Horizonte erweitern
Austausch von Hochschulpersonal über das Erasmus+ Programm
21. Mai 2024
Im Rahmen einer Erasmus+ Personalmobilität im Ausland über den eigenen Tellerrand blicken – das geht an der HTWK Leipzig und in Europa ganz einfach. Prof. Dr. Heiko Hartmann und Gastdozent Dr. Vincas Grigas zeigen, wie es geht.
Bevor Hochschulprofessor Heiko Hartmann im Herbst 2024 zu einem Gegenbesuch an die Universität Vilnius (Litauen) reist, verbrachte sein litauischer Kollege Dr. Vincas Grigas bereits Anfang des Sommersemesters 2024 einen einwöchigen Lehraufenthalt an der HTWK Leipzig. Im Rahmen des Erasmus+ Programms, das der Förderung der europäischen Zusammenarbeit dient, zeigen beide Hochschullehrenden exemplarisch, welche Vorteile ein solcher Austausch mit sich bringt und wie europäische Kooperation funktioniert. Wir haben mit beiden über ihre Erfahrungen gesprochen.
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Interview mit Dr. Vincas Grigas
Ist dies Ihre erste Personalmobilität?
ViGr: Ich bin zum zweiten Mal als Lehrkraft an der HTWK Leipzig. Prof. Heiko Hartmann hat mich großartig unterstützt und mir gezeigt, wie Studierende im Verlagswesen an der HTWK Leipzig unterrichtet werden. In Europa gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Studiengängen, die sich dem Verlagswesen widmen. Wir haben einen an der Universität Vilnius, also ist die HTWK Leipzig eine gute Anlaufstelle, wenn man wissen möchte, wie Verlagsstudiengänge anderswo durchgeführt werden.
Würden Sie andere Lehrkräfte ermutigen, an einem Erasmus+ Lehrendenaustausch teilzunehmen?
ViGr: Das ist sicher der beste Weg, um aus der eigenen Komfortzone herauszukommen. Ja, es ist eine ziemliche Herausforderung, da man Vorlesungen auf Englisch halten muss, die Studenten und ihre Gewohnheiten nicht kennt und nicht weiß, wie man auf Unwägbarkeiten reagieren wird, aber es hilft, etwas über sich selbst herauszufinden und seine Fähigkeiten bei der Arbeit in einem ungewohnten Umfeld zu stärken. Das Wichtigste ist jedoch die Möglichkeit, Kontakte zu Menschen zu knüpfen, die aus demselben Bereich kommen, aber an einer anderen Hochschule arbeiten.
Was ist Ihr Eindruck von der HTWK Leipzig und der Stadt Leipzig?
ViGr: Der Campus der HTWK Leipzig ist beeindruckend. Das Lipsius-Gebäude sieht zwar von außen streng und regelkonform aus, aber innen herrscht eine lockere und warme Atmosphäre. Mir gefällt die Gestaltung der Hörsäle; sie sind sowohl für Einzelvorlesungen als auch für Gruppenarbeit geeignet, und die Einrichtungen im Lipsius-Gebäude scheinen darauf ausgelegt zu sein, nach den Vorlesungen eine warme Atmosphäre zu schaffen.
Auch die Bibliothek in der Nähe des Lipsius-Gebäudes hat mir gut gefallen. Sie ist gut für ruhiges Arbeiten konzipiert und bietet eine Fülle von Studienmaterialien. Vor einiger Zeit war ich für die Leitung der Bibliotheksabteilung an der Universität Vilnius verantwortlich, daher war es interessant zu sehen, wie die Bibliothek aus bibliothekarischer Sicht gestaltet ist. Mein Eindruck ist gut. Sie hat alles, was man von einer modernen wissenschaftlichen Bibliothek erwarten kann.
Leipzig hat alles, was man braucht, um eine gute Zeit zu verbringen. Ich bin jetzt zum dritten Mal in Leipzig und finde immer noch neue Dinge, die ich sehen möchte. Für Eltern mit Kindern ist ein Besuch im Zoo ein Muss. Auch das Stadtzentrum mit seiner gemütlichen Altstadt ist einen Besuch wert, mit lebendigen Cafés und Restaurants. Das alte Rathaus, die Thomaskirche und das Paulinum sind auch für diejenigen sehenswert, die schon „alles“ gesehen haben. Zu guter Letzt empfehle ich eine Bootsfahrt, bei der man die Stadt aus einer anderen Perspektive erleben kann.
Warum nehmen Sie am Erasmus+ Programm teil? Welche Vorteile ergeben sich für Ihren Unterricht und für Sie persönlich?
ViGr: Erasmus+ ist eine gute Möglichkeit, den Studienprozess außerhalb der eigenen Einrichtung besser kennenzulernen. Es ist eine Sache, darüber zu lesen oder Präsentationen zu sehen. Eine ganz andere Sache ist es, die Möglichkeit zu haben, in Vorlesungen und Seminaren mit Studierenden zu interagieren und auch mit Lehrkräften zu diskutieren. Dieses Programm hilft dabei, von außen zu sehen, wie die eigene Lehre aussieht und wie sie von anderen durchgeführt wird. Es gibt einige Details, die einen Unterschied machen und nur, wenn man in den Prozess eintaucht, kann man sie erkennen. Für mich persönlich ist der größte Vorteil, dass ich die Möglichkeit habe, eine persönlichere Beziehung zu Kollegen von anderen Universitäten aufzubauen. Diese persönliche Note ist in einem angespannten akademischen Umfeld immer sehr hilfreich. Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie Prof. Heiko Hartmann mich in das Umfeld der HTWK Leipzig integriert hat.
Interview mit Prof. Heiko Hartmann
Wie haben Sie beide sich kennengelernt? Wie kam es zu diesem Personalaustausch?
HeHa: Dr. Grigas ist zum ersten Mal als Gastdozent 2023 an der HTWK gewesen und hat Vorträge zum Thema „Academic Journals, Open Access and Editorial Processes“ gehalten. Er hat selber den Kontakt gesucht und mich per E-Mail kontaktiert, weil er online herausgefunden hatte, dass sich seine Forschungsgebiete an der Fakultät für Kommunikationswissenschaft der Universität Vilnius in mehrfacher Hinsicht mit den Lehr- und Arbeitsgebieten in unseren Studiengängen „Buch- und Medienwirtschaft“ und „Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ decken. Insofern waren seine Vorträge und die Gespräche mit ihm im Kollegenkreis sehr gewinnbringend. Über die fachliche Verbindung hinaus ergab sich so eine auch persönliche Sympathie und Gesprächsebene, die nun dazu führt, dass Dr. Grigas nicht nur erneut als Gastreferent in eines meiner Masterseminare kommt, sondern ich selber auch einen einwöchigen Erasmus-Aufenthalt an der Universität Vilnius im Herbst 2024 plane, wo ich einen Workshop zur Zukunft des Lesens und den Konsequenzen für Verlage, Bücher und Medienprodukten anbieten werde.
Sie beide setzen sich für die Internationalisierung der Lehre ein. Warum ist ein solcher Austausch von Lehrkräften in diesem Zusammenhang so wertvoll?
HeHa: Internationaler Austausch ist sozusagen das „Salz in der Suppe“ jeder Wissenschaft, denn er führt immer zur Methodenreflexion, Horizonterweiterung und fachlichen Bereicherung und Vertiefung. Jedes Land hat seine eigene Wissenschaftstradition und disziplinäre Perspektive. Das bedeutet Lernen auf beiden Seiten. Und nicht zuletzt bringt die Vernetzung auch Chancen für unsere Studierenden, etwa im Hinblick auf Auslandssemester, Praktika und Ansprechpersonen für international angelegte Abschlussarbeiten, z. B. im Bereich Lizenzhandel und Globalisierung der Buchmärkte.
Sie gehen im September 2024 im Rahmen der Erasmus+ Personalmobilität an die Universität Vilnius. Was erwarten Sie von dieser Erfahrung?
HeHa: Es ist das erste Mal, dass ich in Litauen sein werde. Deshalb erhoffe ich mir neben der fachlich-methodischen Bereicherung und persönlichen Vernetzung mit den Fachkolleginnen und Kollegen dort auch eine Vertiefung meines Verständnisses der litauischen Geschichte und universitären Kultur. Ich bin gespannt auf die schöne Stadt, immerhin UNESCO-Weltkulturerbe. Und ganz besonders freue ich mich auf die Begegnung mit den litauischen Studierenden und bin gespannt, welche Fragen sie haben und wie sie denken, vielleicht auch im Unterschied zu meinen Studierenden hier an der HTWK. Ich hoffe also auf eine positive Inspiration – wissenschaftlich, didaktisch und kulturell. Und vielleicht lässt sich die Brücke zwischen der HTWK und der Universität Vilnius ja so auch weiter festigen und ausbauen. Die Verlagsbranche ist „people's business“, und das gilt auch für die wissenschaftliche Community. Brücken baut man am besten vor Ort, und zwar nicht nur im Fachgespräch, sondern auch bei einem Glas Wein.
Die HTWK Leipzig hat die Internationalisierung in allen Bereichen und Aufgabenfeldern als wichtige Dimension der Weiterentwicklung identifiziert. Alle Lehrenden und Mitarbeitenden der HTWK Leipzig haben die Möglichkeit, über verschiedene Förderprogramme international eingebunden zu arbeiten und sich im Ausland fortzubilden. Nehmen Sie gerne Kontakt zum Akademischen Auslandsamt auf, um Sie sich informieren und beraten zu lassen.
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Fördermöglichkeiten
Förderung für Hochschulpersonal (Infos von der NA DAAD)
Bedeutung von ERASMUS für die Internationalisierung der Hochschulen (Infos von der NA DAAD)