Ein Wochenende im Zeichen der Quantenphysik
Große Exkursion der HTWK Leipzig: Studierende reisen zum CERN und zum Paul-Scherrer-Institut
Am 04. April 2025 gegen ein Uhr nachts stiegen 45 Studierende aus allen Fakultäten der HTWK Leipzig voller Vorfreude (und Müdigkeit) in den Bus ein, der uns an diesem Wochenende über die Ländergrenzen bringen würde – zum CERN, dem Herzstück der europäischen Teilchenphysik.
Autor: Eric Gundermann (Mitglied des Orga-Teams)

CERN bedeutet wörtlich „Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire“, also Europäischer Rat für Kernforschung. Rein praktisch: Unzählige Labore für physikalische Grundlagenforschung, die die fundamentalen Bestandteile der Materie und ihre Wechselwirkungen untersucht.
Unter den 25 Mitgliedsstaaten ist Deutschland nicht nur der größte Geldgeber, sondern stellt auch eine große Zahl an Physiker*innen, Ingenieur*innen und Informatiker*innen, die am CERN tätig sind. Das Forschungszentrum ist damit nicht nur ein Anziehungspunkt für MINT-Begeisterte aus aller Welt, sondern auch eine vielversprechende Karrieremöglichkeit für HTWK Studierende.
Rund sechs Jahre waren seit der letzten HTWK-Exkursion ins rund 900 Kilometer entfernte Genf (Schweiz) vergangen – umso größer war die Freude, den Studierenden der HTWK in diesem Jahr endlich wieder eine Besichtigung der Großforschungsanlagen des CERN (anbieten zu können. Um dies zu ermöglichen, hat ein Arbeitskreis des StuRas über ein Jahr hinweg intensiv daran gearbeitet, die früher bereits öfter durchgeführte CERN-Fahrt pünktlich zu Beginn des Sommersemesters 2025 wiederzubeleben.
Nach vielen Stunden Busfahrt wurden die meisten beim ersten großen Zwischenstopp, einer Raststätte in Baden-Württemberg, wieder wach, umsich mit einem Frühstück to go für das erste Etappenziel zu stärken: das Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen (Schweiz).

Einblicke ins CERN
Nach einer erholsamen Nacht und einem stärkenden Frühstück ging es zurück über die Grenze direkt zum CERN. Nach der Akkreditierung hatten wir zunächst die Möglichkeit, die Ausstellungen zu besuchen. Obwohl die Zeit knapp bemessen und die Ausstellungsräume gut gefüllt waren, konnten die Studierenden bereits hier spannende Einblicke in die Grundlagenforschung des CERN gewinnen.
Nach dem Mittagessen starteten dann endlich unsere Führungen. Unsere Guides waren teils selbst deutsche Studierende, die am CERN im Rahmen von Abschlussarbeiten tätig waren. Auf unserer Tour wurden wir durch das Data Center und die Antimatter Factory auf dem CERN-Gelände geführt. Wir erfuhren, wie die enormen Datenmengen (rund 30 Petabyte im Jahr) der Experimente am LHC verarbeitet werden, und erhielten Einblicke in die Forschung an Antimaterie, insbesondere an Anti-Wasserstoff-Atomen.
Der LHC ist die bekannteste Anlage im CERN. LHC steht für Large Hadron Collider, das ist einer von neun Teilchenbeschleunigern und der größte der Welt. In einem knapp 27 Kilometer langen unterirdischen Tunnel werden Teilchen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und treffen dabei an vier Detektoren (ATLAS, ALICE, LHCb und CMS) aufeinander. Durch Milliarden Kollisionen pro Sekunde werden Bedingungen wie kurz nach dem Urknall erzeugt. Der LHC und die zugehörigen Detektoren sind einmalige ingenieurtechnische Meisterleistungen, wie sie sonst nirgendwo auf der Welt zu finden sind.
Ein Besuch des ATLAS, einem der Detektoren, war unserer Gruppe in diesem Jahr leider nicht möglich, da die Winterpause und die damit verbundenen Wartungsarbeiten bereits beendet waren.
Nach unserer Besichtigung im CERN folgten wir noch einer Einladung der HR-Abteilung, wo uns interessante Möglichkeiten für Abschlussarbeiten und eine Karriere am CERN vorgestellt wurden. Zum Abschluss des Tages hatten die Studis noch die Gelegenheit, die wunderschöne Stadt Genf zu besichtigen, wo sie ihren Abend frei gestalten konnten.
Auf der Rückfahrt am Sonntag konnten wir als Organisatoren auf ein sehr erfolgreiches und spaßiges Wochenende mit vielen interessanten Einblicken in die Quantenphysik zurückblicken. Den Studierenden bot sich die einmalige Chance, zwei der weltweit führenden Forschungseinrichtungen zu besichtigen – Orte, die den meisten Menschen in ihrem Leben verschlossen bleiben. Wir freuen uns zudem, dass diese Fahrt auch von Studierenden so gut angenommen und positiv bewertet wurde, die kein MINT-Fach studieren. Das Wochenende hat gezeigt, wie spannend und greifbar Spitzenforschung sein kann.
Wir sehen das Wochenende als erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Studierendenschaft und Hochschule und freuen uns darauf, das Projekt in den nächsten Jahren zu wiederholen. Um in Zukunft die gesamte Hochschule noch mehr als bisher einzubinden, möchten wir die Veranstaltung in Zukunft auch explizit für Mitarbeitende anbieten. Wegen der hohen Anmeldezahlen in diesem Jahr (über 250 Anmeldungen auf 48 Plätze) haben wir für die CERN-Fahrt 2026 zwei Gruppen angemeldet. So wird es möglich sein, mit 96 Personen nach Genf zu fahren. Davon möchten wir zunächst zehn Plätze für Mitarbeitende reservieren.

Besuch am Paul Scherrer Institut
Das PSI ist das weltweit einzige Institut, das die vier wichtigsten Sonden zur Erforschung der Struktur und der Dynamik kondensierter Materie auf einem Campus mit internationaler Nutzergemeinschaft aus Forschenden und Industrie zur Verfügung stellt. Es gehört zum ETH-Bereich der Schweizerischen Eidgenossenschaft und ist damit Teil eines Netzwerks führender Forschungsinstitutionen in der Schweiz. Da das Wochenende ganz im Zeichen der Quantenphysik stand, konnte uns die praktische Anwendung dieser Forschung – die u. a. zur Weiterentwicklung von Materialien, für die Entwicklung von Quantencomputern sowie in der Medizin genutzt wird – besonders begeistern.
Nach einer kurzen Einführung durften wir die interaktive Ausstellung besichtigen. Danach wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt und durch die verschiedenen Großforschungsanlagen geführt. Wir hatten Glück, dass sich einige der Anlagen in Wartung befanden, wodurch wir besonders tiefe Einblicke in die sonst vollständig abgeschottete Technik gewinnen konnten. Die Guides haben die Tour sehr umfangreich und nahbar gestaltet, sind auf unsere Fragen eingegangen und konnten Ihre eigene Begeisterung dadurch auf uns übertragen. Mit vielen neuen Eindrücken stiegen wir gegen Nachmittag erneut in den Bus, um die Reise zu unserer Unterkunft in Saint-Genis-Pouilly, gleich hinter der französischen Grenze, anzutreten.


Anmeldung zur CERN-Fahrt 2026
Die Anmeldung ist offen: Alle nötigen Informationen sind über den Linktree des StuRa abrufbar.
Danksagung
Unser Dank gilt den Fakultäten dem Förderverein der HTWK Leipzig sowie dem VDI Bezirksverein Leipzig e. V.. Durch ihre finanzielle Unterstützung konnten wir die Teilnahmebeiträge deutlich reduzieren (von über 200 Euro auf 100 Euro pro Person) und so einem viel größeren Kreis von Studierenden die Teilnahme ermöglichen.
Doch nicht nur die finanziellen Mittel haben die Fahrt zum Erfolg geführt. Auch für die Beiträge von Prof. Guido Reuther, der seine Freizeit darauf verwendet hat, einen sehr interessanten Fachvortrag bei unserer Informationsveranstaltung zu halten, und von Dr. Martin Schubert, der unsere Exkursion durch eine Studium-Generale-Veranstaltung begleitet hat, möchten wir uns ganz besonders bedanken.