„Miteinander, voneinander, füreinander“
Eine Handvoll Fragen an Dorothee Ulrich, Projektkoordinatorin des „Female Scientists Networks“, anlässlich des Weltfrauentages 2024
08.03.2024
Das Motto des Internationalen Frauentags 2024 lautet: "Frauen wählen!". Wie passend, wenn es darum geht, wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und neue Talente zu gewinnen, die mit Blick auf den Fachkräftemangel rar sind. Noch immer liegt der Anteil[1] von Männern über sämtliche Wissenschaftsbereiche hinweg z. T. weit über dem von Frauen. Insbesondere die Professorenschaft ist männlich dominiert. Zeit, etwas zu ändern: Frauen sollen angehalten werden, die wissenschaftliche Laufbahn aktiv zu wählen und ebenso die Chance haben, aktiv gewählt zu werden.
Das „Female Scientists Network“ (kurz FSN) möchte einen Beitrag zu einem Kulturwandel leisten. Projektkoordinatorin Dorothee Ulrich erklärt anlässlich des Weltfrauentages, worum es im FSN geht und welche Ziele damit verfolgt werden.
An wen richtet sich das Projekt?
DU: Studentin, Doktorandin, Mitarbeiterin, Postdoktorandin, Alumna oder Professorin - bei uns geht es um Sichtbarkeit und Austausch - deswegen sind all diese Frauen wichtige Zielpersonen für unser Netzwerk. Je mehr, desto besser. Der Fokus liegt auf dem wissenschaftlichen Personal. Das Motto lautet aber: „Miteinander, voneinander, füreinander“ - sämtliche Mitglieder der HTWK Leipzig können und dürfen sich also einbringen.
Warum ist der Frauenanteil in der Professorenschaft aus Ihrer Sicht deutschlandweit so gering (nur 28 %)?
DU: Ich denke, dass es zu wenige Vorbilder gibt, die einem zeigen, wie man es überhaupt anstellt, diesen Karriereweg einzuschlagen. Viele junge Frauen sind Erstakademikerinnen in ihrer Familie und kennen diese berufliche Perspektive deshalb nicht unbedingt. Ein anderes Thema ist natürlich die Work-Life-Balance. Familienplanung und/oder Pflegeverantwortung und Karriere scheinen mit Blick auf eine wissenschaftliche Laufbahn vorurteilsbelastet und schwer vorstellbar. Hier muss schlichtweg aufgeklärt werden. Und da sind wir auch an einem weiteren Punkt: Offenbar fehlen die Informationen genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie relevant wären. Eine wissenschaftliche Laufbahn kann ein ebenso logischer Karriereschritt sein wie sämtliche Konkurrenzangebote in der Wirtschaft.
Natürlich sind die Beweggründe immer sehr individuell und die genannten Punkte nur Teil des Problems.
Worum geht es im Projekt? Was sind konkrete Ziele?
DU: Wir möchten ein begleitendes Netzwerk bilden, das es Frauen ermöglicht, selbstbestimmt den wissenschaftlichen Werdegang einzuschlagen: wir möchten informieren, sichtbar machen und vernetzen. Außerdem soll das FSN eine Plattform sein, mit Hilfe derer Kollaborationen eingegangen werden können. Wie bereits erwähnt, müssen wir ein besseres Bild des wissenschaftlichen Karriereweges skizzieren - dafür bieten wir verschiedene Formate an. Zusatzqualifikationsangebote wie etwa bedarfsgerechtes Softskill-Training, Mentoring-Programme, Vernetzungsveranstaltungen und Role Model Talks runden das Angebot ab.
Welche Botschaft möchten Sie insbesondere Studentinnen mitgeben, die sich in ihrer Zukunftsplanung noch unschlüssig sind?
DU: Traut euch nachzufragen - informiert euch aktiv! Geht den ersten Schritt! Eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen - darauf kommen viele nicht. Vielleicht wäre es für die ein oder andere aber eine Option, mit der sie sich näher befassen könnte.
Vielen Dank für das Interview!
Ansprechperson
Förderprogramm FH-Personal
Im Rahmen des Programms „FH-Personal“ fördern Bund und Länder die Entwicklung und Umsetzung hochschul- und standortspezifischer Konzepte für neue Wege zur Gewinnung und Qualifizierung professoralen Nachwuchses.
Weitere Informationen sind auf der Webseite des Förderprogramms FH-Personal abrufbar.