowellen: die großen Geschwister der Mikrowellen

Entdeckt wurden Radiowellen bereits vor über 100 Jahren von Heinrich Hertz. Je nach Frequenz wird zwischen Mittel-, Kurz- und Ultrakurzwellen (UKW) unterschieden. Wie der Name schon andeutet, machten Radiowellen ihre Karriere zunächst fast ausschließlich im Rundfunk. Heutzutage werden fast nur noch UKW verwendet, aber mit der entsprechenden Technik kann man über Kurzwelle noch immer Radioprogramme aus aller Welt empfangen.

Über die Jahre experimentierten Wissenschaftler auf der ganzen Welt immer wieder damit, Radiowellen ähnlich wie Mikrowellen zur Erwärmung einzusetzen, beispielsweise um Erdöl aus Ölschiefer herauszulösen. In den 1990er Jahren begannen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, das Verfahren für die Dekontaminierung von Böden einzusetzen.

Der Physiker Dr. Ulf Roland ist seit damals an der Erforschung und Entwicklung der Radiowellen-Technologie beteiligt. Er erzählt: „Wenn man mit einer geeigneten Elektrodenanordnung durch Radiowellen ein elektrisches Feld in einem Material erzeugt, so erwärmt es sich. Diesen Effekt kann man für eine Reihe von Anwendungen nutzbar machen. In unserer Forschung am UFZ haben wir auf diese Art Böden gereinigt, die mit Schadstoffen belastet waren. Denn so wie Wasser bei erhöhter Temperatur verdunstet, werden auch andere chemische Verbindungen durch Wärme flüchtiger. Das können zum Beispiel Lösungsmittel oder Treibstoffe sein, die in den Boden eingedrungen sind. Durch die Erwärmung des Bodens konnten wir gezielt Schadstoffe freisetzen, absaugen und die Abluft anschließend reinigen. Dadurch war es möglich, vorher belastete Böden schnell und vor allem im großen Maßstab wieder nutzbar machen.“

Das Forschungsnetzwerk RWTec

Ende der 1990er Jahre verlor die Reinigung kontaminierter Böden im Gebiet der ehemaligen DDR an Bedeutung – und die Wissenschaftler vom UFZ überlegten, welche anderen Probleme sich noch mit der Radiowellen-Technologie lösen lassen könnten. Gemeinsam mit Bauingenieuren der HTWK Leipzig entstand die Vision, die Technologie in der Gebäudesanierung einzusetzen. „In unserem ersten gemeinsamen Projekt mit dem UFZ haben wir untersucht, ob sich mit Radiowellen feuchte Gemäuer schneller trocknen und frischer Beton schneller aushärten lässt“, erzählt Detlef Schmidt, Professor für Baustofflehre an der HTWK Leipzig. Die Ergebnisse des „RWBau“-Projekts sind  vielversprechend, die Ideen für abermals neue Anwendungsgebiete sprudeln.

Nach Abschluss des Forschungsprojekts 2014 gründen das UFZ und die HTWK Leipzig gemeinsam mit 13 Unternehmen aus ganz Deutschland das Forschungs- und Innovations-Netzwerk RWTec. Mit Fördermitteln aus dem „Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums ist es den Wissenschaftlern möglich, gemeinsam mit interessierten Unternehmen die Technologie weiterzuentwickeln und weitere Anwendungsfelder zu erproben. „Mittlerweile ist die Technologie soweit erforscht, dass Unternehmen sie schon bald erfolgreich einsetzen können“, erzählt Ulf Roland. Seit 2018 ist der Wissenschaftler sowohl am UFZ als auch an der HTWK Leipzig beschäftigt, wo er seitdem über den Transferverbund Saxony⁵ auch die Vernetzung mit sächsischen Wissenschaftlern und Unternehmen gezielt vorantreibt.

Ebenfalls seit 2018 ist die Koordination des Forschungsnetzwerks aus mittlerweile 21 Partnern am Forschungs- und Transferzentrum (FTZ) der HTWK Leipzig angesiedelt. „Das FTZ bietet uns die Entwicklungschancen, die für den weiteren Transfer in die Wirtschaft nötig sind“, erklärt Netzwerkmanager Dr. Ulf Trommler. Perspektivisch soll am FTZ ein Kompetenzzentrum entstehen, in dem Unternehmen unkompliziert Produkte und Dienstleistungen auf Grundlage der vielversprechenden Technologie erproben können. Die weiterhin enge Anbindung an Umweltforschungszentrum und Hochschule garantiert, dass neben der Markteinführung die weitere Erforschung der Radiowellen nicht aus dem Blick gerät.

Zur Person

Dr. rer. nat. habil. Ulf Roland

Physikstudium und Promotion an der Universität Leipzig, wissenschaftliche Stationen in Berlin, Dresden, Tübingen, Louvain/​Belgien, Hamburg. Seit 1996 Erforschung der Radiowellen-Technologie und anderer umwelt­technologischer Fragestellungen am Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. 2006 Habilitation an der TU Berg­akademie Freiberg. Seit 2014 wissenschaftlicher Leiter des RWTec-Netzwerks, seit 2018 Tätigkeit an der HTWK Leipzig und am UFZ.

Mehr erfahren

Möchten Sie mehr über die Radiowellen-Forschung erfahren? Dieser Text ist ein Vorabdruck aus dem diesjährigen HTWK-Forschungsmagazin EINBLICKE (Erscheinungstermin: Herbst 2018). Darin lesen Sie außerdem, wie Radiowellen zur Reparatur von Schlaglöchern, zum Schutz von Kulturgütern und zur Sanierung von feuchten Mauern eingesetzt werden.

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news-1365Tue, 24 Jul 2018 16:34:08 +0200Eine Frage der Ehrehttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/eine-frage-der-ehreHonorar, das klingt doch gut. Nach Zählbarem. „Das Honorar ist die direkte Vergütung von Leistungen“, startet denn auch der zugehörige Wikipedia-Artikel. Doch irren vermutlich viele, wenn sie hinter Honorarprofessoren eine besonders gut bezahlte Spezies wähnen. Denn das Gegenteil ist der Fall. Birgit Reißig und Thomas Schmertosch erzählen, warum sie trotzdem gern „Prof“ sind.

#Motivation

„Zu meinem Job gehört viel Management. Es ist schön, da mal auszubrechen.“ Sagt Birgit Reißig, 51, Honorarprofessorin für Jugendhilfeforschung. In Halle leitet sie die Außenstelle des Deutschen Jugendinstituts (DJI), in Leipzig hat sie mehrjährige Lehrerfahrung bei den Sozialwissenschaftlern an Uni und HTWK Leipzig. Das „Prof.“ vorm Namen sei tatsächlich aller Ehren wert – und, obwohl sie einen Doktortitel trägt, auch in DJI-Sphären ein zusätzliches wertvolles Attribut. Ihr Arbeitgeber ist daher nicht nur interessiert, sondern stellt Reißig für die Lehre auch frei. „Ohne solch ein Agreement würde es nicht gehen.“

„Mein Sohn ist schuld!“ Sagt Thomas Schmertosch, fast 66, Honorarprofessor bei den Automatisierern im Wiener-Bau. Seit kurzem im Ruhestand, bestanden jeher enge Kontakte zur HTWK Leipzig. Thematisch sowieso, aber auch geographisch: „Mein Büro war gleich um die Ecke.“ Und als einst der Junior nach gutem Abschluss beim Vater-Sohn-Gespräch und einem Bierchen frustriert monierte, dass er „genau das, was er selbst konkret brauche, an der HTWK nicht wählen könne“, bot er sich, sozusagen als Praktiker von nebenan, „seiner“ Fakultät an. Alternativer Grund: Für Schmertosch, den Aktivposten, ist das Wort Ruhestand eher eine Drohung als ein Freudenquell.

#Andocken

„Das war gar kein Problem!“, sagen beide. Und führen eine Menge Gründe ins Feld. Erstens ist die Hochschule ja keine Unbekannte, die Honorarprofs sind vernetzt: Thomas Schmertosch verweist insbesondere auf Prof. Tilo Heimbold, Birgit Reißig auf Prof. Heike Förster.

Dann: Die Studierenden seien froh über die Abwechslung und eine Außenperspektive. Schmertosch berichtet über eine Studentin, die sich nach erfolgreicher Betreuung der Bachelor-Arbeit mit zwei Flaschen Wein persönlich bedankt hat: „Das ging runter wie Öl!“

Man habe sich konzeptionell intensiv vorbereitet, sei überdies im Thema sicher. Das gern genutzte Attribut praxisnah wäre Understatement – man ist die Praxis, und deswegen hat die HTWK Leipzig sie ja ins Haus geholt. Reißig hält „ohnehin viele Vorträge“, Schmertosch sammelte ein ganzes Arbeitsleben lang Erfahrung in zahlreichen Automatisierungs-Projekten.

„Es braucht eine Handvoll, die mitzieht“, sagt Schmertosch über anfängliche Bedenken, die sich aber sofort zerstreuten. Auch Reißig war sich unsicher, ob das mit der Aktivierung gelingt: Inhaltlich dreht es sich bei ihr um empirische Methoden – nicht gerade als Lieblingsfach bekannt. „Ich bin begeistert von den Studierenden“, sagt sie heute über deren Kreativität, wenn es um Praxisbezüge geht. „Die kommen mit ganz eigenen Vorstellungen, laufen alleine los.“

#HTWK-Glanzlichter

„Abschlüsse mitzuerleben ist etwas Wunderbares“, meint Birgit Reißig und staunt über die Bandbreite der Themen – von der Rolle der Musik bei Demenzerkrankten über das Mädchenbild in der Jugendliteratur bis zur Symbolik bei Death-Metal-Musik. Zum Schmunzeln gebracht habe sie eine Arbeit über die „Vorteile einer polygamen Beziehung“. Reißig: „Ob da vielleicht eine persönliche Neigung ursächlich war?“

Bei den Automatisierern hat Schmertosch einige Praxisideen selbst mitgebracht: „Ich habe meine Studierenden in den nächsten Supermarkt geschickt. Brotschneidemaschine inspizieren. Konzept machen.“ Sein sommerlichstes Projekt lief unter dem Arbeitstitel „Eisdiele 4.0“ gemeinsam mit einem Leipziger Eiscafé und ist perspektivisch vielleicht sogar umsetzbar: Bestellt wird per WLAN, ein Roboter baut den Eisbecher zusammen. Vom zusätzlichen Showeffekt als Besuchermagnet ganz abgesehen.

#Geld

… ist ein eigenes Kapitel, kein Unterpunkt von #Motivation. Weil es nämlich keins gibt. Das lateinische honor heißt eben im engen Sinne „Ehre“ – woraufhin sogleich angemerkt werden muss, dass Ehrenprofessoren (h. c. für honoris causa) eine noch andere Kategorie bilden. Die bekommen den Titel zur Ehre, während Honorarprofessoren es für die Ehre tun – und ein paar Reisekosten. Immerhin: Nach fünf Jahren Tätigkeit als solcher darf man den „Prof.“ behalten, lebenslang.

Außer Spesen also nichts gewesen? Finanziell tatsächlich nicht! Daher tun Hochschulen gut daran, wenn sie ihre Ehrenamtler in anderer Weise würdigen. Ein eigenes Büro ist nicht möglich, eine direkte Anbindung an den Hochschulbetrieb schwierig – aber Honorarprofs brauchen, so ist zwischen den Sätzen herauszuhören, doch hin und wieder ein klares Dankeschön, damit sich das Team-Gefühl einstellt.

#Und-sonst-so?

„Ein bisschen Personalakquise steckt auch dahinter“, verrät Birgit Reißig und spricht aus der „Chefin-von-50-Mitarbeitern“-Perspektive. Automatisierer Thomas Schmertosch nickt: Sein früherer Arbeitgeber B&R Industrial Automation beschäftigt eine ganze Reihe HTWK-Absolventen sogar europaweit. Wer da wohl das Bindeglied war?

Die Hälfte der soeben erwähnten Hallenser DJI-Belegschaft lernte die Hochschule schon physisch kennen: Weihnachtsfeier 2017, in den neuen Ateliers der Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften. „Tolle Feier in toller Atmosphäre“, resümiert Reißig.

Ach ja: Wenn Honorarprofessoren lehren, tun sie es meist per Blockunterricht. Nicht immer einfach zu organisieren für Studierende und Raumplanung, wissen Reißig und Schmertosch und bitten um Nachsicht: Andersherum wäre ihr Ehrenamt kaum zu leisten.

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1322Wed, 11 Jul 2018 11:00:00 +0200Nachhaltig(keit) geprägthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/nachhaltigkeit-gepraegtUganda Christian University: Neues Ziel im Herzen Afrikas für Dozenten und Studierende40 Kilometer östlich von Ugandas Hauptstadt Kampala liegt Mukono. Studieren kann man dort seit mehr als 100 Jahren. Allerdings startete die heutige Uganda Christian University (UCU) einst unter anderem Namen als reines Theologen-Kolleg. Aus dem Dorf Mukono (1970: rund 4.000 Einwohner) wurde die Stadt Mukono (150.000 Einwohner, Tendenz stark steigend), in der auch die Universität gewaltig wuchs. An einer von mittlerweile acht Fakultäten seit 2011 studierbar: Bauwesen.

Drei Wochen Lehre: Prof. Klaus Gaber

„Ich habe dorthin langjährige Kontakte. Als ich 2015 privat dort war und herzlich empfangen wurde, war mein Lehraufenthalt schnell beschlossene Sache“, antwortet Bauprofessor Klaus Gaber auf die Frage, warum er im Frühjahr 2017, ausgerüstet mit englischen Übersetzungen seines Lehrmaterials, ins Flugzeug stieg. Korrosionsschutz und Betoninstandsetzung, Gabers Fachgebiete, seien in Uganda sehr gefragt: „Es wird viel und schnell gebaut, der Aspekt der Dauerhaftigkeit findet dabei nur wenig Beachtung.“ Und so treibt sein Kollege Dr. Rodgers Mugume, Experte für Stahlbeton, an der UCU das Thema Nachhaltigkeit. Dass die beiden sich kennen: ein internationaler Glücksfall.

Man könne aber nicht einfach seine Bücher auspacken und loslegen, schildert Gaber: „Bei Korrosion spielen in Deutschland Frost und Tausalz eine große Rolle – das kann man in Uganda mal schnell abhaken. Und die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen geben völlig andere Bedingungen vor.“ Ein gemeinsames Testfeld war sogleich gefunden: Inwieweit die Vorgaben der europäischen Normen interkontinental übertragbar sind?

Vor Ort war Gaber drei Wochen eingebunden in Vorlesungen und Praktika mit Kleingruppen – und stieß auf großes Interesse bei den Studierenden. Die technische Fakultät in Mukono habe „ein relativ neues Laborgebäude, aber nur teilweise Gerätschaft für Betonuntersuchungen“. Und so hatte der Professor einige leichte Geräte aus der HTWK Leipzig im Gepäck. Nicht ganz folgenlos: „Den Setzdehnungsmesser lasse ich beim nächsten Mal daheim! Ohne die Holzteile sieht er einem Revolver ähnlich – was mir drei spannende Extrakontrollen einbrachte…“ Apropos Folgebesuch: der ist schon avisiert, Herbst 2018.

Weil es in Mukono an guten Straßen und Nahverkehr mangelt, wohnen die meisten Studierenden und etliche Lehrende auf dem großzügig angelegten Campus. Dort sind die meisten Gebäude keine 20 Jahre alt. Zwar liegt Uganda in Zentralafrika, dennoch wirbt Gaber mit prima Klima: 1.200 Meter über dem Meeresspiegel sei es „für Europäer nicht unangenehm heiß“.

Über die internationalen Kontakte sagt der Professor abschließend: „Die Menschen lernt man viel besser kennen, wenn man mit ihnen arbeitet – das ist gerade am Anfang einer Hochschulpartnerschaft besonders wichtig.“ Zwischen der HTWK Leipzig und der UCU existiert eine Absichtserklärung zur Kooperation, die auch den Studierendenaustausch beinhaltet. Und voilá, mit dem ersten HTWK-Austauschstudenten in Mukono setzt dieser Text auch fort:

Drei Monate Studium: Ruben Gerstner

September 2017: Ziemlich genau ein halbes Jahr nach Klaus Gaber sitzt auch Ruben Gerstner im Flieger nach Afrika. Auf derselben Strecke war der 28-jährige HTWK-Student schon einmal unterwegs – vor 28 Jahren, als Neugeborener. „Meine Eltern waren damals Entwicklungshelfer in Uganda. Für meine Geburt sind sie auf Anraten nach Deutschland geflogen, da in Uganda die explosionsartige Zunahme von AIDS mit der mangelhaften medizinischen Versorgung nach einem langen Bürgerkrieg ein Risiko war.“

Dass Gerstner sein erstes Lebensjahr kaum eine Autostunde entfernt vom heutigen UCU-Campus verbrachte, ist sozusagen „historischer“ Beweggrund für die Entscheidung, jetzt als Austauschstudent „zurückzukehren“. Dass die UCU gerade Beziehungen zur HTWK Leipzig aufbaut, dabei ausgerechnet auf angehende Bauingenieure wie ihn fokussiert: sehr schöne Zufälle. „Sonst wäre wohl die Wahl auf Spanien, Brasilien oder Neuseeland gefallen. Dass ich während des Studiums ins Ausland gehe, stand für mich vorher fest“, sagt Gerstner, den fremde Kulturen reizen.

An der UCU teilt sich das akademische Jahr in Trimester, wobei die Studierenden jährlich nur an zwei von dreien teilnehmen. Was im September begann, war kurz vor Weihnachten schon vorbei: sechs Module, drei Prüfungen. „Das war straffes Programm in kurzer Zeit“, meint der Student. Lehre von 8 bis 17 Uhr, interessante Exkursionen, alles andere als locker. Seine Kommilitonen beschreibt Gerstner, übrigens fast einziger Weißer auf dem Campus, als hochmotiviert. „Wie sie nach einem langen Tag noch freiwillig in Arbeitsgruppen weitermachen: erstaunlich!“

Das Studium an der UCU ist kostspielig, und so ist es überwiegend die junge High Society, die dort zusammenkommt. Oder aber Familien haben ihre gesamten Ersparnisse zusammengelegt: „Dann kommt der Nachwuchs aber auch erst wieder heim, wenn voller Stolz der Abschluss präsentiert werden kann“, sagt Gerstner, der sich in einer Atmosphäre wiederfand, in der eine junge Generation Nachhaltigkeit und „Bio“ fest im Blick hat. Er hatte sich ebenfalls für die Teilnahme an zwei Modulen des Landwirtschaftsinstitutes entschieden.

Bei Lehrveranstaltungen sei es wie hier: es gibt gute und weniger gute. Lehrende seien nahbarer, Handynummern bekannt. „Verspätungsinfos kommen per Whatsapp“, berichtet er.

„Nahbar“ scheint ohnehin eine treffende UCU-Vokabel zu sein. Als Gerstner in Uganda landete, wartete schon der Chef vom International Student Affairs Office auf ihn, brachte den Deutschen zum Campus, erledigte Formalitäten. Gegen Mitternacht! Im sehr einfachen Wohnheim habe man in Doppelstockbetten und bei dünnen Wänden praktisch direkt aufeinander gewohnt – und sich extrem für den jeweils anderen interessiert.

Wie war das: Uganda und Whatsapp? Jawohl! Die technische Ausrüstung, die Bauweise, vieles mag einfacher sein, aber nicht gleich unmodern. „Anders“ wäre passend, und meint wesentliche kulturelle Fragen. Beispiel: Pünktlichkeit ist unwichtiger – das ist keine Frage des Respekts. „Busse fahren nicht nach Fahrplan, sondern wenn sie voll sind.“

Heimgekehrt ist Ruben Gerstner erst einen Monat später: Erkundungsprogramm! Die Nilquelle in Jinja. Partys in der Hauptstadt. Klettern im Osten des Landes. Und Menschen im bürgerkriegsgeprägten Norden erleben. Meist mit Kommilitonen, die Gerstner direkt am Campus als Freunde gewann. Einmal ging es aber – mit der eigens angereisten Mutter – zur alten Wirkungsstätte. „Die Schwestern des Karmel konnten sich noch an uns erinnern, nach fast 30 Jahren!“, sagt Gerstner erstaunt.

Apropos berufliche Zukunft: Ruben Gerstner will in der Entwicklungszusammenarbeit tätig werden. „Als Bauingenieur kann man überall etwas bewegen. Jedoch will ich es so tun, dass ich abends guten Gewissens einschlafen kann.“

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1330Tue, 10 Jul 2018 11:28:00 +0200Auf Biegen und Brechen zum Erfolghttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/auf-biegen-und-brechen-zum-erfolgStahlmodell siegt haushoch beim diesjährigen Brückenbaumodellwettbewerb der Fakultät Bauwesen

Sie gibt einfach nicht nach. 14.271 Kilogramm, die auf ihr lasten, scheinen ihr nichts auszumachen. Minimal biegt sie sich, aber sie bricht nicht - die nur 2,5 Kilogramm leichte Brücke. So viel Widerstand hatte selbst ihr Entwickler nicht erwartet. Mit seinem Stahlmodell, das laut eigener Berechnung 70 Kilonewton, also so viel wie drei ausgewachsene Nashörner aushalten sollte, wollte Germo Ratz in seinem letzten Jahr an der HTWK Leipzig „den Titel holen“. Und als seine Brücke unter Krafteinwirkung von 140 Kilonewton immer noch mit beiden Pfeilern felsenfest im Versuchsapparat steht, kann er sich seines Sieges mehr als sicher sein.

Acht weitere Brückenmodelle werden an diesem 3. Juli in der Versuchshalle des Föppl-Baus gnadenlos an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht. Bedingung in diesem Jahr ist es, eine Fläche von 20 x 15 Zentimetern unter der Brücke freizuhalten, ein sogenanntes Lichtraumprofil. Die Brücke durfte außerdem nicht mehr als 2,5 Kilogramm wiegen - das Siegermodell hat diese Vorgabe also genauestens ausgereizt.

Das Damenduo Prof. Gerlind Schubert und Prof. Karin Landgraf moderiert die rund einhundert Besucherinnen und Besucher durch den Abend. Sie geben Schätzungen ab, kommentieren den Stand - oder auch Fall - der Dinge und wechseln für internationale Teams auch mal spontan ins Englische. Zum Schluss dürfen sie dem Team Müller/Nitzsche mit einer Brücken-Belastbarkeit von 57 Kilonewton zum zweiten und dem Team Feng/Yang mit einer Brücken-Belastbarkeit von 40 Kilonewton zum dritten Platz gratulieren. Der Designpreis geht an das Bambusmodell des Teams Paul/Mohr. Vor allem das Material überzeugt die Jury. Nicht etwa, weil es aus einer Auflösung des mexikanischen Restaurants „Enchilada“ stammt, sondern weil Bambus ein schnell nachwachsender und damit alternativer, ressourcenschonender Rohstoff ist.

Nach erfolgreichem Biegen und Brechen – nur wenige Modelle blieben zwecks Erhaltung aus ästhetischen Gründen verschont – leiten die Moderatorinnen zum „Programmpunkt After-Work-Party“ über. Kostenlose Bratwurstbrötchen werden mit Bier hinuntergespült, dabei wird entspannt geplaudert. Zum Beispiel darüber, was der Brückenbaumodellwettbewerb den Studierenden bringt: „Hier können sie ihr theoretisches Wissen praktisch anwenden. Außerdem stärken solche Veranstaltungen den Zusammenhalt innerhalb der Fakultäten“, meint Gerlind Schubert. Karin Landgraf ergänzt: „Wir bieten ihnen Möglichkeiten der Vernetzung. Schließlich sind auch Vertreter aus der Wirtschaft hier.“ Und mit einem Lächeln fügt sie hinzu: „So ein entspannter Ausklang des Studienjahres ist natürlich auch immer ganz schön. Da kommen nochmal wirklich alle zusammen“, womit sie auf die rund fünfzehn Kinder anspielt, die gemeinsam mit ihren Familien den Wettbewerb neugierig verfolgt haben. Auch Schuberts achtjährige Tochter Lorna war dabei. Sie fand den Wettbewerb gut: „Nur bei der Brücke aus Metall habe ich mir die Ohren zugehalten, weil ich Angst hatte, dass das laut kracht.“ Da war sie sicherlich nicht die Einzige. Doch warum diese Sorge unbegründet war, erklärt Gewinner Germo Ratz mit einem Satz, der sich wie eine Lebensweisheit anhört: „Eine Brücke ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.“ Und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu, dass ihm der Schweißer seines zukünftigen Arbeitgebers einen Kasten Bier geschuldet hätte, falls sich die Nähte seiner Brücke als das schwächste Glied entpuppt hätten.

Text und Fotos: Maren Petrich

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news-1297Fri, 29 Jun 2018 12:40:17 +0200Mit Zoten ins Doktoren-Daseinhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/mit-zoten-ins-doktoren-daseinDer Delinquent heißt Andreas Reinhold. Genauer: Dr. Andreas Reinhold. Das ist wichtig, denn der Titelgewinn ist’s, der den 35-Jährigen in seine missliche Lage bringt. In einem umgekehrten Doktorhut stehend wird er mittags in die Cafeteria des Wiener-Baus hineingerollt. Dort warten knallharte Vollstrecker: die Promotionskommission.Aber der Reihe nach: Heute ist wieder Zeit für ein Doktorfest. Die Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik (EIT) hat anno 2012 die alte Tradition wiederbelebt, neue Doktoren in einer Nachfeier besonders zu würdigen. Andreas Reinhold ist in diesem Reigen erst Prüfling Nr. 4 – auch weil sich nicht jeder junge Doc dieser besonderen Nachprüfung stellen mag. Denn hier trifft, angeblich ausnahmsweise, ganz viel Spaß auf ganz wenig Inhalt. Wobei trotzdem gelegentlich der Gedanke durchblitzt: Hut ab, Herr Doktor!

Wenige Tage vor diesem Akt steckt an jeder Bürotür im Haus eine Einladung – in dem Ausmaß gibt es dieses Format hochschulweit nur hier („Bau“ macht's ähnlich!), und man ist im Wiener-Bau schon auch ein wenig stolz darauf. Nach einem höchst unterhaltsamen Stündchen in der Cafeteria zeigt sich: zu Recht!

12.47 Uhr stellt Moderator Kai Bartholomäus, eigentlich Ingenieur und „Mithäftling hinter vergitterten Kellerfenstern“ und (noch) guter Andreas-Reinhold-Kumpan, die Promotionskommission vor. Die besteht aus „Prof.“ Gerd Bieber (aka Hausmeister) und aus Silvia Paketuris-Scholer. Und aus einem Studenten, weil es ja noch jemanden brauche, der lesen kann.

12.52 Uhr: Es hagelt Lob auf die Doktorarbeit, in der sich Reinhold unter höchst komplizierter Überschrift mit höherer Stromnetzqualität befasst hat. (Sehr kurz für Laien: Geräte sind häufig nicht „netzfreundlich“, produzieren nämlich Oberschwingungen, obwohl es eigentlich eine „schöne Sinuskurve“ braucht. Woraufhin man mit Filtern gegensteuern kann.) Paketuris-Scholer jedenfalls sei bei diesem „Feuerwerk der Schreibkunst“ wegen der „harmonischen Silben“ ein „wohliger Schauer“ über den Rücken gelaufen – und das trotz traurig-depressivem Einband der Arbeit. Der legasthenische Prof. Bieber fasst sich kurz, hält einen Facebook-Like-Daumen hoch. Der Studierende muss seine Laudatio abbrechen. Sein Telefon brummt. „Süß, ein Katzenvideo!“

Gegen 13 Uhr wird Andreas Reinhold für seine bevorstehende Verteidigung ausgestattet. Sein neuer Doktorhut enthält Filter unterschiedlicher Couleur: eine Zigarette, einen Teebeutel, einen Kaffee-Filter und einen Ölfilter. Ein Gefäß ist befüllbar, ein Schlauch geht davon ab, hängt dem Laboringenieur tief ins Gesicht. Nebenan ist eine Schnapsbar aufgebaut – man ahnt die Zusammenhänge.

Aus Erzgebirgler mit unbeschwerter Jugend wird loyaler HTWK-Leipziger

Kurz nach 13 Uhr startet Reinhold seinen Kurzvortrag. Noch ziemlich nüchtern (wobei: Wer weiß das schon?!) überrascht er „seine“ Fakultät mit viel Wortwitz. Dabei beschreiben ihn Kollegen als eher zurückhaltend. Während der Fachschaftsrat draußen den Grill anheizt – es gibt neben Frei-Bier auch Frei-Wurst – erzählt er von erzgebirgischer Herkunft samt unbeschwerter Jugend, dann von seinem Werdegang mit loyal-langjähriger HTWK-Zugehörigkeit.

Seine Promotion hat er mithilfe der TU Ilmenau verwirklicht. Seinen Doktorvater an der HTWK Leipzig, Prof. Rolf Grohmann, stellt er in dankbarer Geste als „Oberster Strom-Richter“ vor. Grohmann, wie viele seiner Kollegen selbstverständlich anwesend, lächelt: sein Junge! Dessen „echte“ Verteidigung übrigens im Dezember 2017 stattfand und der seit April die Doktorurkunde in Händen hält.

Etwas fachlich wird es dann doch: Reinhold erklärt mit einer Skizze, wie man den Oberschwingungen im Stromnetz noch beikommen könne. Erstens: Das Filter lahmlegen. Per Abschalteinrichtung. „Kennt man ja von VW.“ Die Cafeteria tobt. Oder zweitens, noch besser: Ein Software-Update, und zwar im Messgerät. „Dann kann man die Messwerte nämlich ordentlich anpassen.“ Problem gelöst. Gelächter.

Und ja, es heißt hier wirklich das Filter!

Dem erhellenden Vortrag folgen heftige Fragen des ernst dreinblickenden Gremiums aus diversen EIT-Fachgebieten: „Wann ist der Drehmoment?“, will man wissen. Apropos: Zu diesem Zeitpunkt sitzt Reinhold schon auf einem Ergometer (Bartholomäus: „Regenerative Energie!“), versorgt eine mühsam selbst angeschlossene Carrera-Rennbahn mit Strom. Fliegt sein Rennwagen aus der Kurve oder beantwortet er eine Frage falsch nicht zum Wohlgefallen der Kommission, gibt es eine Runde in den Filter auf dem Hut.

„Nach der Aktion möchte ich gern eine Pflegestufe beantragen“, ruft der 35-Jährige in den Raum. Und beantwortet die irren Fragen trotzdem souverän. „Wie lautet das Ergebnis des WM-Gruppenspiels Portugal gegen Marokko?“ Das ist nicht so leicht – denn das Spiel hat noch nicht angefangen. Reinhold kontert: „Null zu Null nach Elfmeterschießen.“ Das gibt dreimal „Bestanden“ von der Jury.

Dies gilt leider nicht für die Frage, wie der vollständige Titel seiner Arbeit heißt. Ausgerechnet hier scheitert Reinhold knapp. Was auch nüchtern betrachtet nicht verwundert: Theoretische Untersuchung und Simulation einer aktiven Filteranlage mit parallel-serieller Struktur für sechspulsige Diodengleichrichter.

Nach etwas mehr als einer Stunde wird Dr. Andreas Reinhold „erlöst“. Prodekan Prof. Wolfgang Reinhold, nicht verwandt oder verschwägert, gratuliert fakultätsseitig mit Blumen. Und Doktorvater Grohmann, sichtlich gerührt, erinnert sich auch an 1984 – als nämlich an gleicher Stelle seine Doktorfeier stattfand: „Einfach eine tolle Tradition!“ Die sich vor der Tür fortsetzt. Mit Frei-Wurst vom Fachschaftsrat.

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1246Fri, 08 Jun 2018 12:05:52 +0200Bundesweite Botschafterhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/bundesweite-botschafterHochschulen und Universitäten gibt es hierzulande zuhauf. Doch nur drei Zweierteams deutschlandweit sind auserkoren, Paten zu sein für die offizielle Marketing-Kampagne des Bundes zum Deutschlandstipendium. Ein HTWK-Stipendiat und sein Förderer zeigen stellvertretend Gesicht – wenn auch nur ihr halbes.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die HTWK Leipzig mithilfe ihres Stipendiaten Wladimir Sawin und dessen Förderer Norbert Hippler gerade bundesweit „Schlagzeilen macht“. Das Paar-Motiv mit angehendem und erfahrenem Architekten erscheint derzeit großflächig in Zeitungsannoncen und ziert künftig über mehrere Jahre diverse Werbeträger des Bildungsministeriums. Einerseits, weil die Hochschule beim Deutschlandstipendium überdurchschnittlich gut aufgestellt ist. Vor allem aber wurde eine tolle Spenden-Idee zum Türöffner. Die HTWK Leipzig schickte die Geschichte ein, die Einladung zum Casting in Berlin folgte prompt.

Und so trafen sich zwei Männer aus zwei Generationen am Leipziger Hauptbahnhof wieder. Gesehen hatten sich „der Norbert“ und „der Wladimir“ – man duzt sich, das ist Firmenkultur – schon eine Weile nicht mehr. Im Sommer 2017 war Niederlassungsleiter Hippler in flacher Hierarchie der Chef von Werkstudent Sawin. Letzterer erledigte die Arbeit so gut, dass Ersterer „seinen“ Stipendiaten für den Düsseldorfer Hauptsitz von RKW Architektur + empfahl. Wo Sawin, mittlerweile ausgestattet mit Bachelorabschluss, „in einem tollen Team viel Wissen aufsaugen“ und nun „beruflich erst einmal das reale Leben sehen“ könne, bevor der Master folgen soll.

Beim Erstkontakt noch hatte der Student den Termin verpatzt, nach einem Wo-steckst-du-Anruf aus der Hochschule sei er „tausend Tode gestorben“. Norbert Hippler reagierte gelassen: „Nach dem Kennenlernen war das gleich erledigt. Er war ehrlich betroffen, man spürte sofort, dass er aufrecht steht.“

Im ICE nach Berlin war Hippler erneut der wichtige Ruhepol: „Ein solches Shooting war Neuland für uns beide. Aber mir war klar, dass wir als authentische Botschafter ja nur gewinnen können.“ Währenddessen vermutete ein leicht nervöser Sawin „eher so eine Anzugträgersache“. Und war dann doch erstaunt, dass es zwei Stunden später in einem Loft in Berlin-Mitte sehr locker zuging: „Der Fotograf war ein lustiger Kerl – und hochprofessionell dabei. Ich dachte, man rasiert mich erst einmal. Aber sie wollten uns genau wie wir waren.“

„Drei Stunden waren eingeplant, gefühlt die Hälfte haben wir gebraucht. Die Profis fanden auch uns ziemlich professionell“, schildert Norbert Hippler. Die Motive habe man gleich vor Ort gezeigt. „Ganz gut getroffen“, urteilt der Architekt.

Dass man als Botschafter für das Deutschlandstipendium riesengroß in Zeitungen landen könnte, hatte man den Eintags-Models zwar gesagt. Richtig realisiert haben es die beiden Architekten erst, als sie wenig später – nun ja – riesengroß in Zeitungen landeten. Und immer mal darauf angesprochen wurden. „Schon ein bisschen stolz“ war Wladimir Sawin, nachdem er sich im ZEITmagazin entdeckte. Woraufhin sein früherer Chef schmunzelnd anfügt: „Unsere anderen Gesichtshälften sind aber auch ganz vorzeigbar!“

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1125Wed, 23 May 2018 13:07:36 +0200Auf einen Clickhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/auf-einen-clickWohldosiert setzt Dozent Dr. Volker Gruhne in seinen Seminaren Abstimmungsgeräte ein. Die Studierenden danken es ihm.Dr. Volker Gruhne betritt den Seminarraum mit einer Umhängetasche und einem quietschgrünen Stoffbeutel. Für einen Dozenten, der seine Lehre mit Abstimmungsgeräten interessanter macht, wirkt das eigentlich nach zu wenig Handgepäck.

Darauf angesprochen, schmunzelt der 34-Jährige, greift in den Stoffbeutel und fischt einen Clicker heraus. Halb so groß und halb so flach wie ein Handy, zwölf kleine Tasten. „Das sind 40 Stück, eine Leihgabe von der Uni, jedes Teil rund 40 Euro wert.“ Aha! Ganz schön wertvoll, das grüne Beutelchen. Bloß nicht liegenlassen!

Übrigens: Mittlerweile hat die HTWK Leipzig selbst solche Geräte. Verliehen werden sie von Franziska Amlung, die als Projektmitarbeiterin von „Lehrpraxis im Transfer plus“ (LiT+) moderne und abwechslungsreiche Lehrformen und -mittel salonfähig machen möchte.

Zurück zu Gruhne, dem Praxisanwender: „Ich plane für die Abstimmung samt Auswertung 10 bis 15 Minuten ein, mal zu Beginn, mal mitten im Seminar.“ Mehrfach betont er, dass es sich „aber hier nicht um ein Quiz oder so“ handele. Auch die heutige Frage – es ist tatsächlich immer nur eine! – liest sich nicht gerade wie Entertainment. Es geht um Grenzwerte und Lücken, den Limes, den mathematischen. Dozent Gruhne schätzt: „Für Zweitsemester eine anspruchsvolle Frage!“

Apropos Studierende: Rund 15 künftige Wirtschaftsingenieure sind es, die sich heute gleich am Anfang ihres „Wirtschaftsmathematik“-Seminars für eine der vier Antworten entscheiden müssen – oder die „Weiß-nicht“-Option.

Nils Wieben zeigt auf seinen Clicker: „Das ist eine sehr gute Idee für die Lehre – vor allem wegen der interessanten Fragestellungen.“ Neben ihm sitzt Leonie Schumann und ergänzt: „Die Visualisierung ist hilfreich, man vergleicht sich ja doch! Gut ist vor allem, dass hinterher eine fundierte Auswertung folgt.“ Und Maxi Otto sagt: „Es geht zwar recht viel Zeit für die Übung drauf – aber die ist gut investiert.“

Alle drei meinen bedauernd: Es sei ihr einziges Seminar mit den Clickern – obwohl andernorts auch gut vorstellbar. Gruhne nickt, sagt aber auch: „Das eignet sich nicht überall. Auch ich setze das nur ein, wenn es mir für die Lehre wirklich hilfreich erscheint.“ Und das sei eben dort der Fall, wo es Teilnehmer-Aktivierung oder Abwechslung besonders brauche – also eher in Seminaren mit viel Theorie.

Oder bei schwierigen Sachverhalten: „Die Ergebnisse sind ein brauchbares Indiz, an welchen Stellen wir gemeinsam nacharbeiten müssen“, beschreibt Volker Gruhne. „Es geht also gerade nicht um fehlerfreie Abstimmungen. Im Gegenteil: Ich will über absichtliche Fallen herausfinden, wo bei den Studierenden das Denken in eine falsche Richtung geht.“

Die Zweitsemester tun ihm diesen Gefallen: Die Antworten auf die Limes-Frage fallen sehr unterschiedlich aus, obwohl es vor dem Einbuchen der Antwort leises Getuschel gibt (Gruhne: „Das unterbinde ich nicht – es dient ja dem Lehrziel!“). Auch das ehrliche „Weiß nicht“ wird häufig gedrückt.

Ein Programm an Gruhnes Laptop – in dem ein USB-Stick-ähnlicher Empfänger steckt – bereitet die Signale in Sekundenschnelle grafisch auf. Internet und WLAN braucht es nicht. Das Ergebnis kommt über den Beamer. Durchwachsen. Gruhne freut das – da kann man schön diskutieren.

Was die Studierenden zu dem Zeitpunkt nicht wissen: Antwort B, am häufigsten gewählt (38 Prozent), ist richtig. Gruhne ist überrascht, liegt mit seiner Vermutung daneben, mehr Leute aufs Glatteis geführt zu haben. Auch gut. Der Dozent gibt einen kleinen Impuls, ruft zum aktiveren Austausch aus – um dann die Abstimmung zu wiederholen. So läuft das meistens.

Und siehe da, das falsche „A“ hat die Gruppe erfolgreich wegargumentiert, das richtige „B“ wird noch häufiger gewählt. Es folgt die Auflösung und ein Gruhne-Lob für ein akzeptables Gesamtergebnis. Randnotiz: Nils, Leonie und Maxi lagen heute alle falsch. Vielleicht, weil sie nebeneinander saßen…

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1105Tue, 15 May 2018 11:57:38 +0200Aron abroadhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/aron-abroadErasmus-Jubiläumsparty im schottischen Parlament wird zur besonderen Note im Auslandssemester„Das war mein erster Flug überhaupt“, sagt Aron Schaub. Der 25-Jährige hat wieder deutschen Boden unter den Füßen, seit April läuft für ihn an der HTWK Leipzig das vierte Semester. Medieninformatik, Bachelor.

Und vorher? Schottland! Von September bis Dezember 2017 absolvierte der Student ein „Auslands-Trimester“ an der University of the West of Scotland (UWS) in Paisley, vor den Toren Glasgows.

„Das schon im dritten Semester zu machen, war eine sehr gute Entscheidung“, resümiert Schaub: „Ich konnte viel anrechnen lassen, habe nun ein dickes Polster – weil die Lehrveranstaltungen dort wirklich genial eingetaktet waren.“

Teil 2 von „genial eingetaktet“: Nur wenige Tage nach seinem Studienstart an der UWS begingen die Schotten ihre nationalen Feierlichkeiten für „30 Jahre ERASMUS“. Das ganze Jahr über feierten die EU-Länder ihre Teilhabe am europaweiten Studienaustausch-Programm – in Edinburgh zufällig während des Schaub-Aufenthalts.

Zwischen Sektgläsern und Ministern

Der Deal war schnell eingefädelt: Die UWS, mit der die HTWK Leipzig laut Akademischem Auslandsamt (AAA) so hervorragend vernetzt ist wie mit keiner anderen ihrer rund 120 ausländischen Partnerhochschulen, fragte hierzulande an, ob eine Leipzig-Delegation gern beim Stelldichein im schottischen Parlament dabei sein wolle. „Eine große Ehre. Da haben wir nicht lange überlegt“, berichtet AAA-Chefin Silke Mühl – und akquirierte umgehend auch den direkt vor Ort befindlichen Aron Schaub. Und so fand der sich gleich als lebendiges Erasmus-Exemplar zwischen Sektgläsern und Ministern wieder.

„Eigentlich bin ich nicht der Typ für sowas“, sagt ein lieber hemdsärmeliger Aron, der die Bezeichnung Nerd für sich durchaus angemessen findet und als weitere Attraktionen seines Schottland-Aufenthalts ein internationales Comic-Festival, ein Wikingerfest, eine Zugreise auf Sherlock-Holmes-Route und regennasse Ausflugstage auf windige Berggipfel nennt. „Trotzdem, die Abendveranstaltung im Parlament, das war ein richtig toller Moment.“

Schottische Chatgruppe als Reisevorbereitung

Auf Schottland vorbereitet hat sich Schaub auf ungewöhnliche Weise: „Ich hatte mir vorher eine schottische Chatgruppe gesucht. Da hatte ich gleich Reiseinfos, Kontakte und Sprachtraining in einem.“ Auch vor Ort seien die Gesprächsthemen nie ausgegangen: Deutsche Ingenieurskunst werde hochgehalten (Schaub: „Obwohl man dort alles mit Handy und Kreditkarte zahlen kann und viele Systeme irgendwie weiterentwickelt wirken als hier…“) und beim Thema Brexit komme man natürlich schnell auf einen Nenner: „Die Jungen wollten‘s nicht, die Schotten wollten‘s nicht - also junge Schotten gleich gar nicht!“

Dem doch recht kurzen Intermezzo folgt eventuell ein längerer Aufenthalt: „Ich überlege, meinen Master komplett dort zu machen“, sagt Schaub. „Die UWS geht sehr aufmerksam mit ihren Gästen um, da wurden auch schon Optionen für eine mögliche Doktorarbeit mal angesprochen…“

(Autor: Reinhard Franke)

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news-1073Wed, 02 May 2018 10:47:55 +0200Kollege Schweigsamhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/kollege-schweigsamRoboter auf dem Vormarsch: Im Industrie-4.0-Zeitalter werden Mensch und Maschine immer öfter zu direkten Arbeitskollegen. Der unmenschliche Partner arbeitet viel und zuverlässig, redet aber nie über Fußball, das Wetter oder die Frau vom Chef. Ein seltsames Gefühl? Psychologe Robert Brauer (29) hat zu dem Thema promoviert.

Leipzig, BMW-Werk. Halb fertige Karosserien bahnen sich ihren Weg von Montagestand zu Montagestand. Hier wird der Motor eingebaut, dort die Elektronik. Oft machen das Industrieroboter. Mit R2-D2 aus Star Wars oder dem Terminator haben die nur wenig gemein. Einmal programmiert, bewegen sie mit gelenkigen Armen kunstvoll Objekte von A nach B, schweißen sie zusammen oder schneiden sie zu. Ohne Rückenschmerzen oder Burn-Out, dafür immer mit der gleichen Geschwindigkeit und Präzision. Es geht um Aufgaben, die für Menschen zu schwer sind oder die ein Roboter einfach exakter erledigt.

Noch recht neu im Leipziger Werk: Ein Roboter und ein Mensch kleben gemeinsam Front- und Seitenscheiben in Elektroauto-Karosserien. Ein Werksmitarbeiter dreht und reinigt die Scheiben, der Roboterarm trägt eine immer gleiche Menge Klebstoff auf. Die sogenannte „Kollaboration von Mensch und Technik“ soll vor allem die Produktionsqualität und Ergonomie verbessern.

Wer eine neue Technik akzeptiert, macht weniger Fehler

Und wie findet’s der Kollege aus Fleisch und Blut? „Das ist nicht nur psychologisch interessant“, sagt Dr. Robert Brauer: „Die Antwort beeinflusst nämlich auch direkt die Arbeitsqualität.“ Für seine Promotion an der HTWK Leipzig durfte der Arbeitspsychologe im BMW-Werk genauer hinsehen: Wie stehen Montagearbeiter zur direkten Zusammenarbeit mit einem Industrieroboter? Was bedeutet eine positive oder negative Einstellung für das eigene Arbeitsverhalten? Und lässt sich die Einstellung beeinflussen?

„Privat wird neuartige Technik akzeptiert und angeschafft, wenn man sie für sinnvoll hält“, erklärt Brauer und nennt Smartphones, Fitnessarmbänder oder intelligente Kühlschränke. „Im industriellen Kontext ist das anders: Was der Arbeitgeber anschafft, muss jeder benutzen – egal, was man persönlich davon hält. Das kann tatsächlich die Motivation mindern und zu mehr Fehlern führen.“

Während über die Perspektive betroffener Mitarbeiter wenig bekannt ist, liegen die Vorteile kollaborativer Automation aus unternehmerischer und ingenieurwissenschaftlicher Sicht auf der Hand. Sebastian Keller, Mitarbeiter in der Prozessverbesserung Montage bei BMW Leipzig, erklärt: „Im Vergleich zu konventionell eingezäunten Industrieroboteranlagen brauchen kollaborative Systeme weniger Platz und sind flexibler. Aber vor dem Serieneinsatz der neuen Kollegen in unserer Produktionslinie für Elektroautos wollten wir erfahren, wie die Mitarbeiter zu den neuen Kollegen stehen.“

Informationen überzeugen Technikskeptiker

Nach mehreren Befragungen und Experimenten konstatiert Robert Brauer eine insgesamt hohe Aufgeschlossenheit gegenüber kollaborativer Automation: „Je schwieriger und anspruchsvoller die Aufgabe ist, desto eher freut man sich über die Unterstützung.“

Unternehmen sollten ihre Belegschaft vor der Einführung angemessen informieren, um Vorurteilen keinen Raum zu geben. Denn wichtig sei vor allem, dass die Erwartungen an die Fähigkeiten des Roboters realistisch sind. Robert Brauer hat dafür Schulungsunterlagen erstellt und direkt im Leipziger BMW-Werk getestet. Dabei zeigte sich: Selbst wer dem Roboter zunächst skeptisch gegenüberstand, habe eine positivere Einstellung zur Zusammenarbeit mit Robotern entwickeln können. „Zwar machen im untersuchten Kontext technikskeptische Mitarbeiter mehr Fehler“, resümiert Brauer, „aber durch eine geeignete Schulung lässt sich das vermeiden – und damit die Arbeitsqualität steigern.“

Hintergrund

Dr. Robert Brauer hat an der HTWK Leipzig in Kooperation mit der TU Chemnitz promoviert. Er war Mitglied der interdisziplinären HTWK-Nachwuchsforschergruppe METEORIT (2013–2015), die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wurde. Zu seinen jungen Kollegen hat Brauer nach wie vor guten Kontakt, obwohl es ihn mittlerweile nach Potsdam verschlagen hat. Dort arbeitet er aktuell in der Erwachsenenbildung, leitet Seminare und gibt individuelle Coachings. Der 29-Jährige hat eine Tochter und einen Sohn.

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news-986Tue, 27 Mar 2018 14:03:00 +0200Prof. Klaus Hänßgen: Ein Hochgeschwindigkeitsnetzwerker gehthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/prof-klaus-haenssgen-ein-hochgeschwindigkeitsnetzwerker-gehtSo Gott will, feiert Klaus Hänßgen am 6. April seinen 66. Geburtstag. Das heißt übersetzt: Gründonnerstag ist der letzte Arbeitstag des Informatikprofessors. Nach 17 Jahren an der HTWK Leipzig kombiniert er seine Verabschiedung mit dem Workshop „International Education in Applied Mathematics and Informatics for HighTech Applications“ (EMIT).

„Typisch!“, meint Kollege Prof. Thomas Kudraß: „So kann er mit zahlreichen ausländischen Weggefährten feiern.“ Insbesondere Kontakte in die Ukraine und nach Russland hat Hänßgen geknüpft, er gilt quasi als der Osteuropa-Netzwerker der Fakultät Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften (IMN).

Der Pensionär in spe fand über die Hochenergiephysik zur Informatik, spezialisierte sich zunächst auf Rechnernetze (Uni Leipzig). Zur Jahrtausendwende wechselte er an die HTWK Leipzig: Informationssysteme/Multimedia-Technologie. Als einer der ersten Medieninformatik-Professoren baute Hänßgen einschlägige Studiengänge mit auf. „Sein fachlicher Schwerpunkt Hochgeschwindigkeitsnetze ist eine Schlüsseltechnologie zur Entwicklung moderner netzbasierter Lehr- und Lernformen wie E-Learning oder Distance Learning“, sagt Kudraß.

Vernetzung: „Beispiellose Erfolgsserie“

Durch sein Geschick im Einwerben von Projektmitteln habe Hänßgen die Fakultät in einer beispiellosen Erfolgsserie mit ausländischen Partnerhochschulen vernetzt. Bilanz: rund 45 Projekte, mehr als 8 Millionen Euro Fördergelder, mit Partnern aus mehr als 30 Ländern.

Warum sein langer Titel mittendrin „h.c. mult.“ enthält? Nun, Klaus Hänßgen ist gleich zweifacher Honorarprofessor – seit 2012 in der Ukraine an der der Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie, und seit 2015 in Russland an der Orenburger Staatlichen Universität. Aufgrund seiner Verdienste beim Technologie-Transfer. Große Ehre: 2017 wurde Hänßgen als gewähltes Korrespondierendes Mitglied in die „International Academy of Ecology, Man and Nature Protection Sciences (IAEMNPS)“ aufgenommen.

Daheim hatte der scheidende Professor pragmatisch die Zukunft seiner Studierenden im Fokus. So konnten einige „seiner“ Absolventen zu Unternehmensgründern reifen, etwa im Bereich Live-Rundumvideos. Neben 140 Graduierungsarbeiten betreute er acht Dissertationen mit. Themen, die aktuell in aller Munde sind (Digitalisierung an Schulen etc.), hatte Hänßgen schon vor Jahren im Blick, mehrfach präsentierte er HTWK-Projekte auf der Computermesse CeBIT.

Thomas Kudraß schätzt den Gerade-Noch-Kollegen übrigens auch aus kulinarischen Gründen: „Zu den wöchentlichen IMN-Kaffeerunden kam er nach bewilligten Anträgen immer mit Sekt und Pralinen. Also eben sehr oft!“ Häufig habe er zu besagten Runden seine internationalen Partner gleich mitgebracht. Und seine eigenen Kollegen zu spontanen Vorträgen „verpflichtet“, wenn wieder mal eine Delegation zu Besuch war. Andersherum lief die Sache auch: Sieben IMN-Kollegen nahm Hänßgen 2009 nach Kiew mit. Kudraß: „Allein schon durch die ukrainische Gastfreundschaft – eine unvergessene Dienstreise.“

Hänßgens Organisationstalent bestehe darin, all seine Aktivitäten mit den üblichen Lehrverpflichtungen zusammenzubringen. Und mit Ad-hoc-Troubleshooting: Mal waren Visum-Probleme zu lösen, mal mussten verspätete Zuarbeiten von Projektpartnern in letzter Minute durchgepeitscht werden.

„Er hat die HTWK ein Stück weit weltoffener gemacht, und das zu einer Zeit, als dieser Begriff noch nicht so gebräuchlich war“, schreibt Thomas Kudraß ihm kurz vorm Ruhestand ins Stammbuch. Hänßgen habe das Leitbildmotiv der „Vernetzten Hochschule“ mit seiner akademischen Arbeit besonders verkörpert, den guten Ruf der HTWK Leipzig in vielen Ländern gesteigert und vor allem in Osteuropa zur Völkerverständigung beigetragen.

Das sagen die Kollegen:

Prof. Klaus Hering, Dekan der Fakultät IMN

Lieber Klaus,
über viele Jahre hast Du mit hohem Engagement durch erfolgreiche Lehr- und Forschungsprojekte ein internationales Netzwerk aufgebaut. Dieses ist außergewöhnlich hinsichtlich seiner geografischen Breite und seiner thematischen Vielfalt. Es liegt nun an uns, dieses enorme Potential für die Hochschule fruchtbar weiter zu entwickeln: Kollegen aus mehreren Fakultäten werden eine Reihe Deiner Projekte in die Zukunft führen. Herzlichen Dank und Dir persönlich alles Gute!
Klaus Hering

Prof. Klaus Bastian, Fakultät IMN

Prof. Hänßgen ist ein umtriebiger Multiplikator. Seine Netzwerk-Projekte und von ihm initiierte Unternehmensgründungen hat er regelmäßig auf der CeBIT präsentiert. Der Gemeinschaftstand der mitteldeutschen Hochschulen „Forschung für die Zukunft“ war das Tor zu einer Vielzahl von netzweiten Lern-Kooperationen und Exist-Unternehmen.

Prof. Volodymyr Boublik, Kyiv-Mohyla Akademie

Prof. Klaus Hänßgen habe ich kennengelernt, als er noch an der Universität Leipzig tätig war. Für ein Projekt war ich mit einer Gruppe von ukrainischen Professoren in Leipzig. Unser erstes Gespräch mit Klaus ließ auf viele gemeinsame Themen schließen. Während meines zweiten Besuchs war Klaus schon Professor an der HTWK Leipzig. Wir haben zusammen eine neue Projektskizze entwickelt (eMeReCu). So hat unsere erfolgreiche Zusammenarbeit angefangen.

Die Projekte eMeReCu, InterKollegia, InterScan, EduVisIm, ITSoftTeam, EVA und andere haben deutlich zur Entwicklung neuer Ansätze im ukrainischen akademischen Sektor beigetragen. E-Lernen, Multimedia, Teamarbeit, angewandte Software sind die Themen, die wir zusammen bearbeitet haben.

Nicht nur die Kyiv-Mohyla Akademie und ich ganz persönlich, sondern auch Studierende und Beschäftigte vieler anderer Institutionen (Ostroh Akademie, Universität Mykolaiv, Schulen für Kinder mit speziellen Bedürfnissen) sind Prof. Hänßgen für seine Aktivitäten und Teilnahmen sehr dankbar. Wir sind davon überzeugt, dass Prof. Hänßgen ein neues Kapitel für sich öffnet, und dabei neue Wege findet, seine unermesslichen Enthusiasmus, Fähigkeiten und Begabung weiter zu nutzen. Damit wünsche ich ihm viel Spaß und Erfolg.

(Autor: Reinhard Franke)

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news-862Thu, 25 Jan 2018 14:30:35 +0100Ein großer Tag für Elahahttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/ein-grosser-tag-fuer-elahaVor drei Jahren kam Elaha Fakhri als Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland – heute studiert sie Bauingenieurwesen an der HTWK LeipzigVor drei Jahren kam Elaha Fakhri als Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland. Über das Aufnahmelager in Chemnitz, dann weiter nach Torgau im Landkreis Nordsachsen. Und hat sich dort sofort, wie man so schön sagt, „gut eingelebt“: Deutschkurse am Berufsschulzentrum, Dolmetschen fürs Deutsche Rote Kreuz und die Ausländerbehörde, Mitarbeit bei der Interkulturellen Woche. Seit dem Wintersemester 2017/2018 studiert sie an der HTWK Leipzig im Masterstudiengang Bauingenieurwesen.

Rückblende, Afghanistan: In dem Jahr, als sie eigentlich eingeschult werden sollte, marschierten die Taliban in Kabul ein und verboten den Schulbesuch von Mädchen. Ihre Mutter wurde gezwungen, die Burka zu tragen. Elaha blieb dies erspart, da sie noch zu jung war. Eine Lehrerin unterrichtete sie zu Hause. Später, ab Klasse 6, konnte sie die High School in Afghanistan besuchen und ohne Zeitverzug 18-jährig mit dem Abitur abschließen.

Der Berufsweg war ihr wohl in die Wiege gelegt, Mutter und Vater sind Bauingenieure. So nahm auch sie das Studium zur Bauingenieurin auf, auf Englisch nach amerikanischem Lehrmaterial, und schloss nach vier Jahren an der Universität in Kabul erfolgreich mit dem Bachelor (Sc.) ab. Eine Zeit der Berufstätigkeit in der Projektierung folgte. Als ihre Familie beschloss, das vom Krieg gezeichnete Land zu verlassen, hatte Elaha Fakhri den festen Willen, ihren beruflichen Weg fortzusetzen.

Deutschland, 2014:

Es war ein völlig neuer Anfang. Elaha konnte kein Wort Deutsch. Als sie auf der Straße „Morgen!“ hörte, ahnte sie, dass dies etwas mit dem englischen „Good morning“ zu tun haben könnte. Elahas Muttersprache ist Dari, eine Variante des Neupersischen. Sie lernte schnell, sich etwas auf Deutsch zu verständigen. Dabei half es ihr, ersatzweise fließend auf Englisch zu kommunizieren.

Nach ein paar Wochen Sprachkurs in der Volkshochschule kam das Aus. Die Bundesrepublik beschloss, nur noch Menschen aus wenigen ausgewählten Ländern eine bessere sprachliche Ausbildung zu gewähren. Afghanistan war nicht dabei. Doch Elaha Fakhri gab nicht auf: Mit viel Fleiß erarbeitete sie sich selbständig den Stoff zweier umfangreicher Deutschbücher.

Vor allem aber halfen ihr deutsche Freunde, darunter ein Bauingenieur in Rente, der ihr deutsches Fachwissen und Fachlexik vermittelte. So konnte sie schließlich, ohne je an einem Kurs teilgenommen zu haben, die Sprachprüfung Deutsch B1 an der Volkshochschule in Torgau mit sehr gutem Ergebnis abschließen.

Dies war der Schlüssel zur nächsten Etappe ihres Lebens: Eine Voraussetzung für die Studienbewerbung. Weil Bauingenieure in ihrem Beruf auch mobil sein müssen, erarbeitete sich Elaha Fakhri außerdem den PKW-Führerschein und das zugehörige Deutsch.

Bereits Anfang 2016 besuchte Elaha die HTWK Leipzig am Tag der offenen Hochschultür. Ihr afghanisches Hochschulzeugnis wurde geprüft. Die bedingte Zulassung zum Studium folgte. „Bedingt“ – das hieß, zur Aufnahmeprüfung zu einem einjährigen Deutschkurs an der Hochschule in Zittau delegiert zu werden.

Elaha Fakhri bestand sie und wurde mit harten Anforderungen konfrontiert. Insbesondere bei der Transformation von gegebenen Sachverhalten in verschiedene grammatische Strukturen wurden auch Dinge verlangt, die wohl nicht einmal im Deutschunterricht für Deutsche eine Rolle spielen - weil wir sie mit der Muttermilch einsaugen. Deutsche Zeitungen und das deutschsprachige Fernsehen halfen ihr beim Lernen der Sprache und beim Kennenlernen unserer Gesellschaft.

Am 7. Juli 2017 war es schließlich soweit. In einer Feierstunde im Zittauer Rathaus erhielt Elaha Fakhri die Urkunde zur bestandenen Prüfung des Kurses DSH-2 (Deutsche Sprache für den Hochschulzugang). Nur fünf von 13 Kursteilnehmern ihrer Gruppe hatten den hohen Anforderungen Stand gehalten. Und sie war die einzige Migrantin unter ihnen, die es geschafft hatte.

Die Zulassung zum Masterstudium an der HTWK Leipzig folgte auf dem Fuße. Sie hat die Spezialisierungsrichtung Hochbau/Bauwerkserhaltung gewählt. Die Immatrikulationsfeier im Gewandhaus zu Leipzig im Oktober 2017 war ein lang ersehnter Höhepunkt in ihrem Leben. Elaha Fakhri ist angekommen.

Autor: Dr. Jochen Hesse

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news-766Wed, 10 Jan 2018 12:59:00 +0100Den Sternen ganz nahhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/den-sternen-ganz-nahIngenieur Dietmar Telschow, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik, ist seit seiner Kindheit begeisterter Astronom. Hier erzählt er, was ihn am Weltall so fasziniert.

Nachdem ich Mitte der 70er Jahre das Studium der technischen Kybernetik und Elektrotechnik in der Vertiefungsrichtung Regelungstechnik/Automatisierungstechnik an der TH Magdeburg mit dem Diplom abgeschlossen hatte und danach beim Chemieanlagenbau in Leipzig (schon damals in Kooperation mit dem Industrie-Hochschulkomplex der TH Leipzig) tätig war, kam ich 1986 als Entwicklungsingenieur an die TH Leipzig. Hier, beziehungsweise an der 1992 neugegründeten HTWK Leipzig, bin ich seitdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der industriellen Forschung aktiv.

Gemeinsam mit einem Team habe ich Anfang der 90er Jahre den heutigen De-facto-Standard für die industrielle Feldkommunikation „AS-I“ mitentwickelt. AS-I sorgt zum Beispiel am Pekinger Flughafen dafür, dass das Gepäck automatisch von der Aufgabe zum Flugzeug gelangt. Weil die Industrieanforderungen seither ständig wachsen, entwickeln wir diesen gemeinsam auch mit internationalen Partnern ständig weiter.

Dieser Weltstandard in der Automation konnte nur durch die engagierte, langjährige Zusammenarbeit in einem Entwickler-Team hervorgebracht werden und hat mich nachhaltig geprägt. Bis heute bestehen aus der Bearbeitung der inzwischen vielen Projekte zahlreiche Kontakte zu den Entwicklungsabteilungen führender Firmen in Deutschland und im Ausland, sowie zu den beteiligten Partnern in Universitäten und Hochschulen.

Neben dieser Forschung an der HTWK Leipzig beschäftige ich mich in meiner Freizeit seit langem mit der Fotografie. Sie ist mein Hobby. Bereits in meiner Schulzeit entstand daraus auch die Faszination für Astronomie, die damals noch Unterrichtsfach war. Mein erster Blick durch ein Teleskop – die Entdeckungen des Sternenhimmels in all seiner Vielfalt – begeisterte mich so nachhaltig, dass ich die Fotografie heute auch auf die Astronomie ausdehne, natürlich mit neuer Technik. Der Blick auf den Orionnebel – leider nur in Graustufen – oder die Ringe von Saturn war damals ein Erlebnis und ist es bis heute.

Heute lebt man das Hobby der Astronomie nicht mehr wie noch vor einigen Jahren, indem man einfach durch ein Teleskop schaut. Auch hier haben Elektronik und Automatisierung Einzug gehalten, sodass sich mein Beruf und Hobby nun optimal ergänzen. Obwohl moderne Teleskope auch beim Amateur vollautomatisch gesteuert werden, um die Erdrotation auszugleichen (also die Position am Himmel zu fixieren) und somit mittels besonders lichtempfindlicher CCD-Kameras den Sternenhimmel in phantastischen Fotos abzubilden, ist der Blick mit dem eigenen Auge durch das Teleskop nach wie vor faszinierend.

Mit den Jahren wird bei diesem Hobby natürlich der Wunsch nach entsprechendem Equipment immer stärker. Somit habe ich mir mehrere Geräte angeschafft, beginnend mit spezialisierten Teleskopen, einer Montierung mit elektrischer Nachführung, Okularen verschiedener Brennweiten, Filtern zur Darstellung unterschiedlicher Spektralbereiche und natürlich Fototechnik durch astrotauglich gekühlte CCD-Kameras. Mit dieser Technik kann man nun in Fotos die Faszination des Nachthimmels in voller Pracht hervorbringen und damit unsere vergleichsweise schlechte menschliche Sehkraft in dieser Dunkelheit ausgleichen. Denn mit bloßem Auge sieht man häufig nur schwarz-weiße Abbildungen oder erkennt überhaupt nichts am Okular.

Ein äußerst seltenes Ereignis in der Astronomie ist ein Transit der Venus vor der Sonne. Diesen konnte ich am Morgen des 8. Juni 2004 optimal von Leipzig aus beobachten (siehe Foto). Hier zeigt sich das Größenverhältnis zwischen unserer Sonne und der Venus, welche rund 85 Prozent unserer Erde beträgt. Der nächste Transit findet erst wieder am 11. Dezember 2117 und, aus Europa beobachtbar, am 8. Dezember 2125 statt. Das wird also keiner der heute Lebenden verfolgen können ...

Die Sonne ist hierbei im Weiß-Licht fotografiert, wozu neben einem Linsenteleskop (Refraktor) ein Herschel-Prisma zur Lichtdämpfung benötigt wird. Neben der Betrachtung der Sonne im Weiß-Licht ist sowohl die visuelle als auch fotografische Beobachtung der Sonnenoberfläche in der Halpha-Linie bei 656,3 nm (also im Rot-Licht) ein lohnendes Ziel, da die Änderungen von Protuberanzen (Ausbrüchen aus der Sonne) live in Minuten beobachtet werden können (Foto unten).

Die hierfür notwendige Filtertechnik ist bereits sehr anspruchsvoll: Die Fotos entstehen durch Videoaufnahmen mittels spezieller Kamera und nachfolgender Bildbearbeitung. Die Bilder zeigen eine etwas bessere Darstellung als der visuelle Blick durch das Okular, können aber die schnellen Veränderungen auf der Sonnenoberfläche nicht einfangen. Live ist eben live.

Auch unser Mond ist eine lohnende Sehenswürdigkeit mit ständig wechselnden Motiven durch die veränderlichen Licht-Schattengrenzen, die insbesondere die Darstellung der Krater hervorbringt (Konturen von wenigen bis über 100 Kilometer Durchmesser). Auf dem Mond gibt es aber auch über 3.000 Meter hohe Berge!

Aber nicht nur in „unmittelbarer“ Umgebung der Erde und der Planeten unseres Sonnensystems wird man fündig – auch über große Entfernungen erschließt sich der Nachthimmel in einer Vielfalt, die mich immer wieder begeistert.

Hierzu noch ein Beispiel, wie man den erwähnten Orion-Nebel visuell wahrnimmt – ohne Farbe, also nur in Grauabstufungen – und was heute als Amateur mit der verfügbaren CCD-Technik inklusive Bildbearbeitung möglich ist.

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news-774Tue, 19 Dec 2017 09:37:00 +0100Wenn Weihnachten in Flammen stehthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/wenn-weihnachten-in-flammen-stehtIn den Straßenbahnen wabert glühweinschwangere Luft. Beim Aussteigen peitscht einem der Wind ins Gesicht. Gemütlich und weihnachtlich geht anders. Darum retten sich am 14. Dezember Unterhaltungsenthusiasten in den LNW006, den Experimentierhörsaal der HTWK Leipzig. Hier knallt’s, raucht’s und riecht’s speziell - wie bei jeder guten Weihnachtsfeier.

Heute laden Lutz Engisch, Professor für Werkstoffe an der Fakultät Medien, und das Rentier Rudi zusammen mit Dr. Andrea Berlich und Uta Greif zur traditionellen Weihnachtsvorlesung, Motto diesmal: „Konstruieren durch Demolieren“. Zum fünften Mal werden Studierende und Neugierige durch ein winterliches Naturwissenschaftsfeuerwerk auf die Weihnachtszeit eingestimmt.

Klausurrelevant ist das nicht. Trotzdem schleichen immer mehr Menschen in den ohnehin schon übervollen Vorlesungsaal. Selbst auf den Treppenstufen sitzen sie: Kinder, Jugendliche, Studierende, Eltern und Ruheständler – insgesamt gut 150 Menschen. Und dann erzählt das Vorlesungstrio die Geschichte von Student Rudi, dem Rentier, das die Welt der Chemie entdeckt.

Zunächst, so fordert es die Raumordnung, muss die Arbeitsschutzbelehrung erfolgen. Engisch stellt klar: Wenn's brennt: schreien, wegrennen, leugnen. Links und rechts könne man die Fluchttüren nutzen - viel Erfolg dabei. Mehr ist nicht zu beachten. Feuer frei. Im wahrsten Sinne.

Feststoffe werden entzündet, Gase entflammt und Schaum zur Explosion gebracht. Während die drei Chemiewichtel sichtbar Spaß daran haben, ihren pyromanischen Fetisch auszuleben, kommt die Abluftanlage an ihre Grenzen. Weißer Rauch füllt langsam den Raum. Inwieweit Folgeschäden der Atemwege auftreten werden, ist aktuell nicht bekannt. Ob die Verantwortlichen vielleicht sogar Abschlussarbeiten zur Problematik vergeben?

Nachdem gut eine Stunde lang alles Pulver verschossen wurde, kühlen die Vorlesenden die Zuschauer wieder herunter: Rosen, Gummischläuche und Wiener Würstchen verschwinden im Stickstoffnebel. Letzteres versucht ein hungrig werdender Lutz Englisch vergeblich wieder herauszuholen - die Zange ist zu kurz. Also fix Eis angerührt: Stracciatella. Oder wie der Prof es nennt: Zerbombte Schokoweihnachtsmänner.

Und so schwärmen am Ende der Veranstaltung einige Glückliche mit einer Eiswaffel in der Hand wieder in den winterlichen Abend. Möge ihre Weihnachtszeit ruhiger verlaufen als das Detonationsensemble der drei Alchemisten und ihres Rentiers.

Text und Fotos: Robert Weinhold / HTWK Leipzig

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news-700Mon, 11 Dec 2017 14:33:00 +0100Tatort Gartenzaunhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/tatort-gartenzaunWas dem einen sein „Maschendrahtzaun“, ist dem anderen sein Knallerbsenstrauch. Oder der Birnbaum. Oder das Kartoffelbeet. Gründe für Nachbarschaftsstreitigkeiten gibt es viele. HTWK-Mitarbeiterin Isabell Engisch weiß das nur zu gut: Seit Mai 2017 ist sie Friedensrichterin.

Die Stadt Brandis hat rund 10.000 Einwohner. Die meisten davon, na klar, sind friedlich. Aber überall Sonnenschein, das gibt es weder hier noch anderswo. Und deswegen hat Isabell Engisch in ihrer Wahlheimat, rund 20 Kilometer östlich von Leipzig, nun für fünf Jahre das Ehrenamt als Friedensrichterin inne. Engisch, die in der Verwaltung/Vertragsbearbeitung der Fakultät Medien arbeitet, erzählt in unserer HTWK.story von ihren Beweggründen.

„Während meines Studiums – ich habe an der TU Bergakademie Freiberg Archäometrie bis Vordiplom und an der TU Chemnitz mittelalterliche Geschichte/Antike und Pädagogik studiert – war ich bereits mehr als fünf Jahre Jugendschöffin am Landgericht Chemnitz. Diese Zeit hat mich sehr geprägt“, sagt Isabell Engisch. „Als ich davon erfuhr, dass in Brandis das Amt der Friedensrichterin neu zu besetzen ist, fand ich das Thema sehr interessant und habe mich beworben.“

In der Folge konnte sich Isabell Engisch gegen ihre Mitbewerber durchsetzen und wurde mehrheitlich vom Stadtrat gewählt. Beim Direktor des Amtsgerichts Grimma wurde sie vereidigt, seit 1. Mai 2017 ist sie offiziell im Amt - und hat eigenen Aussagen zufolge „gut zu tun“:

„Hauptsächlich geht es um Probleme in der Nachbarschaft, wie zum Beispiel Grenzstreitigkeiten, was wiederum ganz eng mit meinem Promotionsthema in Verbindung steht“, sagt die HTWK-Mitarbeiterin, die zum Thema Streit- und Augenscheinkarten im 15./16. Jahrhundert – Abbildung und Umgang mit Grenzen in Manuskriptkarten (Arbeitstitel) promovieren will.

„Ganz klar ist für mich: Die meisten Leute reden zu wenig miteinander. Sie haben falsche Erwartungen und können Missverständnisse oft nicht selbst ausräumen. Wenn es mir als Friedensrichterin gelingt, dass Leute nach langer Zeit des Streits wieder miteinander ins Gespräch kommen und sich gemeinsam an einen Tisch setzen, dann ist man schon auf einem guten Weg“, so Isabell Engisch.

Es sei wichtig, sich in die Gemeinschaft einzubringen und ein Ehrenamt zu übernehmen. „Aktiv gestalten und teilhaben ermöglicht es erst, zu verstehen.“

Bereits während ihres Pädagogikstudiums hat sich Engisch mit dem Thema Mediation beschäftigt. Ausgebildete Mediatorin ist sie nicht, über den Bund Deutscher Schiedsmänner BDS nimmt sie jedoch regelmäßig an mehrtägigen Schulungsseminaren teil.

Jeden ersten Dienstag im Monat von 17 bis 19 Uhr hat sie Sprechzeit im Rathaus Brandis. Zusätzlich dazu finden die Verhandlungen statt. Manchmal reicht schon ein klärendes Gespräch, oder es kommt zu einem Vororttermin, einer so genannten Inaugenscheinnahme. Der Arbeitsaufwand der Friedensrichterin: rund zehn Stunden monatlich.

Wie läuft so ein Verfahren genau ab? Isabell Engisch erklärt: „In der Regel werde ich angerufen und um einen Termin gebeten, oder die Antragsteller kommen in die Sprechzeit. Ich höre mir die Probleme an und schätze ein, ob in dem Fall eine Verhandlung vor dem Friedensrichter sinnvoll ist. In manchen Fällen bin ich nicht zuständig oder die Problematik lässt sich auf anderem Weg lösen. In einer Verhandlung versuche ich auf jeden Fall ausgleichend zu agieren und mich in die Denkweise der Kontrahenten hineinzuversetzen. Wichtig ist, die Situation entsprechend einzuschätzen und nicht noch zusätzlich aufzuladen. Während der Verhandlung lösen sich die Parteien der Antragssteller und der Antragsgegner meistens auf und es sitzen zwei ‚Opfer‘ vor mir. Während der Verhandlung, die auch durchaus hitzig verlaufen kann, ist es wichtig, dass ich die Gespräche immer wieder darauf fokussiere: Warum sind wir heute hier? Was ist das Ziel? Wie kommen wir an das Ziel? Können beide Parteien das Resultat respektieren?“

Auch privat profitiert Isabell Engisch von ihrem Ehrenamt. Oder ist es umgekehrt? Denn die meiste Zeit verbringt sie – neben ihrer Arbeit an der HTWK Leipzig und dem Ehrenamt – auch mit Streit schlichten: „Wenn nicht als Friedensrichterin, dann zu Hause zwischen meinen beiden Jungs. Die sind 5 und 6 Jahre alt und befinden sich gefühlt 24 Stunden am Tag in einem Wettkampf oder im Streit“, sagt sie und lacht.

Hintergrund

Jeder Ort in Deutschland hat einen bzw. mehrere Friedensrichter. Diesem steht jedoch keine Entscheidungskompetenz zu, sondern er gibt den streitenden Parteien an einem neutralen Ort unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Möglichkeit einer offenen Aussprache. Unter dem Motto „schlichten statt richten“ wird in einer mediativen, also vermittelnden Gesprächsführung den streitenden Parteien geholfen, ihre Anliegen möglichst emotionsfrei darzustellen, die Ursache des Streites zu ermitteln und ihn beizulegen. Bei einem Schlichtungsverfahren geht keine Partei als Gewinner oder Verlierer aus einer Verhandlung hervor. Vielmehr gibt ein von beiden Seiten akzeptierter Vergleich allen Beteiligten die Möglichkeit, ihr Gesicht zu wahren und den Rechtsfrieden wieder herzustellen, damit die Beziehung unter den Nachbarn wieder besser werden kann.

Verfahren vor dem Friedensrichter können alle möglichen Delikte wie Beleidigung, üble Nachrede, Hausfriedensbruch, leichte Körperverletzung, Verletzung des Briefgeheimnisses, Bedrohung oder Sachbeschädigung sein. Am häufigsten werden Friedensrichter jedoch tatsächlich in Nachbarschaftsstreitigkeiten zu Hilfe gerufen. Neben dem kostenpflichtigen, formalen Schiedsverfahren gibt es außerdem die so genannten „Tür-und-Angel-Fälle“, bei denen ein klärendes Gespräch mit dem Friedensrichter oftmals Konflikte schon vor einer Verhandlung beseitigen kann. Die Verfahren vor dem Friedensrichter sind kostengünstig, die Kosten regelt jedes Schiedsamt individuell. Bei Isabell Engisch belaufen sich die Kosten in der Regel zwischen auf 50 bis 60 Euro, je nach Aufwand. Der Vergleich wird zu Protokoll gebracht, ist 30 Jahre lang gültig und kann bei Verletzung beim Amtsgericht vollstreckt werden. Außerdem ist das Verfahren zeitsparend und nachhaltig, wobei der Friedensrichter unter Eid zu strengster Verschwiegenheit verpflichtet ist.

Friedensrichterin Isabell Engisch kann – neben ihrer Sprechzeit – unter der Rufnummer: 034292/65518 oder der E-Mailadresse: friedensrichter@stadt-brandis.de kontaktiert werden.

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news-692Tue, 14 Nov 2017 15:18:56 +0100Gigantomanie am Kreuzhttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/gigantomanie-am-kreuzHochschule, so weit das Auge reicht? Lehrgebäude bis hinter das Connewitzer Kreuz und ein Campus so groß wie ein halber Stadtteil - das sahen anno 1970 die Planungen für die „Technische Hochschule Leipzig“ vor. Die TH wurde kurz darauf Realität, die Pläne blieben kühne Vision im DDR-Größenwahn. Ein Streifzug durchs erweiterte TH-Land.

Das Dossier ist wortgewaltig und strotzt nur so vor Genitiven. DDR-typische Schachtelsätze füllen die 24 Seiten der „Vertraulichen Dienstsache 8/70“. Fein säuberlich ist das Entstehungsdatum auf das Deckblatt gemalt: Leipzig, im April 1970. Auf den übrigen Seiten des Dokuments beschreiben dessen Ersteller den gigantischen Wachstum einer Bildungseinrichtung, die es noch gar nicht gibt. Als die Technische Hochschule dann sieben Jahre später tatsächlich gegründet wird, ist vieles hiervon schon vom Tisch. Eine ausgeblichene Kopie liegt im HTWK-Archiv. In den Anlagen befinden sich einige Modellbilder.

„Bis hinter das Connewitzer Kreuz reichten seinerzeit die Bau-Ideen“, sagt Benjamin Schäf, der Archivar der HTWK Leipzig. Er zeigt auf akribische Zeichnungen und abfotografierte 3-D-Modelle. „Heute existieren an der Hochschule nur noch wenige Unterlagen - und die Suche nach Zeitzeugen ist nach fast 50 Jahren nahezu aussichtslos.“ Die Hochschule für Bauwesen (HfB) - quasi historischer Vorgänger der heutigen HTWK-Fakultät Bauwesen - habe seinerzeit einen Mitarbeiter für die Planung beschäftigt, der aber schon damals kurz vor der Rente stand.

Grau war alle Theorie

Vier Bauabschnitte sah die so genannte „Generelle städtebauliche Zielstellung“ vor. Kurz zusammengefasst:

  • Bis 1975 sollte die Hochschule für Bauwesen vom Sitz im heutigen Geutebrück-Bau aus gesehen nach Westen wachsen, den Hügel hinunter bis zur Windscheidstraße. Zielzahl Bau-Studierende: 2.500.
  • Bis 1985 sollten sich südlich des neuen Gebiets (und damit westlich vom Connewitzer Kreuz) die zur „Technischen Hochschule“ fusionierten universitären technischen Einrichtungen erweitern, mit riesigen Funktionsgebäuden.
  • Bis 1995 sollte rund um das Kreuz ein zentraler Bereich entstehen - mit Freiflächen, Rektoratsgebäude, Internat und (zweiter) riesiger Mensa.
  • Bis 2000 hätten einige weitere Gebäude den Campus noch ergänzen sollen - für dann 7.000 Studierende und 6.000 Beschäftigte. (Nebenbei: Was für ein Personalschlüssel!)

Rundgang #1: Am Connewitzer Kreuz

Die Beweggründe für Erweiterung, Standortfrage und mutigen Zeitplan werden im Papier intensiv beschrieben (Auszüge siehe unten): Man habe Bildung und Forschung als wesentlich zur Gesellschaftsgestaltung erkannt, etwa „in der Systemauseinandersetzung des Sozialismus mit dem Imperialismus“.

Das verplante Gebiet sei günstig: Bestehende Gebäude könnten sinnvoll einbezogen werden, „Kriegseinwirkungen“ hätten einige Freiräume geschaffen und potenzielle Abbrüche werden mit „teilweise stark überalterter" Bausubstanz gerechtfertigt.

Das große Finale, so räumen die Planer ein, sei „allerdings [nur] unter Preisgabe der zum Teil recht wertvollen Bausubstanz“ möglich.

Rundgang #2: Willkommen im Westend

Prof. Manfred Nietner, von 2003 bis 2006 Rektor der HTWK Leipzig, hat Ende der 60er Jahre in Leipzig promoviert. Ausbau-Gerüchte kursierten zwar in den Hochschulen, Genaues war ihm jedoch nicht bekannt: „Das wäre alles Hörensagen. Ich war da nicht involviert und wusste zu dem Zeitpunkt ja auch nicht, dass ich später in leitender Funktion tätig sein würde.“

Derweil sah das Konzept durchaus charmante Campus-Bestandteile vor: eine ausgedehnte Fußgängerzone (rund um die heutige Kochstraße), ein unterirdisches Straßensystem mit Anlieferpunkten für die Mensa und Tiefgarage (unter besagter Kochstraße) und eine S-Bahn-Linie auf der Karl-Liebknecht-Straße. 

Und aus heutiger Sicht in punkto Familienfreundliche Hochschule wohl ein ganz wunderbarer Baustein: ein eigener Kindergarten! Der wäre dort entstanden, wo heute Polizeiautos parken.

Rundgang #3: An der Westseite dann die Promenade runter

Immerhin: Erste Phase ernsthaft im Gespräch

Das ganze Modell war eines von vielen typischen Wolkenkuckucksheimen damaliger Prägung. „Immerhin“, weiß Dr. Jochen Staude, „war der erste Teil der Planungen ernsthaft im Gespräch - auch noch etliche Jahre später keimte das gelegentlich auf.“ Staude, heute Schriftführer des HTWK-Fördervereins, war damals zu HfB-Zeiten Assistent in der Sektion Bauingenieurwesen sowie Mitglied in der Stundenplan- und in der Raumkommission - und kannte zumindest die Ideen, die westwärts an der Richard-Lehmann-Straße als erstes umgesetzt werden sollten. Wo heute ein Kindergarten und ein Discounter angesiedelt sind, standen seinerzeit die Gewächshäuser und Verkaufsräume der Gärtnerei Fahr.

„Perspektivisch schienen die Pläne eigentlich sinnvoll - aber schon damals wusste jeder, dass das lang dauern würde und - nun ja - eben eine Menge Geld kosten dürften, das man nicht hatte", meint Staude augenzwinkernd. „Die Gärtnerei umsiedeln, das wäre wohl gegangen. Enteignungen oder der Tausch von Gelände waren schließlich nicht das Problem.“ An den Familienbetrieb Fahr erinnert sich der 75-Jährige noch gut: „Die haben uns bei vielen offiziellen Anlässen mit Blumenschmuck beliefert!“

Rundgang #4: Willkommen (zurück) in der Realität

Ins Konzept geschaut: Originalauszüge

Aha! Das Motiv!

„Hochschulen, Erziehung, Ausbildung und Forschung in der DDR spielen im Prozeß der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, bei der Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution und in der Systemauseinandersetzung des Sozialismus mit dem Imperialismus eine qualitativ neue Rolle.“

Messlatte hoch gelegt

„[..] weitere tiefgreifende qualitative Veränderungen und quantitative Erweiterungen umfassend und schnell in Angriff zu nehmen.“

Gemeinsam stark

„Dabei ist beabsichtigt, daß ab 1975 (2. Bauabschnitt) die Ingenieurhochschule Leipzig dem bis zu diesem Zeitpunkt errichteten Gebäudekomplex räumlich und funktionell angegliedert wird. Darüberhinaus soll die Deutsche Bauakademie als verwandte Institution in die Planung einbezogen werden. Das heißt, daß für alle genannten wissenschaftlichen Institutionen ein gemeinsames Forschungszentrum mit den dazugehörigen zentralen Einrichtungen zu planen ist.“

„Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die aus den Hochschulen hervorgegangenen Sektionen zu einer Technischen Hochschule zusammengeführt werden.“

Unterirdische Planung

„Die Bereiche des zweiten, dritten und vierten Bauabschnittes können durch ein unterirdisches Straßensystem, von dem aus alle Wirtschaftsbereiche und die Tiefgarage unter dem Forum erreichbar sind, erschlossen werden.“

Im Osten geht die Sonne auf - aber mehr nicht!

„Eine Erweiterung wäre [...] nach Norden, Westen oder Süden denkbar. Eine Ausdehnung des Hochschulbereiches über die Karl-Liebknecht-Straße hinaus nach Osten ist nicht zu vertreten.“

Ein verrücktes Kreuz

„Das Connewitzer Kreuz, das letzte der vier im Jahre 1536 errichteten Weichbildzeichen der Stadt Leipzig,  sollte nach der Neubebauung in der Nähe seines jetziges Standortes wieder aufgestellt werden.“

(Autor: Reinhard Franke)

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news-585Mon, 16 Oct 2017 10:15:18 +0200Noch 18 Minuten, Ines!https://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/noch-18-minuten-inesDas beste Mittel gegen Lampenfieber vor einer Rede für 1600 Erstsemester und Ehrengäste: nicht wissen, dass man der Redner ist. So erging es Ines Vorwerg (26) bei der Feierlichen Immatrikulation am 10. Oktober im Leipziger Gewandhaus. Die HTWK-Studentin sagte eine Viertelstunde vorm Showdown spontan zu, rettete so das studentische Grußwort – und zwar mit Bravour. Die Hochschule meint: Chapeau!

15.06 Uhr, Gewandhaus, Eingangsbereich: Ines Vorwerg hält in den Menschenmengen Ausschau nach dem Presseteam. Die Managementstudentin ist heute Aushilfe. Wenn die Erstsemester in zwei Stunden offiziell in die Reihen der Hochschule aufgenommen sind und das Haus verlassen, soll sie am Ausgang den brandneuen HTWK.report verteilen. Leichte Übung, Stressfaktor Null.

15.11 Uhr, gleiche Stelle: Rektorin Gesine Grande ist eingetroffen – und hat eine Hiobsbotschaft für die Organisatoren im Gepäck. Traditionell begrüßt der Studierendenrat die Neuen, doch soeben hat der Sprecher kurzfristig abgesagt. Krank. „Oh, Ines, dann musst du wohl ran“, sagt einer aus dem PR-Team und knufft der 26-Jährigen in die Seite. Das war natürlich ein Scherz. Allerdings nicht für die Rektorin, die umgehend die Lage sondiert. „Ähm, nun ja, Sie studieren ja wirklich bei uns, nicht wahr?! Hmmh, was denken Sie? Können Sie das? Machen Sie das für uns, das wäre großartig?!“ Ines wirkt kurz überfahren. Das Jahrbuch austeilen, mit Gehirn im Economy-Modus, na gut – und nun das …

15.12 Uhr: Ines sagt zu. Ein wenig zögerlich.

15.13 Uhr: Bevor Ines den spontanen Entschluss bereuen kann, macht Rektorin Grande geschickt den Sack zu: Es gehe ja nur um ein paar Minuten. „Seien Sie einfach Sie selbst.“ Und sowas. „Was würden Sie denn sagen?“ Die Berater wollen einflüstern, Grande bremst ihre Mannschaft aus und wendet sich an die Studentin: „Nee nee, sagen Sie doch wirklich einfach mal selbst frei heraus, was Sie so ansprechen würden.“ Kurzes Schulterzucken. Dann: Gute Entscheidung. Tolle Stadt. Prima Hochschule. Vor zwei Jahren saß ich auch da unten. Genießt das Leben, und auch das Studium. Sogar das macht Spaß. Meistens.

15.14 Uhr: Die spontanen Schnipsel gefallen sehr, die Rektorin atmet innerlich tief durch. Ein sehr überzeugtes „Sie schaffen das!“, dann eilt Grande zum Bühneneingang.

15.15 Uhr, etwas abseits: Ein Zettel wird gezückt. Stichworte wandern zu Papier. „Aufgeregt, Ines?“ - „Nöö, geht. Bin ich ganz rot?“ Entwarnung. Nix ist rot.

15.21 Uhr: „Darf ich dann eigentlich auch gleich für den Ba-Hu-Elferrat werben?“ Jetzt wird’s also strategisch, Ines ist Närrin durch und durch, der Ba-Hu ist zwar die Institution der Hochschule für die fünfte Jahreszeit, aber Werbung kann ja trotzdem nicht schaden. Daher: „Ganz ehrlich, Ines – wer bitte sollte dir das verübeln? Verknüpf‘s doch mit deinem Engagiert-Euch-Aufruf …“ Ines entspannt zunehmend.

15.32 Uhr: Ines sitzt in Reihe 1, quasi schon halb auf der Bühne. Auf die leeren VIP-Plätze nebenan ziehen Hochschulleitung, Senatoren und Ehrengäste ein. Rektorin Grande nickt ihr zu. Musik setzt ein, die Veranstaltung läuft.

15.52 Uhr: Die erste Rede hat Rektorin Grande selbst gehalten, die Neuen sind jetzt offiziell auch „HTWK“. Grande blinzelt: „Und jetzt muss ich wirklich noch was erzählen“, sagt sie und umreißt in groben Zügen, warum jetzt nicht der StuRa spricht, sondern Ines Vorwerg.

15.53 Uhr: Besagte Ersatzperson nimmt sich in einer Souveränität die Bühne, die sie vorher selbst nicht erahnt hätte. Ihr DIN-A7-Block erweist sich nach dem ersten Satz als untauglich und unnötig zugleich. Ines wirft ihn aufs Pult und schaltet um auf „freie Rede“. Die gelingt ihr in herzerfrischender Weise. Natürlich kommt der Ba-Hu stellvertretend für sinnvolles studentisches Freizeitverhalten ins Spiel.

15.55 Uhr: Ines adelt die Hochschulbibliothek („Echt, die ist toll. Nicht wie bei der Uni. Da kriegt ihr keinen Platz, das ist voll, das nervt. Leiht euch dort Bücher, okay, aber dann lest sie hier in der Bibo!“). Im Auditorium strahlt die Bibo-Chefin.

15.56 Uhr: Ines adelt die Stadt Leipzig. („Was man hier alles machen kann, Kultur, Sport! Wahnsinn.“) Im Auditorium strahlt Leipzigs OBM Burkhard Jung – obwohl sie ihm soeben seine Kernbotschaft geklaut hat. :-)

15.57 Uhr: „Und bildet Euch hier. Macht was für Euch. Bleibt dran.“ Dann fällt da noch dieser Satz: „Ach ja, und macht diesen Rhetorik-Kurs, ich glaube, das hilft.“ Herzhaftes Lachen aus etwa 1600 Kehlen. Eigenen Angaben zufolge ohne nennenswerte Moderationserfahrung, läuft die Studentin zu Hochform auf und ist sich dessen offenbar in gewitzt-charmanter Weise bewusst. Ein kurzer Gruß, und für Ines Vorwerg fällt der Vorhang.

17.14 Uhr: Am Eingang werden die Jahresberichte verteilt. Ines sagt hinterher: „Ich glaube, ich weiß jetzt, wie sich die Affen im Zoo fühlen.“ – „Ähm Ines, also mich wundert das jetzt nicht!“

17.33 Uhr: „Echt gut, dass ich mir die Bluse noch angezogen habe. Also wenn ich das gewusst hä…“ – „Ines, äh, lass uns mal da hinten die Treppe raufgehen. Da oben gibt’s irgendwo Häppchen. Ich denke, du bist eingeladen.“

(Autor: Reinhard Franke)

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news-587Tue, 26 Sep 2017 12:36:00 +0200Heißes Pflaster: Die Kobra lauerthttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/heisses-pflaster-die-kobra-lauert„Ist das nicht toll?!“ Alexander Stahr sitzt an seinem Bürorechner, drückt F5 und scrollt sichtlich stolz durch eine Powerpoint-Präsentation. Einige Folien sind kunterbunt, andere mathematisch kühl, wieder andere grafische Kunstwerke. 37 Entwürfe mit geschickt angeordneten Pflasterstein-Kombinationen sind es, die der Architekturprofessor hier beisammen hat. Siebenunddreißigfacher Ideenreichtum „seiner“ Studierenden.

Gerade mal drei Tage hatten Stahrs Studierende Zeit für den Stegreifentwurf. Gefordert war „ein modernes Betonsteinsystem für Flächenbefestigungen, die mit Steinfertigungsanlagen produziert werden“. Simpler darf es an einer Hochschule nicht klingen.

Eben hat Stahr das Dossier per Mail ins Vogtland geschickt. Denn dort, in Lengenfeld, wartet „KOBRA Formen“ schon neugierig auf die Ergebnisse des gemeinsamen Ideenwettbewerbs.

Kobra ist nicht irgendein Kooperationspartner, sondern Weltmarktführer auf dem Gebiet der Betonsteintechnologie. Sagt übrigens nicht nur Kobra selbst. Das will heißen: Die Pflasterstein-Formen aus Südwestsachsen sind spitze – und könnten durch die HTWK-Ideen noch besser werden. Und vielleicht befindet sich ja das Konzept für den Gehweg oder die Fahrbahn der Zukunft darunter?

2.250 Euro Preisgeld sagte das Unternehmen für die ersten drei Plätze zu. Kritiker würden nun einwenden: Eine ziemlich preiswerte Variante, um kreative Ideen zu generieren! „Mag sein“, sagt Stahr, „aber da die Einreicher das Copyright behalten, ist es eine Win-Win-Situation. Denn setzt sich ein Vorschlag tatsächlich durch, hat der Entwickler beim renommierten Produzenten einen Fuß in der Tür!“

Das ist kein Luftschloss: Kobra-Chef Holger Stichel spricht von „hochinteressanten Entwürfen, die teils erhebliche Chancen auf eine Realisierung haben“. Die Vielfalt und Qualität der Präsentationen habe nicht nur überrascht, sondern geradezu begeistert.

Vier Experten haben entschieden, wer das Geld bekommt: Mario Dobeck und Christian Rauner von Kobra, HTWK-Mann Martin Dembski und freilich Alexander Stahr selbst. Bewertet wurden Originalität und Innovationsgrad, ein erkennbares Alleinstellungsmerkmal, praktische Einsatzmöglichkeiten, der Nutzen für den Kunden. Und natürlich gestalterische Qualität und optischer Chic.

Die siegreichen Entwürfe

Der um 1.000 Euro reichere Sieger heißt Ken Kermer (2. Semester Master Architektur). Sein „Roadmaker“ verwirklicht eine Fahrbahn, die schick und solide und vor allem leise ist. Die Jury drückte sich gewählter aus: „Mustergültige Symbiose von hochwertiger Gestaltung und technischer Funktion sowie einfache Produzier- und Verlegbarkeit.“

Mit „Urban Pavement 2.1“ landete Theodor Reinhardt (2. Semester Bachelor Architektur) auf Platz 2 und bei 750 Euro. Sein Modell integriert LED-Lichtleisten als Leitsystem und sei das kluge Weiterdenken eines bekanntes Steinformats.

Das Konzept eines organisch geformten Steinsystems mit hoher Durchlässigkeit („simple complexity“) brachte Marina Jostina (4. Semester Master Architektur) auf den mit 500 Euro dotierten Platz 3. Die Jury lobte den Mix aus individueller Form und klarer logischer Struktur.

Wie geht’s weiter? 14 Arbeiten hat Kobra beim Technologie-Symposium „Design durch Form“ im September präsentiert. Die Sieger feilen derweil weiter an den Entwürfen – vielleicht bis zur Anwendungsreife.

Autor: Reinhard Franke

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news-588Sat, 23 Sep 2017 15:50:00 +0200Januar 1977: Die TH Leipzig wird eröffnethttps://magazin.htwk-leipzig.de/rubriken/menschen-geschichten/detailseite-menschengeschichten/artikel/januar-1977-die-th-leipzig-wird-eroeffnetDa haben die Verantwortlichen in der DDR nicht lange gefackelt. Nicht einmal ein Jahr nach der Willensbekundung war sie schon eröffnet: die Technische Hochschule Leipzig. Damals die sechste ihrer Art im Staat.

„Blickt man auf die kommenden Jahre, so ist klar erkennbar, daß wir viele neue, qualifizierte Hoch- und Fachschulkader brauchen […]. Darauf richtet sich auch die effektivste Ausnutzung der im Hochschulwesen vorhandenen Ausbildungskapazitäten. Im Interesse ihrer weiteren Konzentration halten wir es für erforderlich, in Leipzig in den nächsten Jahren eine Technische Hochschule zu bilden.“

Mit diesen Worten wurde auf dem IX. Parteitag der SED (Berlin, Mai 1976) die Absicht bekundet, in Leipzig eine Technische Hochschule zu gründen. Die sechste dieser Art auf dem Gebiet der damaligen DDR. Ein Beschluss des Präsidiums des Ministerrats hatte allerdings schon am 19. Februar 1976 Tatsachen geschaffen.

Nicht einmal ein Jahr später - am 17. Januar 1977 - wurde die neue Bildungseinrichtung mit einem Festakt in der Leipziger Oper feierlich eröffnet. Die Hochschule entstand durch die Zusammenlegung der bisherigen Hochschule für Bauwesen und der Ingenieurhochschule. Während die Hochschule für Bauwesen bereits im Jahre 1954 im Zuge der II. Hochschulreform gegründet wurde, konnte die Ingenieurhochschule in dieser Form gerade einmal auf eine Geschichte von acht Jahren zurückblicken. Sie war 1969 aus der Ingenieurschule für Automatisierungstechnik hervorgegangen.

Als Magnifizenz der neugegründeten Technischen Hochschule wurde der Rektor der Hochschule für Bauwesen, Prof. Dr. sc. techn. Kurt Fiedler, in seinem Amt bestätigt. Diese Position bekleidete der Professor für die Theorie der Bauprozesse bereits seit 1970 und sollte sie noch bis 1980 innehaben. Der ehemalige Rektor der Ingenieurhochschule Prof. Dr. sc. techn. Detlef Schmidt, der die Professur für Messtechnik versah, wurde kurzzeitig Prorektor für Naturwissenschaften und Technik, bevor er 1978 an die Ingenieurhochschule zu Wismar wechselte.

An der Technischen Hochschule Leipzig waren zum Zeitpunkt ihrer Gründung schätzungsweise 2500 Direktstudenten immatrikuliert und 400 Professoren, Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt. Das Spektrum an Studiengängen der nunmehrigen polytechnischen Einrichtung speiste sich aus denen der beiden Vorgängereinrichtungen. Das Studium konnte in den Fachrichtungen Technologie der Bauproduktion, Ingenieurbau, Betriebswirtschaft/Ingenieurökonomie der Bauindustrie, Automatisierungsanlagen, Elektroenergieanlagen oder Polygrafie absolviert werden.

Seinen Sitz hatte die Hochschule wie heute auch in der Karl-Liebknecht-Straße 132, während das Gros der Ausbildung in verschiedenen über die Stadt verteilten Objekten erfolgte.

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