Neue Ideen für alte RB-Stadionsitze: Studi-Projekt „SEATainability“
09. Januar 2023
Ideenwettbewerb „Seatainability“: Studierende der HTWK Leipzig entwickeln in Kooperation mit Red Bull nachhaltige Lösungen
-
-
Studierende der HTWK Leipzig suchen in einem Ideenwettbewerb die nachhaltigste Lösung
Die bisherige Bestuhlung des Stadions wird nachhaltig ersetzt (Bild: motivio)
Der Ausbau der Red Bull Arena in Leipzig läuft auf Hochtouren – das Stadion der Roten Bullen wird bis 2022 modernisiert. Doch wohin mit der alten Bestuhlung, die zudem nicht in der Vereinsfarbe Rot, sondern noch im „alten“ Blau erscheint? Um die Kunststoffelemente der bisherigen blauen Stadionsitze nachhaltig wiederzuverwenden, hat der Fußball-Bundesligist ein gemeinsames Projekt mit der HTWK Leipzig gestartet: „SEATainability“ (Englisch für Seat = Sitz, und Sustainability = Nachhaltigkeit).
15 Studierende der Fakultäten Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen, Ingenieurwissenschaften und Bauwesen haben unter der Leitung von Prof. Dr. Holger Müller (Professur Supply Chain Management) Ideen für eine nachhaltige Wieder- oder Weiterverwendung des Materials erarbeitet. In drei Projektgruppen beschäftigten sie sich mit Machbarkeitsanalysen und Konzepten.
Drei gute Ideen
- Das Team „Green Footprint/Ocean Seat“ analysiert, ob das Material der alten Sitze für die neuen wiederverwendet werden kann und ob anderes recyceltes Material, beispielsweise aus dem Meer gefischter Plastikabfall, für die neuen Sitze in Frage kommt.
- Die Studierenden von „Recovery Seat“ ermitteln, ob und wie alte Stühle an Fans, lokale Sportklubs und Einrichtungen verkauft werden können, und entwerfen nachhaltige Projekte, die mit den Einnahmen finanziert werden könnten.
- Das Team „No Limits Seat“ erarbeitet weitere Alternativen, um die alten Sitze wiederzuverwerten – sei es als Möbel oder Sportgerät.
Die Studierenden der drei Projektgruppen überprüfen, ob ihre kreativen Ideen tatsächlich umsetzbar sind. Dafür untersuchen sie Materialien, klären technische und betriebswirtschaftliche Fragen mit Recyclern und Herstellern, lesen sich in Gesetze ein, berechnen den ökologischen Fußabdruck oder analysieren Wertschöpfungsketten.
Ende Juni werden die Studierenden ihre Ideen vor einer RB-Jury präsentieren. Das beste Konzept erhält einen – bisher geheimen – Preis.
-
Ideenwettbewerb „Seatainability“: Studierende der HTWK Leipzig entwickeln in Kooperation mit Red Bull nachhaltige Lösungen
Es lief interdisziplinär: 17 Studierende der Fakultäten Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen, Ingenieurwissenschaften und Bauwesen haben unter Leitung von Holger Müller, Professor für BWL mit Schwerpunkt Supply Chain Management (prozessorientierte Planung und Steuerung von Wertschöpfungs- und Lieferketten vom Kunden bis zu den Rohstofflieferanten) Konzepte für eine nachhaltige Wieder- oder Weiterverwendung der bisherigen Stadionsitze erarbeitet. In drei Projektgruppen bekamen sie Leitthemen, innerhalb derer sie Ideen für die weitere Verwendung des Materials entwickelten und Machbarkeitsanalysen erstellten.
Drei Pläne, ein Siegerteam
- Das Team „Green Footprint/Ocean Seat“ analysierte, ob das Material der alten Sitze für die neuen wiederverwendet werden kann und ob anderes recyceltes Material, beispielsweise aus dem Meer gefischter Plastikabfall, für die neuen Sitze in Frage kommt. Die Gruppe berechnete, dass durch die nun beabsichtigte Nutzung von recyceltem Material 817 Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart werden, was der Jahresleistung eines Waldes mit dem Ausmaß von ca. 140 Fußballfeldern entspricht.
- Die Studierenden vom Team „Recovery Seat“ ermittelten, ob und wie die alten Stühle an Fans, lokale Sportklubs und Einrichtungen veräußert werden können. Sie entwarfen Konzepte für nachhaltige, karitative Projekte, die mit den Einnahmen finanziert werden könnten. Außerdem möchte das Team eine große Skulptur aus dem recyceltem Plastik schaffen, um den Fans eine Erinnerung für die emotionalen Momente auf den alten Sitzen zu erhalten.
- Das Team „No Limits Seat“ war vollkommen frei hinsichtlich der Ideen, wie die alten Sitze wiederverwertet werden könnten, etwa als Möbel oder Sportgeräte. Das Team konnte schließlich die Jury beim Pitch Ende Juni von seiner Idee eines „Soccer Court“ aus recyceltem Plastik überzeugen und ging als Siegerteam aus dem Wettbewerb hervor. Die Idee: Die entstehenden Mengen an Altplastik können wiederverwendet und der Rohstoff damit sinnvoll nachgenutzt werden. Dabei handelt es sich um ein mobiles Fußballfeld mit Toren und Plastik-Banden, das beispielsweise für ein Turnier auf einem Schulhof oder einer öffentlichen Veranstaltung aufgebaut werden kann. Herkömmliche Soccer Courts beinhalten kein Recycling-Material, so dass hier in der Sportartikelbranche neue, nachhaltige Impulse gesetzt werden. „Wir sind alle überglücklich, dass unsere Gruppe gewonnen hat. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten war sehr erfolgreich, der interdisziplinäre Austausch hat uns bereichert. Nicht zuletzt war uns die Teilnahme an diesem Projekt sehr wichtig, weil uns die Themen Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit sehr am Herzen liegen“, sagt Tom Sobotta vom Siegerteam.
Nachhaltigkeit motiviert
„Die Aufgabenstellung motivierte die Studierenden sehr stark. Sie konnten sich in einem professionellen Umfeld ausprobieren, was sich auch in der Vielzahl der Ideen widerspiegelte. Am Ende ist es fast schade, dass nicht genug Sitze zur Verfügung stehen, um alle Konzepte zu realisieren. Auf die Umsetzung der ausgewählten Projekte der Gruppen bin ich gespannt, insbesondere, da hier mit Unternehmen teilweise auch Neuland im Recycling betreten wird, was Effekte über das Projekt hinaus haben könnte. Die Studierenden lieferten wertvolle Impulse – nicht nur für RB und die Hochschule, sondern auch für die Industriepartner und letztlich für uns alle“, betont Prof. Holger Müller – und ergänzt: „Als Fußballfan freue ich mich besonders, in der kommenden Saison mit doppeltem Vergnügen im Stadion nachhaltig Platz zu nehmen.“
Jens May, Chief Operating Officer RB Leipzig: „Es war beeindruckend für uns, mit welcher Kreativität und mit welchem Fachwissen die Studierenden drei großartige Konzepte entwickelt haben. Es unterstreicht zum einen, wie immens wichtig Nachhaltigkeit ist, und wie innovativ und zielführend man damit umgehen und Lösungen entwickeln kann.“
RB Leipzig stiftete Preise für alle beteiligten Studierenden: Neben einem RBL-Trikot (natürlich aus recyceltem Material) reisen die Studierenden im August gemeinsam nach Salzburg, wo sie unter anderem den Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung von Red Bull treffen; das Siegerteam wird zudem in die RBL-Loge zu einem der kommenden Heimspiele eingeladen. -
HTWK-Ideen für nachhaltige Verwertung werden umgesetzt
Projektgruppe nach dem erfolgreichen Pitch. (Foto: RB Leipzig).
Die Red Bull Arena wird umgebaut, im Zuge dessen wurden im Sommer 2022 die alten blauen Stadionsitze durch neue rot-weiße Sitzelemente ersetzt. Die alten blauen Sitze sollten jedoch nicht einfach entsorgt, sondern weiterverwendet und damit nachhaltig genutzt werden.
Das Projekt findet nun mit der Umsetzung des Siegerkonzepts seinen Abschluss: Aus den Stadionstühlen wird ein recycelter Soccercourt.
-
„Die studentischen Teams haben wir hinsichtlich der Fachrichtungen gemischt, um interdisziplinäres Denken und Arbeiten zu vermitteln. Forschungsprojekte mit Partnern aus der Praxis sind für Studierende eine anschauliche Simulation des späteren Arbeitslebens. Die Thematik ist ebenfalls spannend: Hier ist Nachhaltigkeit kein abstrakter Lerninhalt, sondern wird mit Leben erfüllt.“
Prof. Dr. Holger Müller, HTWK-Professur für Supply Chain Management
#praxisnah
Studieren an der HTWK Leipzig
Unsere Hochschule gehört zu den forschungsstarken Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Deutschland. HAW's zeichnen sich durch einen klaren Fokus auf praxisorientierte Lehr- und Forschungsaufgaben aus. Wer also ein abwechslungsreiches und lebensnahes Studium anstrebt, ist an der HTWK Leipzig genau richtig. Und egal für welchen unserer Studiengänge man sich entscheidet, sie sind alle wissenschaftlich fundiert und praxisnah.